Unter der Maßgabe, den Aufwand bei Zügen
und Personal im Vergleich zum heutigen
Betrieb nicht oder höchstens geringfügig
zu vergrößern, hat die Abteilung zwei
Varianten entwickelt: Die Variante „Standard"
ist mit der gleichen Zugzahl fahrbar
wie der Fahrplan ab 24. Februar 2003 und
damit kostenneutral zu realisieren. Die Variante
„Plus" erfordert eine leicht höhere Zugzahl,
um die Bedienung der Görlitzer Bahn
mit sechs Zuggruppen wie bisher zu ermöglichen.
|
Betriebskonzept der Berliner Ringbahn, Variante Standard. Zuggruppenplan des Ringsystems, Tagesverkehr. Zeichnung: IGEB |
|
Für die Abteilung ist die Variante „Plus"
die Vorzugsvariante. Im Falle eines verstärkten
Kostendruckes präferiert sie Variante
„Standard". Beide Varianten sind als Diskussionsgrundlage
zu verstehen und wurden
überschlägig kalkuliert. Die Grundsätze
werden im Folgenden vorgestellt. Auf Unterschiede
der einzelnen Varianten wird
besonders hingewiesen.
Grundsätze
Um eine separate Ringlinie mit Erfolg betreiben
zu können, sind vier Zuggruppen erforderlich.
Damit ist die Taktdichte gegeben,
die benötigt wird, um bei Betriebsstörungen
Züge in andere Umlaufpläne zu verschieben,
ohne dass es für die Fahrgäste
merkbare Fahrplanabweichungen gibt. Diese
Zuggruppen sollten nicht im „reinen"
5-Minuten-Takt verkehren, weil auf dem
Ostring und dem Südring noch weitere Linien
von der Görlitzer Bahn einbrechen. Ein 6/4-Minuten-Takt
ist daher am besten geeignet.
Daraus ergibt sich eine Umlaufzeit von
64 Minuten. Jede zweite Runde wird diese
um weitere zwei auf 66 Minuten gestreckt.
|
Betriebskonzept Plus. Zeichnung: IGEB |
|
Zusammen mit den abzweigenden Linien
ergibt sich dann auf den betreffenden Abschnitten
ein 3/3/4-Minuten-Takt. Auf dem
Ostring wird die zusätzliche S 8/S 85 mit
Halbzügen zwischen Treptower Park und
Schönhauser Allee zur Verdichtung überlagert.
Auf dem Südring verstärkt die S 46 mit
Vollzügen zwischen Neukölln und Bundesplatz.
Beide Linien (S 8/S 85 und S 46) verkehren
generell alle zehn Minuten.
Daraus ergibt sich ein Bedarf für den Ersatz
der heutigen Linie S 45 zur Verdichtung
des Angebots nach Schönefeld im Tagesverkehr.
Diese Aufgabe kann eine zweite Zuggruppe
der Linie S 9 zwischen Schönefeld
und Warschauer Straße übernehmen (Variante
„Plus"). Alle Züge über Köllnische Heide
fahren als S 46, die Bedienung von
Spindlersfeld wird der S 8 zugeschlagen.
Die Verstärkerzüge nach Grünau im Tagesverkehr
haben dann die eigene Liniennummer
S 85.
Zum schnellen Räumen des Bahnsteiggleises
in Bundesplatz sind besondere Regelungen
mit zusätzlichen Personalen erforderlich
(„Kehrführer").
Im Abendverkehr wird ein solch dichtes
Angebot nicht mehr benötigt, deshalb verbleiben
nur noch zwei Zuggruppen im
10-Minuten-Takt auf dem Ring. Da die Umlaufzeiten
sich nicht ändern,- ist hier eine
Durchbindung zur S 46 vorgesehen. Es ergibt
sich eine Betriebsführung, wie sie derzeit
von der S-Bahn Berlin GmbH gefahren
wird : Königs Wusterhausen - Südring -
Gesundbrunnen - Sonnenallee - Westend.
Dadurch ergeben sich auf dem Ostring zwischen
Treptower Park und Schönhauser Allee
und auf dem Südring zwischen Neukölln
und Westend jeweils 5-Minuten-Takte.
Vorteile
-
Stabiler Ringbetrieb, der selbst bei Verspätungen
durch das „Weiterschwimmen" der Ringumläufe im selben Abstand
keine Verschlechterungen für die
Kunden bringt. Der dichte Takt sorgt außerdem
dafür, dass auch bei Ausfall eines
Zuges maximal zehn Minuten Wartezeit
entstehen und damit weniger als heute
planmäßig mit bis zu 13 Minuten in der
Relation Ostkreuz - Südring. Das sklavische
Festhalten an der planmäßigen Reihenfolge
in den Abzweigbahnhöfen ist
bei den Ringzügen dann nicht mehr erforderlich
und für einen reibungslosen
Betrieb sogar hinderlich. Es muss dann
konsequent der Grundsatz: „Pünktliche
Züge haben Vorrang vor verspäteten Zügen!"
umgesetzt werden. Dafür müssen
die Aufsichten an den entsprechendew
Stationen mit in die Zugnummern-Meldung
einbezogen werden.
-
Keine Übertragung der Verspätungen auf
die zum Teil eingleisigen Außenstrecken
durch die Entkoppelung vom Ring.
-
Eine erhebliche Verkürzung der Zugläufe.
-
Das gesamte Konzept ist sofort umsetzbar
mit der vorhandenen Infrastruktur.
-
Zusätzliche Stabilisierung des Ringes
durch die leichte Verlängerung der Umlaufzeit.
