Von den Vorschlägen der Gutachter stieß
letztlich nur einer auf Wohlwollen: vorhandener
Parallelverkehr von Bussen und
Bahnen muß, soweit möglich, abgebaut
werden; insbesondere für den ab Dezember
von der Straßenbahn erschlossenen
Nordwesten der Stadt müssen Lösungen
kurzfristig gefunden werden.
Zu den weiteren Sparvorschlägen der
Gutacher, die auch zu Einschränkungen
des Tramverkehrs führen sollen, hat der
Deutsche Bahnkunden-Verband, Regionalverband
Potsdam-Mittelmark eine
kritische Haltung bezogen. Auch wenn die
Auslastung der Straßenbahn auf dem Ast
zwischen Holzmarktstraße und Glienicker
Brücke unbefriedigend ist, wäre die
Umstellung auf Busbedienung das falsche
Signal. Außerdem wären 2,6 Mio. DM Fördermittel
zurückzuzahlen, da die Strecke
erst Anfang der 90er Jahre rekonstruiert
worden ist.
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Sorgenkind der Potsdamer ist die Straßenbahn-Linie 93 zur Glienicker Brücke. Foto: Frank Böhnke |
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Die Straßenbahn muß, so haben es auch
die Kommunalpolitiker stets bestätigt, das
Rückgrat des ÖPNV bleiben bzw. werden.
Deshalb muß anstelle vorgeschlagener Angebotsreduzierungen
alles getan werden,
um eine bessere Auslastung des vorhandenen
Angebots zu erreichen. Dazu gehören
solche im Gutachten nicht berücksichtigten
Mittel wie der verstärkte Einsatz
von Ampel-Vorrangschaltungen und Busspuren,
aber auch die bessere Fahrgastinformation.
Die Straßenbahn-Netzoptimierung ist
bereits „am Ende der Fahnenstange"
angekommen. Weitere
Einschränkungen, auch in
Erwägung gezogene, im
Gutachten nicht vertiefte
drastische Einschränkungen
im Abend- und
Nachtverkehr bis hin zur
völligen Einstellung müssen
abgelehnt werden.
Sie wären der Anfang
vom Ende des ÖPNV in
Potsdam.
Hinterfragt werden
müssen auch die in
einigen Teilen durchaus
nachvollziehbaren Vorschläge
zur Optimierung
des Busnetzes. Eigene
Untersuchungsergebnisse
des Regionalverbandes
zum Problem der „weißen
Flecken in Potsdam"
wurden in eine der Abteilung
Verkehrsplanung
des Stadtplanungsamtes
kurzfristig übergebene
erste Bewertung des Gutachtens
eingearbeitet.
Gerade in den „weißen
Flecken" liegen noch beträchtliche
Nachbesserungspotentiale, um eine tatsächlich kundenornieentierte
Angebotsoptimierung zu
erreichen. Insbesondere für den Raum
Babelsberg sind hierbei noch weiterreichende
Überlegungen notwendig, um zu
einer dauerhaft befriedigenden Lösung zu
gelangen. Künftige Planungen, wie die
Medienstadt-Tram, sind dabei unbedingt
zu berücksichtigen. Generell ist die
Straßenbahn künftig noch stärker als
Rückgrat des städtischen ÖPNV zu würdigen.
In Ergänzung dazu sollte das Konzept
des Quartierbusses stärker als im Gutachten
verfolgt werden. Bei der bevorstehenden
Erneuerung der Busflotte der
ViP sollten diese Überlegungen bereits
berücksichtigt werden, indem mehr
kleinere Fahrzeuge bestellt werden.
Letztlich haben die Gutacher ihre Vorschläge
selbst ad absurdum geführt, denn
sie rechnen als Konsequenz ihrer Vorschläge
selbst mit dem jährlichen Ausfall von
300.000 DM Erlösen, der aus einem selbst
zugegebenen (und sicher weiter zu hinterfragenden!)
Fahrgastrückgang von 1,1
Prozent resultiert. Und sie geben zu, daß
Fahrgäste öfter umsteigen müssen. Auch
das steht in Widerspruch zu ihrer Prämisse,
keine wesentlichen Attraktivitätseinschränkungen
zuzulassen.
Fazit
Die Vorschläge sind zum allergrößten Teil
entweder nicht neu oder einfach nicht
realisierbar - es sei denn, der Tod des anerkanntermaßen
guten Potsdamer ÖPNV-Systems
ist anvisiert. So bleibt zu hoffen,
daß das Gutachten bei der anstehenden
Fortschreibung des Potsdamer Nahverkehrsplans
keine große Rolle erhält. Der
Regionalverband wird die Entwicklung
aufmerksam und kritisch verfolgen und
sich weiterhin für fahrgastfreundliche
Lösungen an der durch das Gutachten neu
belebten Diskussion aktiv beteiligen. Deutscher Bahnkunden-Verband,
Regionalverband Potsdam-Mittelmark
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