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Gegenüber der früheren dunklen Betonhöhle
nimmt sich der neu entstandene Busbahnhof
positiv aus, auch wenn der größte
Teil der dort entstandenen Läden nicht
fertig ist und überhaupt noch allerorten
massive Bauarbeiten im Gange sind.
Die Bussteige sind mit elektronischen Haltestellenanzeigern,
ähnlich denen bei U- und
Straßenbahn, ausgestattet. Abfahrzeiten
werden zwar (noch) nicht angezeigt,
aber immerhin Liniennummer, Fahrtziel und
(sehr erfreulich!) wichtige Durchfahrpunkte
der benannten Linie. Ein Service der im Daisy-System
der U-Bahn ist nicht möglich.
Gegenüber der früheren drei Bussteige
umfassenden Anlage sind nunmehr nur
noch zwei Bussteige vorhanden, die im Einrichtungsbetrieb
befahren werden. Die Verkleinerung
ist ein Zugeständnis an die größere
Ladenverkaufsfläche und hat zur Folge,
daß durch die geringere Verkehrsfläche
weniger Busse als in der früheren Anlage
Platz finden können.
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Haltestellen im Steglitzer Kreisel: Wo sind die Fahrgäste? Foto: Alexander Frenzel |
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Auffällig erscheint dennoch die Leere in
dem hell erleuchteten Areal, in das sich
meistens allenfalls ein einzelner Bus verirrt.
Ein Blick auf die zentrale elektronische Fahrzieltafel
suggeriert dem Betrachter zunächst
eine Fülle abfahrender Busse. Beim genaueren
Hinsehen stellt man jedoch fest, daß
hinter einigen angegebenen Liniennummern
ein im Band laufender Text erscheint,
der darauf hinweist, daß lediglich die Verstärkerwagen
der betreffenden Linie hier
verkehren. Im Endeffekt stellt sich heraus,
daß in diesem schönen neuen Areal nur die
Buslinien 170, 277 und 280 abfahren, wobei
lediglich der letztgenannte auch seine Betriebshaltestelle
hier hat.
Gleichzeitig wurde eine für die BVG revolutionäre
Neuerung bei der Linie 280 eingeführt,
die auf unsere ungeteilte Zustimmung
stößt: Es ist erstmals möglich, durch
die Mitteltür in ein zur Pause abgestelltes
Fahrzeug einzusteigen. Auch nach 20 Uhr
ist dieses machbar, auf die Fahrscheinkontrolle
wird in diesen Fällen verzichtet. Diese
beim Fahrpersonal nicht sonderlich beliebte
Regelung (...da muß ick mir ja beim
Stull'n essen zukiecken lass'n !!) trifft zunächst
nur die Firma Hartmann, die die Linie
280 im Auftrag der BVG befährt. BVGeigene
Linien sind davon bislang nicht betroffen.
Endet deshalb vielleicht die Linie
170 sehr ungewöhnlich an der Ausstiegshaltestelle
in der Kuhligkshofstraße, kurz
vor der Einfahrt in den Busbahnhof?
Wozu dieser große Aufwand?
Die wichtigste Funktion des Busbahnhofs
sollte eine optimale Umsteigemöglichkeit
zwischen den hier verkehrenden Bussen,
der U- und der S-Bahn sein. Die Ankündigungen
suggerierten auch etwas in dieser
Art.
Es stellt sich nun heraus, daß genau dieser
Punkt nicht ausreichend erfüllt wird
und, beim genauen Betrachten der Anlage,
auch gar nicht erfüllt werden kann. Auf
Kuhligkshofstraße im Ausfahrtbereich zum
Schloßparktheater könnte ohnehin nur der
in diese Richtung verlaufende Verkehr durch
die neue Anlage im Kreisel geführt werden.
