Jungfernheide - Wernerwerk - Berlin-Siemensstadt -
Berlin-Gartenfeld: Stationen
auf der sogenannten „Siemensbahn".
Diese S-Bahn-Strecke war etwas besonderes:
Sie entstand ausschließlich als zweigleisige
Strecke für die S-Bahn ohne
Güter- oder Ferngleise. Sie war die erste
Neubaustrecke nach der „Großen Elektrisierung"
von Berlins Stadt-, Ring und
Vorortbahnen. Sie entstand außerdem als
öffentlich-privat finanziertes Vorhaben
von Deutscher Reichsbahn und Siemens,
heute sagt man neudeutsch „public-private-partnership" dazu.
Die Bahnhofsbauten wurden vom Siemens-Hausarchitekten
Hans Hertlein entworfen. Die Streckenführung war vergleichsweise
aufwendig. Zwei Wasserläufe
mußten überbrückt werden, und am
Bahnhof Wernerwerk entstand eine mehrere
hundert Meter lange stählerne Brückenkonstruktion,
vergleichbar den Hochbahn-Strecken in Kreuzberg oder Prenzlauer
Berg und Pankow. Modern waren
auch die bei der Eisenbahn unüblichen
Betonbrücken.
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Der S-Bahnhof Siemensstadt im April 1984 mit dem imposanten Verwaltungsgebäude der Firma Siemens, das ebenfalls ein Bau des "Hausarchitekten" Hans Hertlein. Foto: Sammlung Berliner S-Bahn-Museum |
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Eine Besonderheit stellte der Bahnhof
Jungfernheide dar. Er wurde eigens für die
Einfädelung der Siemensbahn in den
Nordring umgebaut. Dabei erhielt er einen
dritten Bahnsteig. Die Fahrgäste konnten
so bequem (weil bahnsteiggleich) von der
Ring- zur Siemensbahn umsteigen - und
umgekehrt. Der dritte Bahnsteig diente
dem Vorortverkehr mit Dampfzügen zum
und vom Lehrter Bahnhof. Seine Gleise
wurden erst im Zuge der Elektrifizierung
der Strecke nach Spandau über Siemensstadt-Fürstenbrunn
nach dem Zweiten
Weltkrieg mit Stromschienen versehen.
Die Siemensbahn erlebte das ganze Auf
und Ab der S-Bahn in West-Berlin. In den
70er Jahren hatte sie kaum noch ein
nennenswertes Fahrgastaufkommen. Im
Zuge der Realisierung der U7 wurde dann
der dritte, 1929 angelegte Bahnsteig beseitigt.
Die Züge von Ring- und Siemensbahn
hatten dank des geringen Angebotes
nun Platz an einem Bahnsteig.
Im September 1980, nach dem Eisenbahnstreik,
wurde die Strecke schließlich
stillgelegt. Und nur einen Monat später
wurde die U7 bis Rohrdamm verlängerter
Sie übernahm die meisten Verkehrsaufgaben
der S-Bahn-Strecke. Die Bahnhöfe verfielen
(weiter), die Natur eroberte die
Bahntrasse zurück, Vandalismus machte
sich breit.
Ob die Siemensbahn jemals wieder
eröffnet wird? Vielleicht hat sie eine
Chance, wenn der Flughafen Tegel stillgelegt
und die Fläche baulich genutzt werden
wird. Der Senat sieht in offiziellen
Publikationen zumindest eine „Trassenfreihaltung"
vor, verbunden sogar mit
einer Verlängerungsoption bis auf das
Westufer (!) der Havel. Vielleicht hat die
Strecke auch eine Chance als Bestandteil
eines erweiterten Straßenbahnnetzes. Dies
ist alles aber Zukunftsmusik, die nicht nur
Investitions-, sondern auch Betriebskosten
bedenken muß.
Was immer die Zukunft auch bringen
mag, das Berliner S-Bahn-Museum will an
die Vergangenheit und Zukunft (?) dieser
einst modernen S-Bahn-Strecke erinnern.
Hierfür brauchen Ihre Hilfe. Viele haben
uns in den vergangenen Wochen bereits
ihre Erlebnisse geschrieben oder uns
Material angeboten.
Da es aber ruhig noch etwas mehr sein
kann, nochmals die Bitte um Unterstützung:
Fotos, Zeitungsartikel, Fahrpläne
oder persönliche Erinnerungen. Rufen Sie
uns bitte an: 030/78 70 55 11 oder
schicken Sie uns einfach ein Fax: 030/78
70 55 10Berliner S-Bahn-Museum
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