Neben dem nur teilweise gelungenen Fahrplanwechsel
mit der Folge zahlreicher Betriebsstörungen
und Verspätungen wird in
dem neuen Preissystem, das seit seiner Einführung
am 15. Dezember 2002 für kontroverse
Diskussionen in den Medien, bei Fahrgastverbänden
und Kunden sorgte, eine wesentliche
Ursache für die erheblichen Umsatzeinbußen
gesehen.
In Anbetracht der Ziele, die von seiten der
DB AG mit der Einführung von PEP (Preis- und
Erlösmanagement Personenverkehr) verbunden
waren, wie unter anderem auch eine verbesserte
bzw. gleichmäßigere Zugauslastung,
enttäuscht das Zwischenergebnis um so mehr.
Gründe für die bis dato schlechte kundenseitige
Akzeptanz der PEP-Preisstruktur lagen
zweifellos in der Komplexität und Vielschichtigkeit
des Systems, in den Defiziten bei der
kommunikationspolitischen Unterstützung
sowie den anfangs hohen Stornierungskosten
für Plan&Spar-Fahrausweise. Insgesamt waren
mit dem bisherigen PEP-System erhebliche
Anforderungen an die Lernfähigkeit und -bereitschaft
der derzeitigen und künftigen Bahnnutzer
verbunden. Die Wettbewerbsfähigkeit
gegenüber dem zentralen Konkurrenten Pkw
wurde mit Einführung von PEP verschlechtert,
denn das Auto hat nach wie vor ein ganz einfaches
Tarifsystem: Volltanken und losfahren!
Die Novellierung der Preisstruktur war somit
ein notwendiger Schritt, um der schlechten
kundenseitigen Akzeptanz zu begegnen.
Bereits im Mai 2003 wurden die Umtauschgebühren
auf eine einheitliche Bearbeitungsgebühr
von 15 Euro gesenkt. Die nachfolgend
beschriebenen Änderungen gelten seit 1. August
2003.
Grundsätzlich sind Bahncard-Rabatte und
Sparpreise nun voneinander getrennt, die
Kombinierbarkeit der Bahncard mit anderen
Rabatten entfällt. Sowohl bei den Bahncard-Rabatten
als auch bei den Sparpreisen gibt es
leicht nachvollziehbare Rabattstufen: 25%,
50% und 100%.
Motto: Flexibel fahren -
flexibel sparen mit den neuen
Bahncard-Angeboten
Als Grundlage des ersten Teils des reformierten
Preissystems wurde die Bahncard-Familie
als attraktives Angebot für Vielnutzer bzw.
Stammkunden umfassend ausgebaut. Folgende
Möglichkeiten hat der Bahnkunde:
Bahncard 25
Der Preis für die neue Bahncard 25 beträgt in
der 1. Klasse 100 €. Er ist damit um 50 € günstiger
als bislang. In der 2. Klasse kostet die
Bahncard 25 statt bisher 60 € nur noch 50 €.
Auch die günstige Familienregelung ist erhalten
geblieben, wonach bei Familien mit
Kindern alle für jeweils 5 € eine eigene Bahncard
erhalten, sofern ein Familienmitglied eine
Bahncard 25 zum vollen Preis erwirbt.
Um einen kundenfreundlichen Übergang zu
ermöglichen, kann sowohl die alte als auch
neue Bahncard 25 generell noch bis zum
30. September 2004 mit den Sparpreisen
kombiniert werden.
Bahncard 50
Die wieder eingeführte Bahncard 50 kostet
200 € (2. Klasse) bzw. 400 € (1. Klasse). Sie
gewährt 50 % Rabatt auf den Normalpreis.
Ehe- bzw. Lebenspartner, Senioren (ab 60 Jahre),
Schüler, Studenten (bis 26 Jahre) und
Schwerbehinderte erhalten die Bahncard 50
zum halben Preis.
Sowohl bei der Bahncard 25 als auch bei
der Bahncard 50 wird - anders als bei der alten
Bahncard 50 - ein Mitfahrer-Rabatt von
50 % gewährt, Kinder bis einschließlich
14 Jahren fahren kostenlos mit. Im Sinne der
Vereinfachung des Tarifsystems gelten diese
Zusatzleistungen auch für alte Bahncards 50,
die noch im Markt sind.
