„Pro Bahn Interregional"
Beteiligt sind außer uns die Organisationen
FNAUT (Frankreich), Pro Bahn Schweiz, AöT/A.L.A.C.F.
(Luxemburg) und Pro Bahn
Deutschland. Zielstellung ist die Verbesserung
des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs
in der Grenzregion zwischen den
beteiligten vier Ländern. Es finden regelmäßig
Konsultationstreffen in Strasbourg statt,
um gemeinsame Beschlüsse zu fassen, die
von den beteiligten Verbänden an die politischen
Entscheidungsträger herangetragen
werden. Nahezu jährlich wird ein Kongress
veranstaltet - in der Regel an einem Ort, wo
nach Auffassung von Pro Bahn Interregional
Verbesserungen im grenzüberschreitenden
Eisenbahnverkehr mtiglich und notwendig
wären.
Am 14.0ktober 2000 wurde auf dem
Kongress in Lauterbourg (Frankreich) insbesondere
die Aufnahme des ganzwöchigen
Personenverkehrs zwischen Lauterbourg
und Wörth als Teilstück einer möglichen
Verbindung Strasbourg - Karlsruhe erörtert.
Dies hat nun Früchte getragen, denn am
1. März 2002 wurden die notwendigen Vereinbarungen
getroffen, um ab 15. Dezember
2002 die SPNV-Bedienung im Stundentakt
aufnehmen zu können.
AEDTF
Seit dem 1. Januar 2000 ist der DBV Mitglied
im Europäischen Eisenbahnbenutzerverband
Association Europeenne pour le
Developpement du Transport Ferroviaire
(AEDTF) mit Sitz in Grenoble. Dieser Verband
koordiniert die Aktivitäten auf europäischer
Ebene und versucht, eine tatkräftige
Lobbyarbeit beim Europäischen Kommissar
für Verkehr und beim Europäischen
Parlament aufzubauen.
Europäische Fahrgastkonferenz
|
Foto: DBV |
|
Am 28. April 2001 tagte in Paris zum dritten
Mal die Europäische Fahrgastkonferenz, die
federführend von der britischen Organisation
RDS (Railway Development Society) organisiert
wird. Unter dem Motto „Easy Rail
Travel in Europe" berieten Fahrgastvertreter
aus acht Ländern darüber, wie europäischer
Eisenbahnverkehr in Zukunft aussehen sollte
und welche Rechte den Reisenden durch
die europäische Gesetzgebung eingeräumt
werden sollten. Als Gastredner war Herr
Günther Ellwanger von der UIC eingeladen,
der insbesondere Fragen zum europäischen
Hochgeschwindigkeitsverkehr erörterte.
Am 15. Oktober 2001 fand in Brüssel ein
Hearing der Europäischen Kommission zu
Fahrgastrechten statt, zu dem unter anderem
die Teilnehmerorganisationen der Europäischen
Fahrgastkonferenz eingeladen
wurden. So konnte auch der Deutsche
Bahnkunden-Verband seine Vorstellungen
zu diesem Thema darlegen.
Wichtig erscheint uns vor allem die Verbindlichkeit
der Fahrplaninformation für die
gesamte Reisekette zum Zeitpunkt des Fahrscheinkaufs
und die damit verbundene
Pflicht der Verkehrsunternehmen, die Reisenden
auf den gelösten Fahrausweis bis an
ihr Ziel zu befördern, auch wenn wegen
Verspätung, fehlerhaften Fahrplandaten
oder einer kurzfristigen Fahrplanänderung
ein Anschluss nicht erreicht wurde. Da die
Europäische Fahrgastkonferenz mittlerweile
zum Hauptansprechpartner für die Europäische
Kommission geworden ist, gibt es
Überlegungen, diese als Dachorganisation
für europäische Fahrgastverbände zu strukturieren.
Zusammenarbeit mit tschechischen
und polnischen Organisationen
Ein wichtiger Ansprechpartner in der Tschechischen
Republik ist die Assoziation RD
Rozvoj dopravnich systemü (Entwicklung
von Verkehrssystemen). Diese veranstaltet
jährlich eine Konferenz mit dem Namen
„Verkehr und Region" in der nordböhmischen
Stadt Decin (Tetschen-Bodenbach),
an der wir regelmäßig teilnehmen.
Nachdem es auch aufgrund unserer Bemühungen
Verbesserungen im grenzüberschreitenden
Regionalverkehr gegeben hat
(Einführung von Nahverkehrszügen am
Wochenende zwischen Decin und Bad
Schandau, Anerkennung des Wochenend-Tickets
auch im tschechischen Grenzgebiet),
ist unser Ziel, den SPNV entlang der
deutsch-tschechischen Grenze weiter zu
vernetzen. Im Vogtland ist dies mit der Einführung
des „EgroNet" bereits gelungen.
Schlechter sieht es dagegen im Erzgebirge,
der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und in
der Oberlausitz aus. Häufig enden die Züge
auf beiden Seiten kurz vor der Grenze, währen
es einen grenzüberschreitenden SPNV
nicht oder nur im sehr geringen Umfang
gibt. Leider betrifft dies seit dem Ende der
Expo auch wieder den Grenzübergang Johanngeorgenstadt
Potucky (Breitenbach),
obwohl dieser auch in das „EgroNet" einbezogen
ist.
Im August 2001 erarbeiteten wir ein Fahrplankonzept
für die Grenzregion Oberiausitz/Schluckenauer
Zipfel/Sächsisch-Böhmische
Schweiz und streuten dieses im Rahmen
eines Serienbriefes breit an deutsche
und tschechische politische Entscheidungsträger.
Vor dem Beitritt Tschechiens zur EU
wird kaum etwas davon verwirklicht werden;
darüber hinaus wird zum 15. Dezember
2002 der SPNV auf dem Streckenabschnitt
Löbau - Ebersbach (Sachs) abbestellt.
Wir glauben aber, dass wir viele Politiker
davon überzeugen konnten, dass sehr
wohl ein attraktives grenzüberschreitendes
Verkehrsangebot möglich wäre, so dass es
gegen den Rückbau der dazu erforderlichen
Schieneninfrastruktur beachtliche Widerstände
gibt.
In Polen arbeiten wir mit dem Institut für
Entwicklung und Förderung der Eisenbahnen
(Instytut Rozwoju i Promocji Kolei,
IRiPK) zusammen. Leider ist die Situation bei
der Eisenbahn in Polen wesentlich schlechter
als in Tschechien. Immer mehr Strecken
werden stillgelegt; erfolgreiche Privatbahnen
gibt es in Polen bisher nicht.
Hauptärgernis im grenzüberschreitenden
Verkehr sind zur Zeit die astronomischen
Fahrpreise, die die Polnischen Staatsbahnen
für die Fahrt vom Grenzpunkt bis zum jeweiligen
polnischen Grenzbahnhof erheben
(zum Beispiel etwa vier € von Zgorzelec
Grenze bis Zgorzelec - etwa ein km). Unter
diesen Umständen ist die Nutzung der Eisenbahn
im grenzüberschreitenden Regionalverkehr
nicht mehr möglich. Wir haben
mehrfach dagegen protestiert; der Mitteldeutsche
Rundfunk drehte einen Kurzfilm
zu diesem Thema unter Mitwirkung von
Michael Cleve, DBV-Regionalvorsitzender
Oberlausitz-Niederschlesien. Ein Erfolg hat
sich bisher allerdings nicht eingestellt. Deutscher Bahnkunden-Verband,
Ressort Internationale Beziehungen
|