Das war es bisher
Der Tagesvekehr machte um etwa 21 Uhr
Feierabend, danach übernahmen drei
Nachtbus-Linien (N 15, N 16, N 17) und eine
Straßenbahn-Linie des Tagesverkehrs (96)
die Bedienung des Stadtgebiets:
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N 15 Schloß Babelsberg - Johannes- Kepler-Platz - Hans-Albers-Straße
-
N 16 Berlin, S-Bahnhof Nikolassee
(S-Bahnhof Wannsee) - Johannes-Kepler-Platz
-
N 17 Bahnhof Pirschheide - (Nedlitz, Weißer
See -) Konrad-Wolf-Allee/Sternstraße
-
Tram-Linie 96 Bahnhof Pirschheide -
Kirchsteigfeld.
Alle Tram-Linien verkehrten bis 0.30 Uhr im
20-Minuten-Takt, danach alle Stunde. Außer
dem N 15 waren alle Linien am Hauptbahnhof
miteinander vertaktet, somit war ein
Umsteigen von allen in alle Richtungen
möglich. Die Abfahrtszeiten waren auf die
S-Bahn am Hauptbahnhof abgestimmt,
Regionalexpress-Züge wurden ausdrücklich
nicht berücksichtigt. Das dabei in den
Abendstunden aus einem RE-Zug mehr
Fahrgäste aussteigen als aus zwei S-Bahnen
schien die ViP nicht zu interessieren. Zumindest
muß man das aus den Antworten auf
Anfragen schliessen.
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Straßenbahn in Potsdam am S-Bahnhof Babelsberg. Foto: IGEB-Archiv |
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Eine Reihe von Ausnahmen bei Linienführungen
und Taktdichten machte das Benutzen
der Nachtlinien von vornherein unattraktiv.
Die Linie N 15 fuhr nicht die ganze
Nacht, die N 16 zwischen Holzmarktstraße
und Berlin-Nikolassee nur alle 40 Minuten-Takt,
die Linie N 17 alle 40 Minuten ab Bornstedt
nach Nedlitz, Weißer See und nicht
nach Bahnhof Pirschheide. Dies sorgte für
reichlich Verwirrung bei vielen Einheimischen
und erst recht bei Touristen; desweiteren,
dass die Nachtlinien das Stadtgebiet
nur großräumig verbanden, viele umständliche
Linienführungen, abweichend von den
Tagesrouten, befuhren; was sehr lange
Fahrzeiten zur Folge hatte und oft am eigentlichen
Bedarf vorbeiging. Somit fuhren
die Busse oftmals „warme Luft" durch die
Gegend, abgesehen von wenigen kurzen
Abschnitten, wo das Entgegengesetzte passierte
und die Busse dem Bedarf eigentlich
nicht mehr gerecht wurden. Vornehmlich
auf den Strecken, die tagsüber die Tram
bediente, und gut genutzt wurden, war
dies der Fall.
Dazu passt, dass die Tram-Linie 96 fast
immer gut ausgelastet war, die späten
werktäglichen Nächte mal ausgenommen.
Täglich bediente die Havelbus noch die Linie
N 18, die zwischen Golm und Potsdam
West (dem Linienlauf der Linie 605/606 entsprechend)
verkehrte.
An den Wochenendnächten fuhr die Havelbus
zusätzlich eigene zuschlagpflichtige
Nachtlinien (N 13, N 31 , N 38, N 43) „Night-Rider-Linien",
die das Potsdamer Umland
mit dem Potsdamer Hauptbahnhof verbanden.
Trotz 50 Cent Zuschlag werden diese
Linien in zufriedenstellender Weise angenommen.
Vielleicht auch weil man unterwegs
ein- und aussteigen kann.
Fahrplanwechsel zum 24. Februar
Mit dem 24. Februar wechselte die ViP den
Jahresfahrplan. Resultat: Alles blieb so, wie
es war. Abgesehen davon, das die Tram
jetzt einen späteren Betriebsbeginn hatte.
Der Grund: Sparmaßnahmen! Die ersten
Tageszüge fuhren erst 20 Minuten später.
Der Fahrplan des Nachtverkehrs blieb unverändert.
Doch kaum war der 24. Februar verstrichen,
wurde bekannt, das es zum
18. April zu erneuten Änderungen kommen
würde.
Ab dem 18. April machen wir die
Nacht zum Tag
So kündigte die ViP dann ihren neuen
Nachtfahrplan an. Sie gliedert ihren Nachtverkehr
jetzt in einen Spätverkehr (21 bis
1 Uhr) und Nachtverkehr (1 bis 4 Uhr) auf.
Was sich auf dem Liniennetz-Plänen schön
unübersichtlich in grauen und lila Farbtönen
widerspiegelt. Die Tram-Linien 92 Kirchsteigfeld
- Bornstedt und 94 Babelsberg -
Bahnhof Pirschheide sowie einige Tagesbus-Linien
(691, 692, 694) fahren jetzt bis 1 Uhr.
