Berlin

Kostengerechtigkeit im Verkehr

Teilnehmer des Umweltverbundes müssen entlastet werden! Bisher tragen auch sie die Kosten für das Autofahren.

Fußgänger, Radfahrer, Bus- und Bahnbenutzer zahlen täglich etwa sechs DM für die vom Autoverkehr verursachten Kosten. Steuern und Krankenkassenbeiträge sind unter anderem so hoch, weil die Kosten für Unfälle, Gesundheitsschäden, Verwaltung, Polizei und Justiz auf alle Einwohner umgelegt werden. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, die die beiden Verkehrsverbände UMKEHR e.V. und FUSS e.V. im Juli vorstellten.

Erstmals wurde in Deutschland eine Bilanzierung der Autoeinnahmen und -kosten vorgenommen. Für das untersuchte Jahr 1998 wurden Einnahmen, Wegekosten und externe Kosten zusammengetragen und pro Kopf der Bevölkerung umgelegt. Demnach muß jeder Einwohner Deutschlands, unabhängig von seiner Verkehrsmittelwahl, 2 110 DM im Jahr für das Autofahren bezahlen.

„Die Erlöse aus der Ökosteuer erbringen lediglich drei Prozent der ungedeckten Kosten des Pkw-Verkehrs", stellt Stefan Lieb, Autor der Studie, fest. Nicht nur deswegen sollten sich Autofahrer auf höhere Kraftstoffpreise einrichten, die die allgemeine Preisentwicklung der letzten Jahrzehnte nicht mitgemacht haben. Der Benzinpreis hat sich seit 1960 verdreifacht, der Durchschnittspreis einer Busfahrt dagegen verzehnfacht. Wäre der Kraftstoff preis der Inflationsrate anderer Konsumgüter gefolgt, kostete der Liter Benzin heute 2,70 DM.

Nach Ansicht von Karl-Heinz Ludewig, dem Sprecher des Trägerkreises „Kostengerechtigkeit im Verkehr", sind nicht die Autofahrer, sondern die Menschen, die sich im Umweltverbund bewegen, die „Melkkühe der Nation". Sie zahlen für den Autoverkehr, bekommen aber nur dessen Nachteile zu spüren. „Umweltgerechte Mobilität darf nicht länger bestraft werden!", forderte er.

Vorgeschlagen wird, die wahren Kosten des Autoverkehrs über den Benzinpreis zu erheben und an alle Bewohner Deutschlands gleichmäßig zu verteilen. „Wer dann noch Auto fahren will, zahlt einen gerechten Preis", so der Sprecher „die anderen bewegen sich umweltfreundlich und sparen Geld."

Das Aktionspaket umfaßt die Broschüre mit der Bilanz des Personenverkehrs und den „Motor-Mythen", die Argumentationshilfe „Umwelt statt Motorwelt", die sich mit den ADAC-Argumenten und dem Thema „Auto und Umwelt" beschäftigt, sowie vier Kampagne-Plakate. Das Paket kostet soviel, wie der Pkw-Verkehr jedem von uns nach einem Wochenende schuldet: 12,- DM. Es kann direkt beim Arbeitskreis Verkehr und Umwelt, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Telefax 0 30/4 92 79 72, bestellt werden.

Bilanz des Personenverkehrs

Der Pkw-Verkehr verursacht jährlich in Deutschland 212 Milliarden DM Kosten, davon sind nur ca. 39 Milliarden durch Steuereinnahmen gedeckt. Die verbleibenden 173 Milliarden DM sind ungedeckte Kosten des Autoverkehrs, die alle Einwohner Deutschlands tragen.

Bahn und Bus verursachen lediglich rund 20 Milliarden DM Kosten, davon ist über die Hälfte durch Einnahmen gedeckt. Auch relativ gesehen ist der Bus & Bahn-Mix für uns alle preisgünstiger: Jeder Personenkilometer im Pkw kostet mit 23 Pfennigen dreimal so viel wie der im öffentlichen Verkehr mit 7,5 Pfennigen.

Legte man die Summe der Nettokosten des Pkw (ungedeckte Pkw-Kosten abzüglich der ungedeckten Kosten von Bus und Bahn) auf den Kraftstoffverbrauch der von 1998 um, müßte der Zuschlag 3,53 DM pro Liter Kraftstoff betragen. Unter Ansatz des Schlüssels, daß Minderjährige den halben Satz bekämen, erhielten Erwachsene jährlich 2 190 DM pauschal als Öko-Bonus überwiesen.

UMKEHR/FUSS e.V.

aus SIGNAL 9-10/2000 (Januar/Februar 2001), Seite 18

 

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