In seiner Einführung machte Herr Graetz
die zahlreichen Anwesenden mit den
laufenden Aktivitäten des Unternehmensbereiches
Bus vertraut. So hat sich die
Überzeugung durchgesetzt, möglichst Bus
und Straßenbahn auf gemeinsamen Fahrstreifen
und Haltestellen-Bereichen zu
führen. Beispiele dafür gibt es bereits in
Köpenick (Bahnhof-/Lindenstraße), in der
Pankower Grabbeallee und in der Friedrichstraße.
Die Beschleunigung durch vermehrte
Busspuren, Sonderschaltungen an
Ampeln, verbesserte Haltestellenlagen soll
jetzt in Angriff genommen werden. So
werden zur Zeit Möglichkeiten zur generellen
Beschleunigung kompletter Linien
am Beispiel der Linie 101 untersucht.
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Für die Buslinie 101 U-Bahnhof Turmstraße-Zehlendorf, Sachtlebenstraße werden derzeit generelle Beschleunigungsmöglichkeiten geprüft. Foto: Marc Heller, Juni 1999 |
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Das Wundermittel RBL (Rechnergestütztes
Betriebsleitsystem) soll das ermöglichen
und kommt nun langsam (mit den
üblichen EDV-Problemen und Verzögerungen)
in die Einführungsphase. Da die Einbauzeit
für das RBL pro Bus mit fünfzig
Arbeitsstunden veranschlagt ist, wird
allein der Einbau in den Bus-Fuhrpark
neun Monate dauern. Dennoch sollen ab
Mai die ersten Wagen mit RBL im
regulären Linieneinsatz laufen und zum
Beispiel mit RBL gesteuerten Innenansagen
ausgerüstet sein, die die auftretenden
Falschinformationen durch
menschliche Schwächen vergessen
machen sollen. Weiterhin werden an ausgesuchten
Haltestellen mittels dynamischer
Aushang-Fahrpläne und Tafeln
reale Ankunftszeiten von Buslinien
mitgeteilt. Auch im Falle von Betriebsstörungen
erhält der Fahrgast in kurzer Zeit
aktuelle Informationen.
Es folgte ein kurzer Überblick über
Änderungen zum Fahrplanwechsel, die
erkennbar unter dem Vorzeichen der
Kosten-Neutralität liegen. Häufige Auseinandersetzungen
mit städtischen Verwaltungen
verlangt der Nachtbus-Knoten
Hackescher Markt, über dessen
endgültige Umsteigesituation noch immer
nicht abschließend entschieden ist.
Nicht zuletzt wurde von Herrn Graetz
die werbewirksame Einführung der neuen
Jet Express Bus Linie „TXL" zum Flughafen
Tegel verteidigt. Verständlich, muß die
BVG dieses Projekt doch eigenwirtschaftlich
betreiben und als ein unternehmerisches
Risiko erscheint diese Linie, zudem
sich die Berliner Flughafen-Gesellschaft in
Tegel nicht sehr kooperativ zeigte.
Die folgende Diskussion mit dem Publikum
zeigte ein Spiegelbild immer wiederkehrender
Probleme, die schon Themen
auf vergangenen Bus-Sprechtagen waren
und offensichtlich leider nicht an Aktualität
verlieren. Dazu gehören nach wie vor
zu früh fahrende Busse (besonders) in den
Schwachverkehrszeiten, sowie auf
Fahrten, die mit Schichtwechsel beim
Fahrpersonal verbunden sind. Mehrere
Anwesende beklagten dies bei der Linien
221, wo Verfrühungen bis zu fünf
Minuten auftreten. Auch Haltestellenlagen
oder gänzlich fehlende Zustiegsmöglichkeiten
waren wiederholt Grund
von Kritik aus dem Publikum.
In den erfrischend locker, aber sehr umfassend
gegebenen Antworten zeigte sich
neben den ernsthaft zur Kenntnis genommenen
Verfrühungsproblem auch eine
Macht- und Hilflosigkeit bei der leidigen
Haltestellen-Problematik. Da entstehen
neue Wohnanlagen im Staakener Stadtrandgebiet
an der Heerstraße. Der BVG
werden vom Landespolizei-Verwaltungsamt
dort neue Haltestellen verweigert,
weil hier 70 km/h zugelassen sind. Bei
solchen Geschwindigkeiten wird eine Haltestelle
nur genehmigt, wenn gleichzeitig
eine Fußgängerampel zur Überquerung
gebaut wird. Mit derartig überzogenen
behördlichen Anforderungen wird der
BVG faktisch die Fahrgastbedienung in bestimmten
Bereichen verboten. Ein ähnliches
Resultat gibt es im Neubaugebiet in
Rudow, wo der mit Haltestellenbuchten
ausgestattete Straßenzug nicht bedient
werden darf, weil die Polizei die Neuhofer
Straße als „für Linienbusse nicht geeignet"
einstuft und Fahrgäste einen zwei
Kilometer langen Fußweg zumutet.
