Als Ersatz für die gesperrte S-Bahn-Strecke
hat die S-Bahn-Berlin GmbH bei
den Berliner Verkehrs-Betrieben (BVG)
die Verstärkung der U 6 bestellt. Dass,
frei nach dem Motto „bestellter Verkehr
ist lukrativer als eigenwirtschaftliche Leistung",
wieder einmal die Spandauer
Fahrgäste dran glauben müssen, ist für
den Bahnkunden-Verband skandalös.
Scheinbar als Freizeit-Bahn beurteilt die
BVG die Spandauer U-Bahn, wenn im
Berufsverkehr weniger angeboten wird
als im sonstigen Tagesverkehr. Bisher
war Spandau den Verkehrsunternehmen
nie zu schade, wenn aufgrund von Umleitungen
oder Ersatzverkehren gespart
werden musste.
Statt zwölf Züge pro Stunde verkehren
im Berufsverkehr etwa zwischen
5.30 Uhr und 8 Uhr sowie 13 Uhr bis ca,
18 Uhr nur neun Züge in einem Vier-Plus-Acht-Minuten-Takt.
Zusätzliche
Züge füllen von Rudow bis Rohrdamm
die Acht-Minuten-Lücke auf einen Vier-Minuten-Takt.
Diese Regelung gilt bis
11. Oktober 2002. Nach dem 13. Oktober,
dem letzten Sperrtag der Berliner
Nord-Süd-S-Bahn, verkehren die Züge
der Hauptverkehrszeit wieder im Vier-Plus-Sechs-Minuten-Takt
von und nach
Spandau, was zwölf Zügen pro Stunde
entspricht. Immer gleichviel Züge verkehren
in der Nebenverkehrszeit, allerdings
dann im Fünf Minuten Abstand.
Betrieblich lässt sich eine Menge erklären,
Verständnis müssen die betroffenen
Fahrgäste dafür aber nicht haben. Es ist
schlichtweg nicht ihr Problem, wenn das
Verkehrsunternehmen Aufträge annimmt,
ohne den Fuhrpark dafür zu haben. Und wenn die
Taktausdünnung verkehrlich begründet werden sollte,
begeben sich die Verantwortlichen auf glattes
Parkett: Mit der schrittweisen Inbetriebnahme
der Bahnverbindungen ins
havelländische Umland und der Spandauer
S-Bahn sind die Fahrgastzahlen
auf der U-Bahn nicht gefallen, sondern
neue stark frequentierte Verkehrsverbindungen entstanden. Der
Lückenschluss des Berliner Nord-ringes
schafft jetzt weitere Fahrmöglichkeiten über die U7 von
und nach Spandau.
Im Übrigen wurde 1984 mit der
Eröffnung der Spandauer U 7 das
gesamte Busnetz sternförmig auf
den Knoten Rathaus Spandau ausgerichtet,
um die Fahrgäste auf
die U-Bahn zu leiten. Eine schon
damals umstrittene Maßnahme,
fielen doch nach Einstellung (im
Jahr 1980) des bis heute nicht
wieder aufgenommenen Staakener
S-Bahn-Verkehrs weitere direkte
Fahrmöglichkeiten mit dem Bus
vor allem aus dem Raum Staaken
weg und musste mehr als einmal
umgestiegen werden. Schon damals
fuhr die U-Bahn alle drei Minuten mit Lücken.
Spandau ist nach wie vor der
stärkste Busknoten in Berlin. Im
Durchschnitt alle 30 Sekunden
fährt hier während der Hauptverkehrszeit ein Bus ab. Während die
Linien zu den Großsiedlungen in
relativ dichten Takten verkehren,
fahren andere nur im 15-Minuten-Abstand
und die Umland-Busse
noch seltener. Weil die Takte von
U-Bahn und Bus nicht synchron
laufen, sind Fahrzeiten von irgendwo aus Berlin in beliebige
Spandauer Gebiete nicht einfach
zu kalkulieren. Ein Übriges macht
die Realität des Straßen- und damit des Busverkehrs aus.
Ein fahrgastfreundliches Verkehrsnetz
berücksichtigt die erzwungenen
Umsteigebeziehungen am Rathaus Spandau.
DBV Havelland
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