In den letzten Jahren gab es über den
Berliner Nahverkehr leider mehr Negatives
als Positives zu berichten. Mit dem zum
Fahrplanwechsel am 15. Juni 2003 eingeführten
durchgehenden U-Bahn-Verkehr in den
Wochenendnächten auf fast dem
gesamten Streckennetz wurde im selbsternannten
Verkehrs-Kompetenzzentrum
nun aber tatsächlich ein Meilenstein
im ÖPNV erreicht. Doch bis es so weit war,
musste ein langer hindernisreicher Weg zurückgelegt werden.
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Das Umsteigen zu später Stunde in Berlin ist durch das Angebot des U-Bahn-Nachtverkehrs bequemer geworden - jedenfalls für viele Fahrgäste. Foto: Alexander Frenzel |
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Eingeführt wurde der durchgehende U-Bahn-Nachtverkehr
in den Wochenendnächten zum
Sommerfahrplan 1990 auf den (West-) Berliner
U-Bahn-Linien U 1 (damals Schlesisches
Tor - Ruhleben) und U 9. Die Erfahrungen mit
dem seither im Grundsatz unveränderten
U-Bahn-Nachtverkehr waren durchaus positiv,
aber wegen der fehlenden Netzwirkung
hielten sich die positiven Auswirkungen für
fie Fahrgäste in Grenzen. Umso verständliher,
dass neben den Fahrgästen auch fast
alle Parteien zunehmend für einen durchgehenden
Betrieb im gesamten U-Bahn-Netz
votierten. An der BVG prallten all diese Forderungen
lange Zeit ab. Betriebliche Aspekte,
nächtliche Bauarbeiten, erhöhte Betriebskosten
waren die gängigen Argumente gegen
eine Ausweitung des Betriebes. Auch die Wiedervereinigung
der Stadthälften und die
schnelle Intensivierung und Verlagerung des
Nachtlebens in den Ostteil der Stadt bewirkten
lange Zeit kein Umdenken bei der BVG.
Aber der Druck auf die BVG wurde stärker
- insbesondere nachdem auch der Senat in
seiner im Jahr 2001 beschlossenen Fortschreibung
des Nahverkehrsplans einen durchgehenden
Nachtverkehr im U-Bahn-Netz in den
Wochenend-Nächten postulierte. Hinzu kam,
dass der betriebliche Aufwand für das Nachtbus-Liniennetz
in den Wochenendnächten erheblich
war, weil einzelne Nachtbus-Linien im
10-Minuten-Takt und fast alle Radiallinien aus
den beiden Citybereichen im Viertelstundentakt
fuhren. Und weitere Taktverdichtungen
zum Beispiel auf der Nachtbus-Linie N 5 wären
wegen der gestiegenen Fahrgastzahlen
unausweichlich geworden.
Durchgehender Betrieb
fast im gesamten U-Bahn-Netz
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Die Einführung des durchgehenden Nachtverkehrs in den Wochenendnächten auf fast dem gesamten U-Bahnnetz ist ein Meilenstein im Berliner ÖPNV. In den übrigen Nächten sorgen weiterhin die parallel fahrenden Nachtbuslinien für ein durchgehendes, für die Fahrgäste auch leicht nachvollziehbares Verkehrsangebot. An einigen Stellen besteht aber noch Nachbesserungsbedarf. Foto: Alexander Frenzel |
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Im Ergebnis verkehren seit dem Fahrplanwechsel
in den Wochenendnächten (Freitag/Samstag,
Samstag/Sonntag und vor Feiertagen)
die U-Bahn-Linien 15, 5, 6, 8, und 9
durchgehend auf ganzer Länge und die U 2
sowie die U 7 leicht verkürzt (Pankow - Theodor-Heuss-Platz
bzw. Rudow - Jakob-Kaiser-Platz). Ohne durchgehenden Nachtbetrieb
bleiben somit neben der „Stummellinie" U 4
nur die U 1 nach Krumme Lanke und die Außenäste
der U 2 nach Ruhleben sowie der U 7
nach Spandau, für die ein relevantes nächtliches
Fahrgastaufkommen tatsächlich kaum zu
erwarten ist.