Bahncard 100
Diese Bahncard ersetzt die bisherige Persönliche
Netzcard; Ziel dieser sinnvollen Einbeziehung
in die Bahncard-Angebote ist ein stärkerer
Bekanntsheitsgrad als bislang. Die Bahncard
100 kostet seit 1. August 2003 für die
2. Klasse nunmehr 3.000 € statt wie bisher
3.350 €, beziehungsweise 5.000 € anstatt
5.250 € in der 1. Klasse. Auch bei der Bahncard
100 können eigene Kinder unter 15 Jahren kostenlos
mitgenommen werden.
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Werbeplakat am Bahnhof Griebnitzsee. Aus Fehlern gelernt! Die Bahncard 50 gibt es jetzt wieder. Was will der Reisende mehr? Foto: Frank Böhnke |
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Ziel der Bahncard-Angebote ist der Ausbau
zu einem umfassenden System der Kundenbindung
und -betreuung; zusätzliche Nutzerfunktionen
sind daher geplant. Die gesamte
Bahncard-Familie soll darüber hinaus zu einer
deutschlandweiten Mobilitätskarte auch in
den Verkehrsverbünden werden (Ziel ist ein
durchgängiger Rabatt von 25 %). Dazu sind
jedoch noch entsprechende Verhandlungen
erforderlich.
Nur noch zwei Sparpreise
Mit den Sparpreisen soll auch dem preissensiblen
Gelegenheitsfahrgast die Möglichkeit
gegeben werden, ohne Bahncard einen günstigen
Fahrpreis zu erhalten. Statt der bisherigen
drei Plan&Spar-Preise (10, 25 und 40 %
Rabatt) gibt es nur noch den Sparpreis 25 und
50. Die Sparpreise sind weiterhin kontingentiert
und an einen bestimmten Zug gebunden.
Die feste Buchung von Hin- und Rückfahrt
bleibt bei den Sparpreisen erhalten. Die Vorausbuchungsfrist
beträgt jedoch nur noch einheitlich
drei Tage; die bislang für den Fahrgast
unverständlichen Fristen bis zu sieben Tage
sind damit erfreulicherweise Vergangenheit.
Beim Sparpreis 50 wurde zudem die Wochenendbindung
gelockert. Seit 1. August können
Hin- und Rückfahrt auch an einem Wochenendtag
- also am gleichen Samstag oder
Sonntag - erfolgen. Dadurch sind z. B. preislich
interessante Tagestouren möglich.
Der Sparpreis 25 ist unabhängig vom Wochenende
als Hin- und Rückfahrt in jeder beliebigen
Tageskombination nutzbar.
Auch an der Problematik der zu vielen unterschiedlichen
Preise für eine Fahrt zwischen
zwei Orten wird seitens der DB AG gearbeitet.
Angesichts von rund 22 Millionen Relationspreisen
können Verbesserungen hier jedoch
frühestens in 2004 umgesetzt werden.
Die Deutsche Bahn hat zu den Änderungen
des Preissystems eine spezielle Hotline geschaltet;
die täglich unter der Rufnummer
0 18 05 / 35 55 53 (12 Cent/Minute) zwischen
7 Uhr und 22 Uhr zu erreichen.
Mit den nunmehr vollzogenen Änderungen
wurden seitens der Deutschen Bahn deutliche
Akzente bezüglich der notwendigen Vereinfachung
des Tarifsystems gesetzt; speziell den
treuesten Kunden - den Stammkunden - stehen
nun wieder preislich attraktive Angebote
zur Verfügung. Einen wesentlichen Anteil an
den umfassenden Verbesserungen des Tarifsystems
haben nicht zuletzt die Fahrgastverbände,
die sich monatelang engagiert u.a. für den
Erhalt der Bahncard 50, der Lockerung der
Wochenendbindung usw. eingesetzt haben.
Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang
das Umdenken seitens der DB AG. Der
konstruktive Dialog mit den Verbänden wurde
zwischenzeitlich wieder aufgenommen, Gespräche
zur Weiterentwicklung des Tarifsystems
sind bereits geplant.
DBV/IGEB
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