Dadurch wird eine bessere Anschlussgewährung
auf die Radialstrecken
möglich.
-
Das Ringsystem ist mit allen Baureihen
bedienbar, sogar mit 477.
-
Einfache Linienläufe im Tagesverkehr
ohne Kommunikationsprobleme gegenüber
dem Kunden.
-
Angebotserweiterung auf dem Abschnitt
Ostkreuz - Neukölln entsprechend der
großen Nachfrage im Tages- und besonders
im Berufsverkehr.
-
Verstetigung des Angebots auf dem
Nordring zwischen Schönhauser Allee
und Westend auf gleichmäßige 6/4-Minuten
statt heute 3/4/7/6 Minuten. Das ist
zugleich eine Verbesserung um eine Zuggruppe
gegenüber der Planung für Juni
2003.
-
Gut merkbarer 10-Minuten-Takt über
Köllnische Heide bei gleichzeitigem Gewinn
der auf dem Vollring benötigten
Züge. Die Verkürzung bis Bundesplatz ist
durch eine kürzere Wartezeit auf den Anschlusszug
im Tagesverkehr tragbar und
stellt einen Ausgleich zum heutigen Angebot
dar. Von Neukölln bis Bundesplatz
verkehrt eine Zuggruppe mehr, bis Westend
eine weniger. Die wichtige Verbindung
zur Innenstadt ist durch das Erreichen
der U 6, U 8 und U 9 so wie der
Nord-Süd-S-Bahn weiterhin gewährleistet.
Bei Taktdehnung im Abendverkehr
sind alle Stationen auf dem Südring von
Schöneweide und von Ostkreuz aus direkt
erreichbar (abendliche Durchbindung
S 41/S42/S 46).
-
Wiedereinführung des 10-Minuten-Taktes
auf der Südringkurve in Ostkreuz im
Tagesverkehr (Variante „Plus").
-
Alle Ringzüge erreichen mittels der
Durchbindung auf die S 46 im Abendverkehr
die Werkstatt in Grünau.
-
Trotz erheblicher Angebotsverbesserungen
und Ringstabilisierung nur ein geringer
Mehraufwand von zehn Viertelzügen
in vier Umläufen nötig (Variante „Plus")
bzw. Zugeinsatz-Neutralität bei vergleichbarem
Kostenaufwand (Variante „Standard").
Erste Reaktion
der S-Bahn Berlin GmbH
Dieser Vorschlag wurde der Betriebsleitung
der S-Bahn Berlin GmbH im April 2003 vorgelegt.
Die Reaktion darauf war zurückhaltend.
Hauptsächlich aus drei Gründen hält
die S-Bahn GmbH das vorgelegte Konzept
für nicht günstig:
|
Ringbahnzug im Bahnhof Papestrasse. Foto: Alexander Frenzel, Dezember 2002 |
|
-
Die Fahrplantreue des Ringsystems habe
inzwischen bedeutend zugenommen.
-
Das ungleichmäßige Zuggruppen-Angebot
auf dem Dreieck Treptower Park -
Neukölln - Baumschulenweg sei nicht
den Fahrgastströmen angemessen.
-
Das Kehren der Züge in Bundesplatz entgegen
der Fahrtrichtung sei bei dem dichten
Takt nicht möglich.
Zu diesen Argumenten
Die gesteigerte Fahrplantreue ist sicher auch
dem Ende des 2002/2003 besonders langen
Winters zu verdanken. Ob die als Reaktion
auf die Störungen durchgeführten betriebs- und
fahrzeugtechnisch Maßnahmen wirklich
greifen, werden wir erst wissen, wenn
das derzeitige „Schönwetter-Ringsystem"
auch im kommenden Herbst und Winter
noch stabil funktioniert.
Das gleichmäßige Zuggruppenangebot
im Dreieck wird bei der S-Bahn anscheinend
ein wenig dogmatisch gesehen. Die von der
IGEB vorgeschlagene Stärkung der Ringrelation
und Schwächung der Relation Neukölln
- Baumschulenweg entspricht der
Rangfolge der Nachfrage.
Das Rückwärts-Kehren in Bundesplatz ist
in der Tat nicht einfach. Mit einem Kehrführer
und anderen unterstützenden Maßnahmen
könnte es aber machbar sein.
|
Foto: IGEB |
|
Die S-Bahn Berlin GmbH kündigte an,
dass die Grundsätze der Betriebsführung
auf dem Ring auch 2004 wie gehabt fortgeführt
werden sollen.
Ansonsten hofft die S-Bahn (ebenso wie
die Abteilung) auf eine Anpassung der Infrastruktur
auf dem Ring, die ihn leistungsfähiger
macht und somit die Verspätungsanfälligkeit
senkt (Verkürzung der Blockabschnitte
und Bau einer dritten Kante auf einem
Ringbahnhof, um Züge austauschen
und enden lassen zu können). Diese Maßnahmen
sind aber realistischerweise nicht
kurzfristig zu erwarten.
Die Abteilung wird die Entwicklung der
Zuverlässigkeit der Ringbahn weiter aufmerksam
verfolgen und natürlich auch Ihre
Leserpost zu diesem Thema in die weitere
Diskussion einbeziehen.
Vergleich des Zugbedarfs
Zur echten Vergleichbarkeit wurde die bisher eine
Ring-System-Relation befahrende
Linie von Lichterfelde Süd (S 25 bzw. S 26)
mit einer Zuggruppe in die Berechnung mit einbezogen.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
|