Die Gegenrichtung in die Innenstadt muß in
jedem Falle durch die Schloßstraße (und damit
am Kreisel vorbei) geführt werden. Entgegen
unseres Vorschlages im Signal 9-10/2000 ,
hat sich die BVG entschlossen außer
dort endenden Linien alle anderen am Kreisel
vorbei fahren zu lassen. Während das für
alle in Richtung Albrechtstraße fahrenden
Linien in Ordnung ist (die Sammelabfahrthaltestelle
befindet sich in der Albrechtstraße
in der Nähe des Hotel-Eingangs), ist die
Haltestelle für die in Richtung Zehlendorf,
Birkbuschstraße und Hindenburgdamm
fahrenden Linien in der Schloßstraße am
VW-Pavillon. Das ist weit ab vom S-Bahnhof
und unverändert dort, wo sie sich auch
während der Sperrung des Kreisels befunden
hat.
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Foto: Alexander Frenzel |
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Löblich ist zwar, daß alle in die Birkbuschstraße
verkehrenden Linien gesammelt von
dieser Haltestelle abfahren, aber für Fahrgäste,
die mit der S-Bahn ankommen und mit
den Linien 148,185,186 oder 283 weiterfahren
wollen, bleibt damit weiterhin der
lange Fußweg, und, was noch schwerer
wiegt, die Gefahr im Spätverkehr den Anschlußbus
nicht mehr rechtzeitig zu erreichen.
Die Ankunft der S-Bahn-Linie 1 aus
der Innenstadt erfolgt zur Minute 14, die
Abfahrt der Busse zur Minute 17. Eine Umsteigechance
hat nur, wer gut zu Fuß ist
und wenn die S-Bahn absolut pünktlich eintrifft;
schon 30 Sekunden Verspätung lassen
einen nur noch die aufheulenden Motoren
der abfahrenden Busse hören. In den folgenden
20 Minuten hat man dann genug
Zeit, wieder zu ruhigem Atem zu kommen.
Auch in Richtung Birkbuschstraße fahrende
Fahrgäste, denen sich zusätzlich die
Möglichkeit anbietet, die auch im Busbahnhof
abfahrende Linie 280 mit einem kürzeren
Fußweg zu erreichen, haben wenig
Chancen. Denn im Kreisel fährt der Bus bereits
zur Minute 15 ab, um zur Minute 18
am VW-Pavillon abrauschen zu können. Die
einzige Möglichkeit wäre, ihn an der unmittelbar
am S-Bahn Ausgang in der Kuhligkshofstraße
liegenden Haltestelle für die Linie
170 noch zu bekommen - dort hält er aber
nicht!
Was wäre Berlin ohne
ÖPNV-feindliche Verwaltungen?
Zu der in der Albrechtstraße gelegenen
Sammelhaltestelle in Richtung Steglitzer
Damm gelangt man von der S-Bahn recht
gut, aber hier sind die Wege von den
U-Bahn-Eingängen weit und umständlich.
Unsere schon im Signal 9-10/2000 dargestellte
Anregung zum Bau eines zusätzlichen
U-Bahn Ausganges an der Kuhligkshof-/Albrechtstraße
(im Bereich des gebauten
aber nicht im Betrieb befindlichen UBahnsteiges
Richtung Lankwitz), ist aktuell
wie eh und je.
Weiterhin bleibt es unbefriedigend, daß
Fahrgäste der Linie 283 vom Klinikum Steglitz
kommend nach wie vor nicht an der
Ausstiegs-Haltestelle in der Schloßstraße vor
der Kreuzung mit der Albrechtstraße (in
unmittelbarer Nähe zum U-Bahn Eingang)
aussteigen dürfen. Diese Haltestelle ist nur
Fahrgästen der Linien 185 E, 277, 280 und
285 vorbehalten. Wer im 283er sitzt, muß
häufig am Ort der Haltestelle bei geschlossenen
Türen und haltendem Bus warten bis
es die Verkehrssituation nach mehreren
Ampelphasen zuläßt, daß der Bus nach
rechts in die Albrechtstraße abbiegen kann
und dann dort die Türen zum Ein- und Ausstieg
öffnet. Danach muß man zurücklaufen,
zu diesem Ort in der Schloßstraße, wo
die „verbotene" Haltestelle steht und dann
den dort befindlichen U-Bahn-Eingang benutzen.