Zusätzlich gibt es die neue Linie N 1 und die
N 16. Die restliche Linie setzen nach wie vor
um 21 Uhr bzw. die Linien 693 und 697 um
23 Uhr aus. Die beiden Tram-Linien 92 und
94 stellen zusammen jetzt eine Nord-Süd-Ost-West
Verbindung mit Umsteigeknoten
am Platz der Einheit im 20-Minuten-Takt
her. Somit sind die wichtigsten Stadtteile
halbwegs versorgt. Anders in den Stadtgebieten,
wo es keine Tram gibt. Ob die Tagesbuslinien
nach 21 Uhr noch jemanden zum
Benutzen animieren, darf bezweifelt werden.
Sie verkehren nur noch alle Stunde,
teilweise sogar im Linienverlauf verkürzt
(692, 693, 694), was zu unattraktiven Umsteigezwängen
führt. Lediglich die Linie 694
verkehrt auf dem Teilabschnitt Johannes-Kepler-Platz
und S-Bahnhof Griebnitzsee
alle 20 Minuten. Und dies nur, weil die BVG
ihre Linie 118 in diesem Bereich herausgenommen
hat (er fährt nur noch bis Steinstücken).
Auswirkungen auf den Verkehr von und nach Berlin
Bis zum 18. April fuhr die BVG die Linie 116
Potsdam, Glienicker Brücke - S-Bahnhof
Wannsee bis 21.30 Uhr alle 20 Minuten. Ab
Glienicker Brücke fuhr die Tram 93 weiter.
Beide Linien hatten Anschluss untereinander.
Danach übernahm die N 16 der ViP diese
Strecke. Zwischen Potsdam, Holzmarktstraße
und S-Bahnhof Wannsee fuhr alle 40
Minuten ein Bus. Jetzt betreibt die BVG die
Linie N 16, der 116er hört 40 Minuten früher
auf, die N 16 fährt danach alle Stunde
bis Potsdam Hauptbahnhof, die Linie 118
nicht mehr zum Keplerplatz.
Ein Schelm, wer denkt, die Verkürzung
der 118 und die Übernahme der N 16 stünden
in Zusammenhang. Von betroffenen
Fahrgästen auf diese Maßnahmen angesprochen,
hüllte sich die BVG kürzlich bei
einem Treffen mit dem Berliner Fahrgastverband
in Schweigen.
Faktisch zwei Nachtlinien mir vier Liniennummern
Die N 1 verkehrt auf dem Teilabschnitt (Potsdam
Hauptbahnhof - Johannes-Kepler-Platz), auf dem
die verkürzte 693 ab 21 Uhr
nicht mehr fährt, und nimmt dabei aber die
ab ca. 21 Uhr ebenso nicht mehr bediente
Tramstrecke zum Bahnhof Rehbrücke mit.
Bis 1 Uhr (!) fährt der N 1 alle 20 Minuten.
Danach beginnt der Nachtverkehr und
die N 1 stellt ihren Betrieb ein. Dafür gibt es
dann (und jetzt fängt der „Spass" richtig
an) ab Potsdam Hauptbahnhof die N 14
(zum Johannes-Kepler-Platz), die am Keplerplatz
als N 15 zum Hauptbahnhof weiterfährt.
Am Hauptbahnhof fährt die N 17
(nach Kirschallee - Golm). Und von Golm
über Eiche - Potsdam Charlottenhof - Potsdam
Hbf der N 18. Der N 16 fährt vom
Hauptbahnhof Richtung Berlin.
Fazit
Sie haben es vielleicht bemerkt: in Wirklichkeit
gibt es nur zwei Nachtlinien, ähnlich
wie bisher; zwei übergroße Ringlinien, um
genau zu sein. Die einzelnen Abschnitte
bekamen lediglich eigene Liniennummern.
Es hat sich also nach 1 Uhr nicht wirklich
etwas verändert, lediglich die Bedienung
von Golm durch die ViP kam hinzu. Das
aber nur, weil Golm von Potsdam eingemeindet
wurde.
Frühzüge auf den Tram-Linien 92 und 94
gibt es wieder. Die Sparmaßnahmen zum
24. Februar 2003 auf diesen Linien sind damit
wieder gestrichen worden.
Man hat mit dem 18. April nur Kosmetik
betrieben. Kosmetik, die dazu führte, dass
das Gesicht des Potsdamer Nachtverkehrs
eher noch hässlicher wurde, als es zuvor
schon war. Wirkliche Verbesserungen gibt
es kaum, große Würfe schon gar nicht. Dafür
verwirrte und entnervte Fahrgäste die
auf ebenso entnervtes und unfreundliches
Personal stoßen.
Ursachenforschung
Fehlende Motivation, fehlender Wille, Inkompetenz
der ViP? Vielleicht! Fehlendes
Geld, fehlende Unterstützung aus dem Rathaus
ganz bestimmt! Ob dieses Nachtnetz
den nächsten Fahrplanwechsel übersteht,
darf bezweifelt werden. Übrigens, die Haltestelle
Rathaus wird der Strassenbahn-Linie
92 sowie den Linien N 17 und N 38 bedient.
Und fast hätten wir's vergessen: Mit dem
15. Juni ändert sich auch in Berlin einiges im
Nachtverker.
DBV Potsdam-Mittelmark
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