Die Neubausiedlung am Aalemannenufer
in Spandau darf nicht befahren werden,
weil dies der Investor nicht wünscht.
Am S-Bahnhof Treptower Park werden in
Fahrtrichtung Ostkreuz an der Hoffmannstraße
für die Linie 194 und am S-Bahnhof
Lichterfelde West in der Drakestraße von
den Behörden Haltestellen wegen des
fließenden Verkehrs verweigert. Alle diese
angesprochenen Standorte würde die
BVG gerne bedienen - sie darf nicht!
Verbesserungen wurden lediglich für
den Bereich Hugo-Cassirer-Straße nach
Fertigstellung der Daunstraße angekündigt.
Die Linie 131 soll dann bis U-Bahnhof
Haselhorst durchgebunden werden.
Streitigkeiten mit nach mehr Ladenverkaufsfläche
heischendem Eigentümer verhindern
eine baldige Wiederinbetriebnahme
des Busbahnhofs im Steglitzer
Kreisel und bescheren weiterhin lange
Fußmärsche. Etwas Gutes gibt es in
puncto Wartehallen: der Bestand soll
stetig bis auf 80 Prozent steigen.
Als Problem entpuppte sich auch die
Taktausdünnung länderübergreifender
Linien, was sich in massiven Beschwerden
von Glienicker und Schildower Bürgern
über die auf sechzig Minuten ausgedünnte
Fahrtfolge der Linie 107 ausdrückte
(siehe Artikel in diesem Heft). Herr
Graetz bedauerte die Entwicklung ausdrücklich,
verwies letztlich aber auf die
politische Problematik. Brandenburger
Politiker halten den Bedienungsstandard
für ausreichend, Berlin verweist auf die
Ländergrenze und erklärt sich für nicht
zuständig. Die Publikumsdiskussion zeigte
hier sehr deutlich, welche weitreichenden
(auch direkt Berlin betreffenden) Folgen
eine derartige „Scheuklappen-Sichtweise"
auslöst. Die im Linienverlauf mit der Linie
107 identische Nachtlinie N 51 wurde
nach Rückzug aus Brandenburger Gebiet
auf dem verbleibenden Berliner Reststück
bis Schildow von nur noch maximal zehn
Fahrgästen pro Nacht benutzt und dann
eingestellt. Ein anwesender Bürger aus
der Neubausiedlung Blankenfelde muß für
20,- DM mit dem Taxi nach Hause fahren
und sieht das nicht ein. In diesem Punkt
ließ die Beantwortung doch Ratlosigkeit
erkennen, Motto: wir würden ja, aber wer
zahlt?
Weitere Fragen betrafen planmäßig verpaßte
Anschlüsse am Bahnhof Lichterfelde
Ost und ungleiche Taktfolgen bei der Linie
125. Wenngleich es dafür Anschlußbeziehungs-
sowie umlaufbedingte Gründe
gibt, war es erfreulich, daß Herr Graetz
versprach, sich auch solcher „unlösbarer
Fragen" anzunehmen. Eine von ihm als
Beispiel vorgebrachte Einzellösung für
einen Problemfall in Tagesrandzeit, in
diesem Fall eine Sonderbedienung im
Raum Ahrensfelde für einen Fahrgast zu
einer bestimmten Zeit an einer aus dem
Linienlauf herausgefallenen Haltestelle, ist
ein positiver Ansatz und wäre noch vor
kurzer Zeit bei der Behörde BVG völlig
undenkbar gewesen.
Die Veranstaltung vermittelte, daß sich
eine veränderte BVG präsentiert, bei der
Dienstleistung und Kundenorientierung
keine Fremdworte mehr sind.
Hoffen wir, daß sich dieser Eindruck
auch in der Praxis bewahrheitet. Dann
könnte man als Fahrgast auch schon mal
darüber hinwegsehen, daß man aus
einigen Busfenstern nichts mehr sieht,
weil sie in einer Ganzflächenwerbung
untergegangen sind. Ja, das liebe Geld ... IGEB
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