Wenn man Glück hat, kann man
schon einen U-Bahn-Zug später fahren, als
hätte man bereits in der Schloßstraße aus
dem Bus aussteigen dürfen, aber ÖPNV-Benutzer
haben ja Zeit.
Ausdrücklicher Dank sei hier einigen Busfahrern
der privat bedienten Buslinie 283
gesagt, die im Stau stehend an eben dieser
„verbotenen" Haltestelle dennoch die Türen
öffnen und ihren Fahrgästen damit eine
häufig auch laut vorgetragene Freude bereiten.
Es ist der IGEB durchaus bewußt, daß
nicht die BVG, sondern eine Bedenken tragende
Behörde den Halt der Linie 283 an
dieser Stelle untersagt hat, da aus wohl
übergeordneten Verkehrssicherheitsgründen
nur Fahrgäste aus hier endenden Linien
aussteigen dürfen. Bei durchfahrenden
Linien, wie Linie 283, kann nicht
ausgeschlössen werden, daß jemand an der nur
zum Aussteigen genehmigten Haltestelle
verbotenerweise dennoch einsteigt und
deswegen ist ein Halt dort generell verboten.
IGEB-Vorschlag:
Unsinn mit kundenfreundlichen
Unsinn bekämpfen!
Da man derartiger Behördenlogik hilflos
gegenübersteht, hier kleiner Vorschlag an
die BVG: Linie 283 wird wieder aufgeteilt in
zwei Linien, den 188er vom Augustaplatz
bis zum Rathaus Steglitz und den 283er,
vom Rathaus Steglitz nach Marienfelde. Die
Wagen gehen umlaufmäßig, wie bisher,
von der einen auf die andere Linie über, die
Ausstiegs-Haltestelle in der Schloßstraße
kann nun zum Ausstieg benutzt werden, da
die Linie offiziell hier endet. Der Bus schildert
um auf Linie 283, durchfahrende Fahrgäste
bleiben sitzen, einsteigende Fahrgäste
steigen wie bisher in der Albrechtstraße zu.
Wenn Unsinn erforderlich ist um sinnvolle
Ziele zu erreichen, sollte man Unsinn betreiben!
Wie schon in Signal 9-10/2000 dargelegt,
ist auch uns die Schwierigkeit bewußt,
am Steglitzer Kreisel optimale Umsteigebedingungen
zu schaffen. Auch unser veröffentlichter
Vorschlag wies Schwächen in
den reinen Bus-Bus-Umsteigebeziehungen
auf. Um so dringender ist es, nochmals auf
die zwingende Öffnung der Kuhligkshofstraße
für Linienbusse in beiden Fahrtrichtungen
zu dringen. Nur mit dieser Maßnahme
ist es möglich, gute Umsteigebeziehungen
zwischen allen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Die hohe Zahl von Umsteigern rechtfertigt
es, die dafür erforderlichen Kosten in
Kauf zu nehmen, um die Kuhligkshofstraße
baulich gegenüber der sich dort befindlichen
Stadtautobahn-Ausfahrt zu trennen
und in der Fahrbahnbreite für einen Zweirichtungsverkehr
herzurichten.
Bei der bekannten Haushaltslage in dieser
Stadt ist allerdings klar, daß eine derartige
Maßnahme allenfalls mittelfristig realisierbar
ist.
Um sofort etwas zu verbessern,
schlagen wir folgende Maßnahmen
vor:
-
Führung der Linie 185 E in Fahrtrichtung
S-Bahnhof Lichterfelde Süd durch den
Kreisel mit einem Halt an der Haltestelle
der Linie 277 (gemeinsame Abfahrt Richtung
Hindenburgdamm).
