Zusammenwachsen wird vereitelt
In einer Zeit, da der EU-Beitritt Polens
praktisch vor der Tür steht und sich viele
Initiativen wie Euroregionen, Städtepartnerschaften,
Schulaustauschprogramme
usw. für die Verbreiterung menschlicher
Begegnungsmöglichkeiten zwischen Deutschen
und Polen einsetzen, ist es anachronistisch,
diesen Bestrebungen die Einstellungen
von Direkt-Zugverbindungen von
und nach Berlin entgegenzusetzen.
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Schnellzug D 325/58003 von Tczew (Dirschau) nach Berlin-Lichtenberg im Bahnhof Casekow. Foto: Frank Lammers, Februar 2000 |
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Aber auch für die wirtschaftlichen Beziehungen
beider Länder, die in den vergangenen
Jahren einen enormen Zuwachs
zu verzeichnen haben, bedeutet die Streichung
dieser Verbindungen einen schweren
Rückschlag. Als einzige Alternative zu
den stauanfälligen überlasteten Grenzübergängen
auf der Straße bietet die Bahn
derzeit für Arbeitspendler aus Pommern
die einzige Möglichkeit, per Nachtzug
übers Wochenende zur Familie zu fahren.
Aber auch Joint-Ventures in Polen waren
für Kunden wie Mitarbeiter per Bahn zu
erreichen.
Ostsee-Tourismus stark gefährdet
Die verstärkten Bemühungen um den
Aufbau einer gemeinsamen touristischen
Entwicklung entlang der pommerschen
Ostseeküste sehen sich der Grundlage
einer akzeptablen Verkehrsanbindung beraubt.
Die DB AG überläßt damit freiwillig
der Straßenkonkurrenz den Markt.
Berlin verliert den Anschluß!
Seit die neue Regierungshauptstadt Berlin
mit dem Umzug von Regierung und
Parlament für den politischen wie auch
wirtschaftlichen Ost-West-Austausch zu
einer zentralen Drehscheibe geworden ist,
gewinnen auch die Verkehrsverbindungen
in Richtung Osten verstärkt an Bedeutung.
So haben beispielsweise viele deutsche
mittelständische Unternehmen in den
letzten Jahren wirtschaftliche Verbindung
nach Polen aufgebaut.
Widersprüchliche Begründung
der DB AG
Die DB AG führte in ihrer Pressemitteilung
aus, daß die Zahl der Reisenden die Aufrechterhaltung
aller drei Züge von Berlin
nach Gdynia nicht rechtfertige.
Die Praxis: Viele Fahrgäste kaufen ihre
Fahrkarten nur bis zur Grenze, um auf
polnischer Seite in den Genuß der um 30
Prozent günstigeren PKP-Tarife zu kommen.
Bus oder Flugzeug:
eine Alternative?
Die von der DB AG angepriesene Alternative
des Bus-Linienverkehrs reizt zum
Schmunzeln: Abfahrt in Berlin um zwei
Uhr, Ankunft aus der Gegenrichtung um
ein Uhr nachts. Flugverbindungen nach
Gdansk gibt es nicht.
Es gibt Alternativen:
- Aufrechterhaltung mindestens einer
Tages- und einer Nachtverbindung von
Berlin bis Gdansk. Da nur der deutsche
Abschnitt dieser Verbindung von der
Einstellung bedroht ist, ist die Aufrechterhaltung
dieses Angebots kurzfristig
möglich.
- Anstatt die Nachtverbindung zu streichen,
sollte versucht werden, durch
Verlegung der Ankunft und Abfahrt
eine attraktive Verbindung zu schaffen:
eine spätere Ankunftszeit in Berlin
(bisher 5.38 Uhr), zusätzliche Pendler
aus Szczecin in den Zug bringen.
- Die Verlängerung des Nachtzuges über
Gdynia nach Elblag und Olsztyn würde
diesen Zug attraktiver machen, da das
Umsteigen in Gdynia entfallen würde.
- Der Tageszug IR Mare Balticum sollte
in Berlin über die Stadtbahn geführt
werden und eventuell von/nach Hamburg
fahren.
- Mit besserem Marketing und zusätzlichen
Partnern im Tourismus sollte die
DB AG die zahlreichen Veranstaltungen
nutzen, die zur 1000-Jahr-Feier
der deutsch-polnischen Nachbarschaft
stattfinden, um die Kenntnisse über
die bislang guten Zugverbindungen
bei potentiellen Kunden zu verbessern.
IGEB,
Abteilung Fernverkehr
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