Der DBV fordert den Fortbestand der Linie bis
Charlottenburg, solange die S-Bahn nicht die
Vororte westlich von Berlin bedient. Hohe
Auflagen zur Einsparung beim öffentlichen
Personennahverkehr wegen der Haushaltslage
Berlins schliessen die Regionalbahn nicht
aus, erklärt die Berliner Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung. Bahnreisende könnten auf
Regionalexpress, U- und S-Bahn umsteigen.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg prüfe
deshalb, ob das Angebot zwischen Spandau
und der Berliner Innenstadt mit der Regionalbahn
nicht überdimensioniert sei. Brandenburgs
Verkehrsminister Meyer, die brandenburgische
SPD-Landtagsfraktion und auch
Falkensees Bürgermeister Bigalke haben die
Pläne kritisiert.
Erst am 15. Dezember 2002 wurde der 30-Minuten-Takt
auf der RB 10 unter anderem
auch auf Druck des DBV eingerichtet, um die
von Vorortpendlern überfüllten RE-Linie 2
nach Wismar und 5 nach Rostock zu entlasten.
Wegen der S-Bahn-Sperrung Zoo - Charlottenburg
fahren einzelne Züge sogar bis
Friedrichstraße. Früher fuhren die RB 10-Züge
nur stündlich im Berufsverkehr. Das erweiterte
Zugangebot ist notwendig, weil sich die
Einwohnerzahlen vor allem in Falkensee seit
1990 auf ca. 38.000 Personen fast verdoppelt
haben.
Problem hausgemacht
Wiederholt stellte der Senat den Verkehr mit
Spandau in Frage. Bei der Ausweitung des
Wochenend-Nachtverkehrs der U-Bahn wurde
Spandau ausgespart. Auch wurde bisher
die S-Bahn-Verlängerung Spandau - Staaken
- Falkensee ignoriert. Stattdessen geht am
16. Juni 2003 eine vierte (S-) Bahn-Verbindung
nach Pankow (Tram, U-Bahn, 2 x S-Bahn)
in Betrieb, während die Wohngebiete in
Staaken nur mit Bussen erreichbar sind. Peinlich
wäre es schon, wenn Politiker protestierenden
RB 10-Fahrgäste erklären müssen, wie
das zusammenpasst. Vielleicht gibt es auch
deshalb keine Eröffnungsfeier.
Offensichtlich fehlt bisher auch der Nachdruck
der beiden Landesregierungen gegenüber
Bundesverkehrsminister Stolpe (SPD),
der früher als brandenburgischer Ministerpräsident
selbst die Falkenseer S-Bahn gefordert
hat. Weil das Bundesverkehrsministerium - im
Gegensatz zu anderen vor dem Mauerbau
1961 bestehenden S-Bahn-Strecken - einen
Wirtschaftlichkeitsnachweis fordert, bleiben
die Fahrgäste auf einer halbfertigen Infrastruktur
sitzen. Mit 5,5 Millionen Euro hat sich
die Stadt Falkensee sogar an der Finanzierung
der Eisenbahnbrücken für S- und Fernbahn
beteiligt, die heute als halbe Bauruinen nur
von den Ferngleisen belegt sind. Vorsichtige
Schätzungen rechnen mit 20.000 S-Bahn-Fahrgästen,
andere gehen sogar von bis zu
40.000 aus.
Solange keine Entscheidung kommt, bleibt
die RB 10 deshalb ein provisorischer Ersatz für
die S-Bahn, allerdings auf Ferngleisen geführt
allen Störungen durch RE und ICE ausgesetzt.
Frühestens wenn die einwohnerstarke Stadt
Falkensee S-Bahn-Anschluss hat, ist eine Reduzierung
des Regionalbahn-Verkehrs denkbar.
Um Zeitverluste beim Umsteigen auf die
S-Bahn Richtung Innenstadt auszugleichen,
müssen die Züge weiterhin über Spandau hinaus
bis Charlottenburg geführt werden. Müsten
die Fahrgäste zukünftig bereits in Spandau
zwischen Regionalbahn und S-Bahn
wechseln, würde das den Druck auf die
RE-Züge wieder erhöhen. Oder noch mehr
Falkenseer kehren der Bahn den Rücken, weil
sie von Verkehrspolitikern ignoriert werden.
Der RB 10-Verkehr nach Charlottenburg ist der
Preis, der für die fehlende S-Bahn ins Havelland
bezahlt werden muss.
DBV Havelland
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