Die Deutsche Bahn saniert im nächsten Jahr
ihre Strecke von Baumschulenweg zum
Grünauer Kreuz und erneuert in diesem
Zusammenhang auch die Brücken über den
Sterndamm am Bahnhof Schöneweide. Diese
sind schon länger ein Engpaß im Autoverkehr,
während der öffentliche Personennahverkehr
(ÖPNV) davon nicht betroffen
ist, denn die Straßenbahn hat einen eigenen
Bahnkörper und die meisten Buslinien
enden dort als Zubringer oder kreuzen die
Bahn an dieser Stelle nicht.
Ganz klar ist: Wenn die Bauarbeiten an
dieser Stelle einmal abgeschlossen sind,
dann möchte die DB AG nicht in wenigen
Jahren nochmal alles aufreissen um eine
Straßenverbreiterung unter der Brücke zu
ermöglichen. Der Senat ergriff also richtig
die Gelegenheit, um zu untersuchen, wie er
seine Veränderungswünsche in das laufende
Projekt der Deutschen Bahn einbringen
kann. Dabei stellte sich heraus, daß eine
Verbreiterung der Brücke in die städtebaulich
gewünschte Südrichtung sehr teuer
wird. Die Rede ist von mindestens 11 Millionen
Euro nur allein als Anteil des Landes
Berlin.
Als Alternative bot sich für Berlin eine Verlegung
der Straßenbahn auf eine separate
Trasse an, die ebenfalls nicht mehr als
11 Millionen Euro kosten soll, aber dafür
den Platz unter der alten Brücke freimacht,
um die Straße verbreitern zu können. Dieser
Straßenbahn-Tunnel soll dann aus Geldern
für den ÖPNV gebaut werden. Er soll auch
auch für den Bus befahrbar sein und die
Haltestelle soll einen direkten Zugang zu
den Bahnsteigen bekommen; außerdem
liegt sie nah am neuen Einkaufszentrum,
das derzeit unmittelbar am Bahnhof Schöneweide
entsteht. Ein weiteres Plus ist die
Verlängerung des bestehenden Fußgängertunnels
auf die Johannisthaler Seite.
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Situation am Bahnhof Schöneweide (Linienführung und -nummern der Straßenbahnen und Busse stimmen allerdings mit den heutigen nicht überein). Heute Halten die Straßenbahnen direkt vor dem Empfangsgebäude des Bahnhofs Schöneweide an der Grünauer Straße - eine durchaus befriedigende und bewährte Lösung. Sie unterqueren dei Bahnanlagen dann südlich (Sterndamm). Die Senatsplanungen sehen an der Eisenbahnüberführung die Verbreiterung des Sternammes vor. Deshalb soll die Straßenbahn den Bahnhof in einem Tunnel unterqueren. Karte: IGEB-Archiv |
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Insgesamt eine gute Idee, aber die Umsteigesituation
am Bahnhof Schöneweide
ist nicht die schlechteste und deshalb fragen
wir uns: Warum wird der Straßenbau-Etat,
der den größten Nutzen aus dieser Planung
zieht und der Veranlasser ist, nicht mit
den Kosten belastet? Hier zeigt sich, daß
offenbar genug Geld da ist, wenn es um die
Förderung des Kraftverkehrs geht. Wenn
aber wie im Fall Alexanderplatz oder anderer
Straßenbahn-Projekte wirklich ausschließlich
der ÖPNV profitiert, dann wird
gespart!
Ein Straßenbahn-Tunnel unter dem Bahndamm
mit neuer Haltestellenlage wirft
noch weitere Fragen auf. Was passiert mit
dem Bahnhofsvorplatz, der heute als Haltestelle
dient?
Hier ist geplant, den Taxistand sowie P+R-Plätze
anzulegen, die durch den Kaufhausbau
verloren gingen. Wir befürchten, daß
dann vor dem Platz eine Asphaltwüste entsteht
die nur für Autofahrer interessant ist
und würden gerne mehr grün sehen, um
auch die Anwohner dort vom Umbau profitieren
zu lassen.
Wie kann die weitere Nutzung der Tramwendeschleife
sichergestellt werden, möglichst
aus beiden Richtungen?
Hier konnte man uns zum Glück mitteilen,
daß die Schleife erweitert wird für den
Einsatz von 60-Meter-Zügen und dann auch
von beiden Richtungen benutzbar ist.
Wie können die Umsteigebeziehungen zu
den Bussen gesichert werden, die nur auf
den beiden Seiten des Bahnhofs halten?
Hier hat die BVG das letzte Wort, eventuell
werden die Busse, die jetzt nur auf der
Schöneweider Seite fahren, durch den Tunnel
geleitet, um das Umsteigen zu erleichtern.
Wir bleiben an der Sache dran, um
eine Verbesserung zu erzielen.
Was wird aus dem Empfangsgebäude,
wenn der Kundenstrom an Umsteigern es
nicht mehr braucht?
Das zur Straße stehende Bauwerk steht
unter Denkmalschutz, wir befürchten allerdings,
daß mittelfristig wegen sinkender
Umsätze die Serviceangebote dort entfallen.
Bleiben den vielen dort endenden Buslinien
genügend Aufstellflächen?
Die gesamte Fläche auf der Johannisthaller
Seite bleibt bestehen und wird in Verbindung
mit dem neuen Fußgängerausgang
lediglich neu geordnet.
Verschlechtert sich die Fußwegsituation
von der Johannisthaler Seite zum Bahnhof
und zu den Haltestellen, wenn die Straße
massiv verbreitert wird?
Laut Senatsauskunft nicht, aber die letzten
Anpassungen an der Ampelschaltung
werden sowieso erst nach Inbetriebnahme
erfolgen, wir werden das also erst später
sehen.
Die Lösung ist also insgesamt durchdacht,
aber es muß jeden Betrachter ärgern,
daß eine schnelle und finanzierbare ÖPNV-Verbesserung
in dieser Stadt nur noch ein
Anhängsel der Autoförderung ist. Wir meinen,
daß der Senat sich hier deutlich artikuliert
hat, wo seine Prioritäten liegen.
IGEB Stadtverkehr
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