Schienenverkehrswochen 1999

Eine Zukunft für die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn

Am 30. Mai 1999 fand in Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen eine Diskussionsveranstaitung über diesen kleinen Straßenbahnbetrieb am östlichen Stadtrand statt.

Die Straßenbahn fährt vom S-Bf Friedrichshagen nach Schöneiche und Rüdersdorf in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree. Beide Gemeinden und Kreise sind Eigentümer der Bahn - ziemlich einmalig, daß Kommunen dieser Größe einen Straßenbahnbetrieb unterhalten.

Diskusionsrund
Diskussion mit dem Chef der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn, Gemeinde- und Kreisvertretern, des VBB, Brandenburgischen Landtags, des Berliner Abgeordnetenhauses und vom Berliner Fahrgastverband. Das Brandenburgische Verkehrsministerium glänzte durch Abwesenheit (deshalb der leere Stuhl... ?). Foto: Michael Hasse

Seit der Wende hat die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn eine positive Entwicklung genommen. Ein Großteil der Schienen und der Oberleitung sind erneuert, acht Fahrzeuge vom Typ KT4D wurden von anderen Betrieben gebraucht übernommen, von denen vier modernisiert wurden. Bei den vier anderen lohnt sich die Modernisierung nicht, sie sind jedoch weiterhin betriebsfähig. Für Baustellenverkehre stehen Zweirichtungsfahrzeuge aus DDR-Produktion zur Verfügung. Mittelfristig muß der Fahrzeugpark erneuert werden. Gerne würden man Zweirichtungswagen nehmen, um auf verkehrliche Anforderungen zu reagieren. Auch zukünftig können nur „Second-Hand-Fahrzeuge" beschafft werden, fabrikneue sind unerschwinglich.

In der Diskussion zeigten sich die Probleme des Unternehmens. So muß immer wieder bewiesen werden, wie wichtig der Betrieb ist. Dies ist nicht einfach, da gerade das flache Land in Brandenburg weitgehend vom ÖPNV abgekoppelt ist. Daher wird die Straßenbahn manchmal als „Luxus" empfunden. Es gibt jedoch die Aussage der Kreise, die Straßenbahn so lange zu unterstützen, wie auch Schöneiche und Rüdersdorf dazu stehen.

Die Berliner Forstverwaltung verlangt für die Strecke im Stadtforst bei Friedrichshagen 1,40 DM pro Jahr und Quadratmeter genutzter Waldfläche als Pacht. Der Berliner Vertreter sagte, daß auch von der BVG eine Pacht für die Köpenicker Strecken im Berliner Stadttforst zu entrichten sei. IGEB-Vorschlag zur Güte: Alle betroffenen Straßenbahn-Unternehmen (also auch die Woltersdorfere Straßenbahn) zahlen für die gesamte Nutzung jährlich eine symbolische Pacht von einem Euro an die Berliner Forsten.

Die Fahrgastzahlen sind nach 1989 zurückgegangen, haben sich inzwischen wieder auf über 4.500 Fahrgäste pro Tag erhöht. Ein weiterer Zuwachs ist zu erwarten, wenn der Zuzug anhält. Für viele ist die Straßenbahn ein Grund, hierhin zu ziehen. Dies weiß man in den Gemeinden und unterstützt auch deshalb die Straßenbahn.

Der Straßenbahnbetrieb unternimmt einiges, um die Fahrgäste „bei der Stange" zu halten. Originell ist die Idee, Jahreskarten-Käufern die Karte nach Hause zu bringen. Eine Bitte an alle Schöneicher und Rüdersdorfer, ihre VBB-Fahrkarten möglichst bei „ihrem" Unternehmen zu kaufen. 10 % der Einnahmen verbleiben bei dem Unternehmen, das den Fahrschein verkauft. Und diese 10% unterstützen das Unternehmen direkt.

IGEB, Abteilung Stadtverkehr

aus SIGNAL 5/1999 (August 1999), Seite 7

 

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