Aus diesem Grund haben die Mitglieder
des Deutschen Bahnkunden-Verbandes
am 15. März auf ihrem Bundesverbandstag
2003 in Neubrandenburg einen Leitfaden
verabschiedet, mit dem der DBV in
die nächste Runde der Tarifkommission
startet.
Als zentrales Thema in der Aussprache
der DBV-Mitglieder kristallisierte sich die
Problematik Abschaffung der bisherigen
Bahncard 50 zugunsten der neuen Bahncard
25 heraus. Der DBV-Bundesvorstand
befürchtet, dass es im Laufe des Jahres,
wenn die noch bei den Fahrgästen vorhandenen
alten Bahncards ablaufen, zu
massiven Abwanderungen der bisherigen
Bahnnutzer zu Billigflug und Auto kommen
wird. Dies kann nicht im Sinne der
DB AG als auch nicht der Volkswirtschaft
respektive der Ökologie sein. Aus diesem
Grunde sprach sich der Bundesverbandstag
einhellig für die Beibehaltung der
Bahncard 50 aus. Um die positiven Merkmale
des neuen Preissystems zu schützen,
stellt sich der DBV vor, dass den Bahnkunden,
die flexibel reisen wollen (oder müssen!),
die Möglichkeit eröffnet wird, mit
dem Kauf einer zweiten persönlichen
Bahncard 25-Normalpreis für 45 Euro in
Summa die gewohnten 50 Preisvorteil zu
erreichen. Aber auch in der Anwendung
der neuen Bahncard 25-Regeln sieht der
DBV-Bundesverbandstag Nachbesserungsbedarf.
Sind Sie auch schon in die Werbefalle
der DB-Strategen gelaufen?
Sie haben eine neue Bahncard 25 und
buchen bis zu drei Tagen vor Ihrem Reisebeginn
Hin- und Rückfahrt und freuen
sich, damit wieder Ihren gewohnten
Halbpreis erzielt zu haben.
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Die Salatgurke und das Kleingedruckte. Sieben Tage vorher zu bezahlen ist nur eine der Voraussetzungen. Die anderen Bedingungen finden sich am Anzeigenfluß (siehe Pfeil). Foto: DB AG |
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Wer sich nicht scheut nachzurechnen
wird feststellen, dass die DB-Milchmädchenrechnung
eines Einsteins durchaus
bedarf. Denn 25-Vorbucherrabatt plus
25-Bahncard-Rabatt ergeben im neuen
Preisdschungel nicht etwa 50 Prozent
Rabatt! Denn die DB rechnet anders:
25 Prozent Rabatt gibt es dafür, dass Sie
vorbuchen. Und der rabattierte Preis wird
dann noch mal durch Ihre neue Bahncard
um 25 Prozent gesenkt. Mathematisch
ausgedrückt bedeutet das: Statt addiert
wird multipliziert: Normalpreis mal V* =
Vorbucherpreis mal V* = Fahrpreis, ergibt
rund 44 Prozent Rabatt. Bei mittleren Reiseentfernungen
zwischen 150 und 250
Kilometer verdient die Deutsche Bahn AG
an Ihnen rund 10 PEPige Euro zusätzlich.
Der DBV wird sich dafür einsetzen, dass
die möglichen Rabatte addiert und dann
in Relation zum Normalpreis gesetzt werden.
Dann können Sie Ihren Taschenrechner
auch wieder getrost zu Hause lassen.
Können Sie sich folgende Werbeanzeige
Ihres Autos vorstellen: „Ich werde
nicht 25 Prozent teuerer, wenn Du versäumst,
mich drei Tage vor Reisebeginn
vor die Garage zu stellen!" Bei PEP gilt:
Wer zu spät kommt, den bestraft die
Bahn. Aber gerade das schreckt die bisherigen
Stammkunden, die Bahncard 50-Besitzer,
am neuen Preissystem.
In der Frage, welches das flexibelste
Verkehrsmittel unter Zugrundelegung
vertretbarer Kosten sein wird, gewinnt
das Auto als Konkurrenz wieder Kontur.
Die DBV-Mitglieder wünschen daher,
dass Plan-und-Spar-25-Fahrkarten bis zu
zwei Tage im voraus (bisher drei Tage)
buchbar werden und als Anreiz für die
Stammkunden der Bahn mit einer Bahncard
auch nur in der einfachen Richtung
ausgegeben werden. Kritisch betrachtet
der DBV, dass die Produktklasse C (außer
im Auslaufmodell Interregio) von den
Plan-und-Spar-Rabatten ausgenommen
ist. Damit kommt es zu einer wirklichen
Verteuerung der Fahrpreise auf Relationen,
die durch den Wegfall des Interregio
in den letzten Jahren zwar dem Nahverkehr
zugeordnet wurden, wie zum Ber
spiel Regionalexpress Hof - München
oder Regionalexpress Berlin - Rostock,
aber in ihrer Definition diesem nicht genügen
(Fernverkehr ab 50 Kilometer oder
ab einer Stunde Fahrzeit). Da diese Züge
von den Bundesländern bzw. ihren SPNV-Aufgabenträgern
bestellt und bezuschusst
werden, besteht hier kein Bedarf
für die DB aus wirtschaftlichen Gründen
die Konditionen zu ändern.
Die DBV-Mitgliederschaft fordert daher
die DB auf, die Einnahmegewinne der
Produktklasse C durch die verminderte
Rabattierung der neuen Bahncard 25 an
die Bahnkunden weiterzugeben, in dem
für Reisen in der Produktklasse C generell
bei einer Entfernung über 50 Kilometer
(außerhalb eines Tarifverbundes) die Anwendung
aller PEP-Segmente der Produktklassen
A und B eingeführt werden.
Sehr kritisch steht der DBV den Allgemeinen
Geschäftsbedingungen des neuen
Tarif Systems der DB AG gegenüber, mit
Interesse erwartet dazu der DBV-Bundesvorstand
eine Rechts-Expertise, deren Ergebnis
ebenfalls in die Arbeit der Tarifkommission
einfließen wird. Über den
Fortgang der Verhandlungen werden wir
Sie natürlich über diese Zeitschrift weiterhin
am Laufenden halten.
PEP? In aller Munde ist die Abkürzung
für das Preissystem der Deutschen Bahn
AG. Aber kaum einer weiß auch, was dahinter
steckt: Preis- und Erlösmanagement
Personenverkehr. DBV Bundesverband
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