Umland

Eine Bahnfahrt, die ist lustig

Sonnabend, 27. Oktober - zwei schöne Potsdam-Tage lagen hinter den Ausflüglern. Nun ging es per Zug zurück nach Frankfurt/Oder. Noch zwei Stunden, dann wollte man wieder zuhause sein. Die Regionalexpreß - Linie 1 macht's möglich - normalerweise.

Abfahrt Potsdam Hauptbahnhof um 20.54 Uhr, doch schon um 21.01 Uhr war in Berlin-Wannsee Endstation. Weil an den Brücken über die Schlichtalle in Berlin-Lichtenberg gebaut wurde, sparte die Bahn gleich die gesamte Berlin-Durchquerung des RE 1 ein und verwies ihre Fahrgäste zwischen Wannsee und Erkner auf die S-Bahn. Mit der S 7 (Wannsee ab um 21.12) erreichten die verhinderten RE-Reisenden um 21.54 den S-Bahnhof Ostkreuz. Hier lauerte die nächste Überraschung: Pendelverkehr auf der S 3. Ostkreuz ab 22.08 Uhr, Karlshorst an 22.15 Uhr und ab 22.18 Uhr. Das Umsteigen war lästig, aber der Zeitverlust immerhin nur gering. So wurde Erkner um 22.31 erreicht. Doch jetzt kam es noch schlimmer. Der RE 1, der Erkner um 21.51 Uhr verläßt, war zwar auf Abfahrt 22.16 verlegt worden, aber das half den um 22.31 Angekommenen nichts. Doch bevor sie sich darüber ärgern konnten, erfuhren sie noch auf dem S-Bahnsteig über Lautsprecher, daß Reisende nach Frankfurt den Bus nehmen mögen, Abfahrt auf dem Bahnhofsvorplatz um 23.35 Uhr. 23.35 Uhr war sicher ein Versprecher, 22.35 Uhr mußte es wohl heißen. Also im schnellen Schritt zum Bus - der nicht da war, weil er tatsächlich erst um 23.35 fuhr - wegen Umbau des Bahnhofs Fürstenwalde. Der Bus brauchte dann eine Stunde bis Berkenbrück, wo um 0.38 Uhr der RE 1 nach Frankfurt startete, Ankunft 0.59 Uhr.

Ohne Bauarbeiten wären die Potsdam-Ausflügler um 22.45 zurück gewesen, also zwei Stunden früher bzw. in weniger als zwei Stunden. So dauerte die Fahrt über vier Stunden. Der Erlebniswert war hoch. Aber auch der Image-Verlust für die Bahn, die in diesen Tagen viele Kunden heftig verärgert hat und vielleicht sogar einige verlor. Selbst für sorgfältige Leser der „Bauinfos für Bahnfahrer" war das ganze Ausmaß der Zumutungen kaum überschaubar. Aber sie waren wenigstens vorgewarnt.

Noch schlechter dran waren Nutzer der Internet-Auskünfte von VBB und BVG, die im Glauben gelassen wurden, daß der RE 1 fahrplanmäßig verkehre. Von einem Verbund ist die Region Berlin-Brandenburg offensichtlich noch immer weit entfernt.

IGEB

aus SIGNAL 8/2001 (Dezember 2001), Seite 15

 

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