Nach der Wende wurde manches Todesurteil
bei der Eisenbahn verhängt. So auch
gegen die über 100 Jahre alte Schmalspurbahn
Oschatz — Mügeln — Kemmlitz, ein
Teil des „Mügelner Schmalspurnetzes" mit
Mügeln als größtem Schmalspurbahnhof
Europas. Der damalige Berliner Schienenverkehrs-Verband
(heute Deutscher Bahnkunden-Verband -DBV-, Landesverband
Berlin) beschäftigte sich im Frühjahr 1991
mit dem Antrag eines Mitgliedsvereins,
der Fahrgastinitiative Neukölln. Dort wurde
vorgeschlagen, für diese Strecke eine
Patenschaft zu übernehmen und sie damit
zu retten. Es waren 14 Berliner Vereine, die
diesen Beschluß getragen haben! So konnte
der damalige Landesvorsitzende Gerhard
J. Curth am 1. September 1991 mit
dem Vizepräsidenten der Reichsbahndirektion
Dresden auf dem Bahnhof Oschatz
die Patenschaftsurkunde unterzeichnen.
Der DBV (seinerzeit „Pro Bahn") gründete
1992 mit dem Landkreis eine Vorbereitungsgesellschaft,
die mit der Deutschen
Reichsbahn Übernahme aushandelte,
die am 17. Dezember 1993 durch die
Döllnitzbahn GmbH (DBG) erfolgte.
Die Bahn entwickelte sich zu einem
wichtigen Partner in der Region. Nicht nur
als regionaltypisches Kleinod, sondern
auch als Wirtschaftsfaktor und Verkehrsrückgrat.
Das Güteraufkommen auf der
Schiene erhöhte sich und es wurden hierfür
neue Fahrzeuge beschafft. Um sich im
Alltagsverkehr behaupten zu können, wurde
die Verkehrsabwicklung auf Dieselbetrieb
umgestellt. Seit 1995 fahren über
230 Schüler täglich zwischen Altmügeln
und Oschatz zur und von der Schule mit
der Bahn.
Für Mai 1999 ist die Einbeziehung der
DBG in den ÖPNV des Nahverkehrszweckverbandes
Leipzig vorgesehen. Zu jedem
Zug von und nach Leipzig wird es Anschluß
an die DBG geben: Oschatz wird
die dritte S-Bahn-Stadt Sachsens werden.
Bei der Döllnitzbahn haben die Bahnkunden
das Heft selbst in die Hand genommen
und Zeichen gesetzt. Hoffentlich
folgen noch viele Beispiele! Deutscher Bahnkunden-Verband
Landesverband Berlin
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