Bei dem in angenehmer und sachlicher
Atmosphäre stattgefundenen Gespräch,
an dem auch DBV-Ressortvorstand Infrastruktur,
Georg Radke, teilnahm, war natürlich
das herausragende Thema die
Tarifreform. Mehdorn stellte in Aussicht,
dass es in Kürze eine gemeinsame „Manöverkritik"
über die Erfahrungen mit
dem neuen Tarifsystem geben wird, was
Curth sehr begrüßte.
Der von Curth vorgetragene Wunsch
nach Beibehaltung der Bahncard 50 oder
die Ermöglichung des Besitzes zweier
Bahncards (mit 25 Prozent Rabatt) stieß
bei Mehdorn auf Ablehnung. Unter Hinweis
auf zu erwartende Anträge auf dem
bevorstehenden DBV-Bundesverbandtag
am 15. März 2003 stellte Curth in den
Raum, dass hier ein Dissens zwischen DB
AG und DBV bestehen bleibt.
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Der Meinungsaustausch zwischen DB AG (links im Bild Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der DB AG) und den Bahnkunden (rechts: Gerhard J. Curth, Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes) wird wieder aufgenommen. Davon profitieren auch die anderen Fahrgast- und Umweltverbände. Foto: Georg Radke |
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Wegen Vertrauensbruchs eines Verbandes
hat die DB AG die bisherigen Kommissionen
für Tarife und Fahrplan ausgesetzt.
Mehdorn versprach, für diese Bereiche
wieder eine mehrmals jährlich tagende
Dialogrunde zwischen VCD, BUND, DBV
und DB AG zu installieren. Wir können
das Verhalten eines Verbandes, „nicht allen
Verbänden, die sich auch kritisch, aber
korrekt verhalten haben, anlasten". „Wir
brauchen den kritischen Meinungsaustausch
mit den Interessenverbänden unserer
Kunden, der aber auch konstruktiv
und vertrauensvoll sein muss, wenn er
zum Ergebnis führen soll", meinte der
Bahnchef.
Curth versicherte, „die Bahn profitiert
davon, wenn sie sich im Dialog den Anregungen
und der Kritik der Verbände
stellt". Er verwies darauf, dass er 1980
den ersten Fahrgastverband der Bundesrepublik
gründete. Dies allerdings zu einer
Zeit, als die Bahnen und öffentlichen Verkehrsmittel
fast ausschließlich Behörden
oder in öffentlicher Hand waren. Hier
konnten die Fahrgäste und deren Verbände
auch noch Rechtsansprüche im Rahmen
der gesetzliche Daseinsvorsorge reklamieren.
Curth räumte ein, dass es für die Verbände
noch immer schwierig ist, sich mit
den seit der Bahnreform geltenden neuen
Bedingungen zu arrangieren. Dabei
stellte Curth heraus, dass anstelle der Forderungen
an den Staat nunmehr ein Verhältnis
zwischen privatwirtschaftlichem
Unternehmen und Kunden getreten ist.
Im weiteren Verlauf der Unterredung
wurden Probleme des Verbraucherschutzes
und künftig mögliche Kooperationen
zwischen DB AG und DBV erörtert. Curth
sprach besonders die Problematik von
Streckenauflassungen in der Fläche an. In
diesem Punkt soll eine Zusammenarbeit
forciert werden. Der Dialog soll fortgesetzt
werden. Im nächsten SIGNAL wird
Hartmut Mehdorn ein Interview geben.
In einigen Medien und Verbänden wurde
der Dialog zwischen DB und DBV mit
Argwohn betrachtet. Hier sei dargelegt,
dass der DBV seit seiner Gründung im
Jahre 1990 stets den Dialog zu den Bahnvorständen
gepflegt hat. Dabei war der
Verband nicht immer der bequemste
Partner.
Doch der DBV bleibt bei seiner Auffassung
aus Erfahrung, dass man Interessen
einer Klientel nur vertreten kann, wenn
man auch gegenüber dem Kontrahenten
in der Sache dialogfähig bleibt. DBV Bundesverband
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