In den nächsten Jahren werden durch Netzänderungen (zum Beispiel
Nordkreuz) auf jeden Fall neue Linienführungen notwendig. Durch
den Netzausbau kann die S-Bahn ihre Vorteile als
schnellstes innerstädtisches
Verkehrsmittel besser zur Geltung bringen.
Zusammen mit den zahlreichen geplanten
und teilweise fast fertigen Bebauungsverdichtungen
im Stadtgebiet und Stadtrand
Berlins wird dies zu einem Fahrgastzuwachs
führen. Neben einer neuen
Linienstruktur ist deshalb auch eine Ausweitung
des jetzigen Angebotes nötig.
Diesen Notwendigkeiten trägt nach Ansicht
des Berliner Fahrgastverbandes IGEB
dieses Konzept Rechnung.
Diese Gelegenheit sollte genutzt werden,
um mehr Systematik in die Linienführungen
zu bringen und eine bessere
Abstimmung mit dem Regionalverkehr zu
erzielen. Der Fahrgastverband IGEB stellt
hier ein Konzept vor, daß diesen Gegebenheiten
Rechnung trägt. Dabei ist es sehr
hilfreich, daß das Netz der Berliner S-Bahn
schon von seiner Anlage sehr gut
durchdacht ist.
Das Ringsystem ...
... ist der älteste Teil der S-Bahn in Berlin.
Die Züge des Vollrings bekommen als
Rückgrat die Liniennummer S1 und verkehren
den ganzen Tag über alle 10
Minuten. Zusätzlich zu ihnen verkehrt auf
dem Süd- und Westring die Linie S6 von
Königs Wusterhausen nach Gesundbrunnen
(die heutige S46). Als eine der
wichtigen Grundlinien im Netz bekommt
sie eine einstellige Nummer. Die heutige
S45 heißt demnach S65 und wird ebenfalls
nach Gesundbrunnen verlängert.
Dadurch ergeben sich auf fast drei
Vierteln des S-Bahn-Ringes einen durchgehenden
5-Minuten-Takt im Tagesverkehr.
S10 und S8 bleiben in ihrer jetztigen
Form erhalten, die S8 als Ergänzung zur
Stammlinie S10 heißt dann aber S16.
Auch zwischen Schönhauser Allee und
Treptower Park gibt es auf diese Weise
einen 5-Minuten-Takt (S8, S10 und S1).
Im Abendverkehr entfällt die Linie S16 und
die S65 wird verkürzt. Anstelle der in der
Tabelle angegebenen Version Grünau -
Papestraße (um das bisherige Angebot
von zwei Zuggruppen in Grünau zu halten),
ist auch eine Führung Flughafen
Schönefeld - Papestraße denkbar, da der
Südring im Gegensatz zur Stadtbahn nicht
alternativ mit dem RegionalExpress erreichbar
ist.
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Zuggruppen- und Linienübersicht |
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Lediglich die nur von der S1 befahrenen
Abschnitte Gesundbrunnen - Schönhauser
Allee und Treptower Park - Neukölln
werden im Tages- und Abendverkehr
„nur" alle 10 Minuten bedient. Auf dem
Ostring werden zwischen Gesundbrunnen
und Papestraße zwei zusätzliche Zuggruppen
im Berufsverkehr gefahren, was von
Schönhauser Allee bis Treptower Park und
von Neukölln bis Papestraße einen ungefähren
3-Minuten-Takt ergibt.
Die Stadtbahn ...
... bildet das Herzstück des S-Bahn-Netzes.
Sie wird zu allen Tageszeiten im 4-Minuten-Grundtakt
von fünf Linien bedient.
Dadurch ergeben sich auch abends
zu allen fünf Außenstrecken an der
Ostseite direkte Züge. Neben Verstärkern
im Tagesverkehr wird in der Hauptverkehrszeit
ein 2-Minuten-Takt durch Verdichtung aller
fünf Linien auf einen 10-Minuten-Takt
angeboten. Auf der S75
zwischen Warschauer Straße und Grunewald
kann bei Überlastung der Stadtbahn
auch ein 20-Minuten-Takt vertreten werden.
Im Abendverkehr fährt von Ostbahnhof
nach Ahrensfelde und Köpenick alle 10
Minuten ein Zug.
Die „Arbeitsteilung" mit der Regionalbahn
ist für die Stadtbahn von großer Bedeutung.
Die Strecke nach Spandau wird
von den Linien S3 und S5 befahren, damit
sich keine unnötige Konkurrenz zu den RE-Zügen
nach Flughafen Schönefeld ergibt
und beide Hauptstrecken am östlichen
Ende der Stadtbahn direkt erreichbar sind.
Nach Potsdam fährt nur noch eine Zuggruppe
der S7, die anderen Fahrten von
Wannsee nach Potsdam übernimmt die
Linie S4 von Oranienburg. Auf diese Weise
werden doppelte Angebote mit DB-Regio,
zum Beispiel Potsdam - Berlin Stadtbahn,
reduziert und neue umsteigefreie Verbindungen
geschaffen. Das bedeutet auch
abends einen 10-Minuten-Takt zwischen
Wannsee und Potsdam. Der Verstärker der
unveränderten S9 zum 10-Minuten-Takt
(heute S6) heißt dann natürlich S95 und
wird ebenfalls im Berufsverkehr nach
Westkreuz verlängert. Die Führung der S
75 nach Grunewald ist notwendig wegen
der starken Belastung der Kehranlage
Westkreuz. Es ergibt sich ein regelmäßiges
Nummernschema aus den Linien S3, S5,
57, S9 und S75.
