Es überrascht nicht besonders, dass mal
wieder die Einstellung des Verkehres auf
diesem Abschnitt des verbliebenen Teils
der ehemaligen Brandenburgischen Städtebahn
forciert wird. In den letzten Jahren
wurde seitens der DB Regio immer wieder
betont, dass man an dem Betrieb dieser
Strecke aus wirtschaftlichen Gründen
nicht mehr interessiert ist, trotz der vom
Land bis 2004 bestellten SPNV-Leistungen
(2-Stunden-Takt).
Da der Besteller bisher nicht gewillt war,
DB Regio aus dem Vertrag zu entlassen,
wurde im Jahr 2001 seitens DB Netz versucht,
die Strecke aufgrund von technischen Mängeln
stillzulegen. Allerdings
hatte DB Netz über die gezahlten Trassengebühren
jährlich einen sechsstelligen Betrag für die
Schieneninfrastruktur eingenommen und wollte nun dieses Geld nicht
mehr in den Unterhalt der Strecke investieren.
Nach Ansicht des DBV und des
Verkehrsministeriums handelte es sich
hierbei deshalb um eine unrechtmäßige
Stilllegung. Das sah auch das Eisenbahn-Bundesamt
so und verlangte die instandsetzung der Strecke und die
Wiederaufnahme des Betriebes - der SPNV wurde
fortgeführt. Bis zum heutigen Tag wurden
verschiedene Gutachten zum bisherigen
Betrieb und zu den verkehrlichen
Perspektiven der Strecke erstellt.
Grundsätzlich wurde dabei festgestellt,
dass die Fahrgastzahlen (100 pro Tag) einen
Weiterbetrieb der Strecke nur im Personenverkehr
nicht sinnvoll erscheinen
lassen. Dies sieht auch der DBV so. Hauptprobleme
sind hierbei die zu langen Fahrzeiten,
fehlende Anschlüsse in Belzig und
die ungünstige Lage einiger Haltepunkte
zu den Wohnsiedlungen. Um diese Probleme zu
verringern und einen attraktiven
SPNV anbieten zu können, müssen die
Streckenhöchstgeschwindigkeit angehoben
werden und neue Haltepunkte errichtet und/oder
verschoben werden. In den
Gutachten werden dafür 2 bis 2,5 Millionen Euro
Investitionskosten veranschlagt;
diese Preise sind an die von DB Netz veranschlagten
Kosten angelehnt. Bei einer
Ausführung dieser Arbeiten durch Dritte
kann man von einem wesentlich geringeren Kostenrahmen
ausgehen. Die in den
Gutachten veranschlagten jährlichen Betriebs- und
Infrastrukturkosten von 1,5
Millionen Euro (für einen 2-Stunden-Takt)
bis 2,2 Millionen Euro (Stundentakt) sind
sicherlich sehr hoch angesetzt. Neben diesen
Investitionen ist zur Steigerung der
Wirtschaftlichkeit unabdingbar die größtenteils
parallel verlaufenden Buslinien an
die Eisenbahninfrastruktur anzupassen.
Dies gestaltet sich bei der Lage der anzufahrenden
Orte und unter Berücksichtigung der
Erfordernisse im Schülerverkehr
sicher nicht sehr einfach. Die Busunternehmen
gehen bei einer derartigen Anpassung von erheblichen Mehrkosten im
Busverkehr aus, die letztlich der Landkreis
übernehmen müsste.
Aufgrund der vorliegenden Gutachten
forcieren nun einflussreiche Mitglieder
des Kreistages und verschiedene Dezernenten
im Schulterschluss mit den kommunalen Busunternehmen und DB Regio
die Einstellung des Personenverkehrs zwischen
Brandenburg und Belzig. Stattdessen soll,
wie bereits im Entwurf des neuen
Nahverkehrsplanes für Potsdam-Mittelmark
enthalten, ein so genannter Regiobus parallel
zur bestehenden Bahnlinie
von Brandenburg über Belzig und Treuenbrietzen
nach Jüterbog eingerichtet werden. Damit steht nach Einschätzung des
DBV in absehbarer Zeit auch die Einstellung
der Bahnverbindung Treuenbrietzen - Jüterbog zur
Diskussion. Die endgültige
Entscheidung zur Zukunft der angesprochenen
Bahnstrecke liegt beim Besteller
der SPNV-Leistungen und damit beim
Verkehrsministerium des Landes Brandenburg.
Bei der Abwägung müssen nach
Meinung des DBV nicht nur die „nackten"
Fahrgastzahlen berücksichtigt werden -
geht es nach diesen, wird im Land Brandenburg
zukünftig nur noch Schienenpersonennahverkehr auf den Hauptstrecken
von und nach Berlin betrieben. Auch
strukturpolitische Sachverhalte müssen
berücksichtigt werden - auch wenn es
viele Kommunen vergessen haben: ein
Gleisanschluss ist ein nicht zu unterschätzender
Standortvorteil. Gerade in den Bereichen
außerhalb Berlins und des Speckgürtels kann
nicht nur die günstige Lage
zur nächsten Autobahn oder einer voll
ausgebauten Bundesstraße das einzige
Ziel sein. Auch eine entsprechende Eisenbahninfrastruktur
mit flexiblen Betreibermodellen ist vorzuhalten.
Die verbandseigene Deutsche Regionaleisenbahn
(DRE) hat im April dieses Jahres
einen langfristigen Pachtvertrag mit DB
Netz für die Strecke Belzig - Niemegk abgeschlossen.
Dieses relativ spontane Engagement war notwendig,
um die vorhandene Infrastruktur in diesem Abschnitt
zu sichern. Ziel ist es nunmehr,
Güterkunden an dieser Strecke zu akquirieren
sowie die Wiederaufnahme des
Schienenverkehrs auf dem derzeit stillgelegten
Abschnitt in Richtung Treuenbrietzen voranzutreiben.
Perspektivisch ist auch eine Wiederaufnahme
des Personenverkehrs erklärtes
Ziel der DRE. Auch die nun im Bestand gefährdete
Verbindung Brandenburg - Belzig könnte von der DRE übernommen
werden, um die Querverbindung zwischen den
beiden Hauptstrecken der
Magdeburger und der Wetzlarer Bahn sicherzustellen.
Um auf die Probleme beim
Erhalt der Strecke Brandenburg - Belzig -
Treuenbrietzen hinzuweisen, wird der Regionalverband
zusammen mit dem Bundesverband und der DRE im Rahmen der
diesjährigen Schienenverkehrs-Wochen
eine Veranstaltung in Belzig durchführen.
Dabei sollen die Vertreter des Landkreises
und der betroffenen Kommunen sowie interessierte
Bürger und potenzielle Güterverkehrskunden auf die Chancen bei
Übernahme der Infrastruktur sowie der
Betriebsführung durch Dritte aufmerksam
gemacht werden.
DBV Potsdam-Mittelmark
|