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Hier hält der 188er nicht. Foto: Alexander Frenzel |
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Im Anschluß sollten die E-Wagen, analog
zur Linie 280, an die Haltestelle am VW-Pavillon
fahren und von dort aus gemeinsam
mit den Tourenwagen dieser Linie,
die vom Wittenbergplatz kommen, ihren
Weg in Richtung Hindenburgdamm fortsetzen.
In der Spätverkehrszeit sollte der
dann generell erst ab Rathaus Steglitz
verkehrende 185er genauso (ver)fahren.
Der Vorteil dieser Maßnahme besteht in
der Möglichkeit, den Umsteigern von der
S-Bahn einen kürzeren Umsteigeweg für
wenigstens einen Teil der Busse dieser Linie
anzubieten und gleichzeitig die Haltestelle
in der Schloßstraße, mit ihren wichtigen
Bus-Bus-Umsteigebeziehungen, zu
bedienen. An den Anzeigetafeln im Busbahnhof
sollte auf die Möglichkeit weiterer
Fahrtenangebote in der Schloßstraße
hingewiesen werden.
-
In der Spätverkehrszeit sollten die am Rathaus
Steglitz einsetzenden Linien 280,
277 und 185 zeitlich zwei Minuten versetzt
an der zentralen Bushaltestelle
Schloßstraße, VW-Pavillon abfahren (im
Busbahnhof zur Minute 17, Schloßstraße
Minute 19). S-Bahn Umsteigern wird so
eine Umsteigechance gegeben und anm
der Haltestelle in der Schloßstraße ist iüW
die Busse wieder räumlicher Halteplatz
nach der eigentlichen Anschlußsicherungszeit
vorzufinden.
Da alle Linien aber auch an anderen
Durchfahrpunkten zeitlich an Anschlüsse
gebunden sind, ist zu prüfen, ob diese
Maßnahme machbar ist. Andernfalls sollte
überdacht werden, den Anschlußsicherungsknoten
zeitlich zu teilen. Auf Grund
der erfreulichen Tatsache, daß neben der
U-Bahn nun auch die S-Bahn fast bis Mitternacht
im 10-Minuten-Takt verkehrt,
stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller
wäre den Sammelanschluß in zeitlich
(zwei zehn Minuten versetzte) Treffen zu
ändern. Beispiel: Zur Minute 17 treffen
sich die Linien 148, 185, 280, 283, 383
und zur Minute 27 die Linien 183, 186
und 277. Vorteilhaft wäre, daß damit in
der Schloß-, Albrecht- und Birkbuschstraße
(sowie auf dem Wolfensteindamm bis
zum Händelplatz) ein 10-Minuten-Takt
gegenüber der heutigen zwanzigminütigen
Wagenfolge möglich wäre. Für Fahrgäste,
die auf Grund der langen Umsteigewege
ihre Anschlüsse nicht rechtzeitig
erreichen können, wäre somit die Wartezeit
wenigstens halbiert. Nachteilig ist
aber, daß es damit keinen Anschluß aller
Linien untereinander mehr gibt und daher
einige Fahrgäste generell zehn Minuten
warten müßten.
An all diesen Überlegungen wird deutlich,
daß, so sehr man sich auch dreht und wendet,
Vorteile für Fahrgäste nur durch Nachteile
für andere Fahrgäste erkauft werden
können. Um so wichtiger ist es, diesen
Hauptumsteige-Knotenpunkt im Berliner
Südwesten nicht nur einer optischen Verschönerung
zu unterziehen, sondern hier
muß eine Lösung realisiert werden, um die
baulichen Gegebenheiten entsprechend
unserem Vorschlag zu ändern und dadurch
eine optimale Umsteigebeziehung zwischen
allen Verkehrsträgern zu erreichen. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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