Das Nord-Süd - System ...
... besteht aus den drei Linien S2, S4 und
58. Die S4 und das Linienpaar S2 und S8
bilden zwei sich überlagernde 5-Minuten-Takte.
Die S4 übernimmt den Verlauf der
heutigen S1 und wird ganztägig alle 20
Minuten nach Potsdam verlängert. Der 5-Minuten-Takt
wird im Berufsverkehr von
Waidmannslust bis Wannsee angeboten,
wo auch abends alle 10 Minuten gefahren
wird (am Tage ab Frohnau).
Die S2 fährt zwischen Hennigsdorf und
Blankenfelde und die S8 Bernau - Teltow
Stadt. Auch nach Hennigsdorf wird in der
HVZ alle 10 Minuten gefahren, da es
keinen Regionalbahn-Anschluß an Berlin
gibt. Außerhalb des Beufsverkehrs reicht
die zweite Zuggruppe bis Tegel. Ohne
Streckenausbau ist dies möglich, weil sich
bei Beibehaltung der Kreuzung in Mahlow
die Zugbegegnungen im Nordabschnitt
nach Reinickendorf und Heiligensee verschieben.
Die Verstärkungszüge aus dem
Süden haben in Tegel zehn Minuten Wendezeit.
Abends bilden S8 und S10 zwischen
Blankenburg und Bornholmer Straße sowie
S8 und S2 von Bornholmer Straße
nach Priesterweg einen 10-Minuten-Takt,
wenn sie ihre Fahrplanlage gegenüber
dem Tagesverkehr ändert. Zwischen der
S2 und S10 ergibt sich damit in Bornholmer
Straße ein bahnsteiggleiches
Umsteigen ohne Zeitverlust. Zusammen
mit der alle 10 Minuten fahrenden S4
ergibt sich zwischen Anhalter Bahnhof
und Bornholmer Straße im Abendverkehr
rechnerisch ein 5-Minuten-Takt.
Außerdem bietet dieses gleichmäßige
Angebot die besten Umsteigemöglichkeiten
vom östlichen Südring und Schöneweide
zur Nord-Süd-Bahn.
Schlußbetrachtung
Mit diesem Angebot wird die S-Bahn der
mittelfristig erwarteten Nachfrage gerecht.
Außerdem ist dieses Angebot mit
einem Bestand von etwa 850 Viertelzügen
incl. Werkstattreserve von etwa 12,5%
fahrbar. Das bedeutet, nur 50 zusätzliche
Viertelzüge sind zu der jetzigen Option auf
550 Stück der Baureihe 481 zu ergänzen,
um auf alle Altbaufahrzeuge verzichten zu
können.
Die Angebotsausweitung mit diesem
fast unveränderten Bestand ist auf einigen
Strecken beachtlich: Auf der Stadtbahn im
Berufsverkehr von heute 21 Züge auf dann
30 Züge stündlich, auf der Nord-Süd - Bahn
von 18 Zügen auf 24 Zügen stündlich und
auf der Wannseebahn von heute sechs auf
zwölf Züge pro Stunde.
Trotzdem bleibt der Ausbaubedarf für
dieses Angebot begrenzt. Es werden keine
zusätzlichen Kehrgleise und Verbindungskurven
notwendig.
Für dieses IGEB-Konzept wurden nur die
beschlossenen Aus/Umbauten bis 2004
berücksichtigt. Auf weitere Ausbauten
wurde hier wegen des kurzfristigen Betrachtungshorizontes
bewußt verzichtet.
Die Signalanlage auf der Stadtbahn ist
offiziell auf die hohe Zugdichte ausgelegt,
denn es sollen sogar 40 Züge pro Stunde
möglich sein (entspricht dem vom Hersteller
zugesicherten 90-Sekunden-Takt).
Die fahrplanmäßige Nichtnutzung der
Nordringkurve Ostkreuz und der Halenseekurve
begründet sich in betrieblichen
Problemen. Bei einer ständigen Nutzung
der eingleisigen Halenseekurve ist in Richtung
Halensee das Ringgleis Richtung
Westkreuz niveaugleich zu kreuzen, was
bei dichtem Takt große betriebliche Probleme
mit sich bringt. Die Nordringkurve
ist in Ostkreuz nur mit einem Bahnsteig
Richtung Nordring ausgestattet. Außerdem
sollen sich Fahrplan-Unregelmäßigkeiten
der Stadtbahn möglichst nicht auf
das Ringsystem übertragen.
Die neue Nummernsystematik mit den
ungeraden Liniennummern auf der Stadtbahn
und den geraden Liniennummern,
deren Nummern eine Verdoppelungsreihe
ergeben, auf der Nord-Süd-Bahn, erfordert
nur einen geringen Aufwand.
Insgesamt brauchen nur drei Stammlinien
eine neue Nummer.
Eine weitere Ausweitung würde erst der
Bau der zweiten Nord-Süd-S-Bahn („S21")
mit Verbindungen zum Ring an beiden
Enden mit sich bringen. IGEB,
Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr
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