Auf allen Linien besteht zwischen Mitternacht
und ca. 5 Uhr ein 15-Minuten-Takt, der
fast alle wesentlichen Umsteigerelationen innerhalb
des U-Bahn-Netzes in akzeptabler
Form gewährleistet und gleichzeitig kompatibel
zum 30-Minuten-Grundtakt des natürlich
weiterhin bestehenden sonstigen Nachtbus- und
Nachtstraßenbahnnetzes ist. Wirtschaftlich
darstellbar wird der durchgehende U-Bahn-Betrieb
dadurch, dass die entlang dieser
U-Bahn-Linien verlaufenden Nachtbuslinien in
den Wochenendnächten eingestellt werden
bzw. nur auf ihren weiterführenden Streckenabschnitte
ab den U-Bahn-Endbahnhöfen verkehren.
Und schließlich können auf mehreren
weiteren Nachtbuslinien zukünftig die Verstärkerfahrten
entfallen.
Gleichzeitig wurden einige Veränderungen
im Nachtbusnetz vorgenommen, die vorrangig
durch eine stärkere Orientierung der in der
Wochenmitte parallel zu den U-Bahn-Linien
verkehren Nachtbuslinien bedingt und damit
der Philosophie eines 24-Stunden-Netzes
(auch in der Wochenmitte) dienlich sind. Dies
betrifft z.B. die Veränderung bei der Linie N 6
oder die Verlegung des Hellersdorfer Umsteigeknotens
vom S-Bahnhof Kaulsdorf an den
S- und U-Bahnhof Wuhletal. Zusätzlich wurde
durch die Verlängerung der Nachtbuslinie
N 84 vom Hackeschen Markt bis nach Moabit,
Turmstraße eine empfindliche Lücke im innerstädtischen
Nachtlinien-Netz geschlossen.
Und auch die S-Bahn hat ihr Nachtangebot
in den Wochenendnächten nochmals deutlich
verbessert. Auch auf der Stadtbahn und auf
dem Ostring wird jetzt ein 15-Minuten-Takt
angeboten, so dass praktisch das gesamte innerstädtische
S-Bahn-Netz durchgehend im
Viertelstundentakt bedient wird.
Es geht noch besser
Aber nichts ist so gut, dass man es nicht auch
noch besser machen könnte. Natürlich können
bei einem derartigen Nachtnetz nicht mehr
alle Anschlüsse passen, aber die Anschlusskoordination
zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln
S-Bahn/U-Bahn/Nachtbus ist sicherlich
noch verbesserungsfähig. Und schließlich sollten
konsequent zu allen U-Bahn-Linien parallel
verlaufende durchgehende Nachtbus-Linien
eingerichtet werden, damit den Fahrgästen
auch in den Nächten in der Wochenmitte
die Orientierung am U-Bahn-Netz möglich
bleibt. Am Beispiel einer neu einzurichtenden
Nachtbus-Linie N 7, die in der Wochenmitte
die bisherigen Nachtlinien N 19, N 4, N 21 und
in allen Nächten N 23 und N 33 jeweils auf
Teilstrecken ersetzen kann, wird deutlich,
dass dies weitgehend kostenneutral möglich
sein wird. Und schließlich sollte auch bei der
Straßenbahn - dort wo es sinnvoll ist - eine
stärkere Orientierung am Tagesnetz erfolgen.
Dabei wäre insbesondere die Einführung eines
durchgehenden Betriebes auf der Straßenbahn-Linie
23 sinnvoll, die teilweise die
Nachtbuslinien N 26 und N 40 ersetzen kann
und vor allem aber dem Szenebezirk Friedrichshain
eine dringend erforderliche zusätzliche
Nachtanbindung bieten würde.
Veränderungen tagsüber
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Im gemeinsam von BVG und S-Bahn herausgegebenen Faltplan mit dem Tages- und Nachtnetz finden sich sogar weitere Hinweise auf die Umlandverkehre (hier zur Havelbus-Linie N38). |
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Die Veränderungen im Nachtverkehrsangebot
hatten aber auch eine nennenswerte Veränderung
im Tagesbetrieb der U-Bahn zur Folge.
Weil die U 15 jetzt auch in den Wochenendnachten
verkehrt, übernahm sie die Funktion
der „Stammlinie" auf dem Kreuzberger Hochbahn-Abschnitt:
So fährt die U 15 jetzt abends
und sonntags auf der gesamten Strecke zwischen
Uhlandstraße und Warschauer Straße,
während die U 1 außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten
nur noch zwischen Krumme Lanke
und Nollendorfplatz verkehrt. Die BVG erhielt
damit eine zusätzliche Sparmöglichkeit,
weil der Ast nach Krumme Lanke in den
Schwachverkehrszeiten mit 4-Wagen-Zügen
bedient werden kann.
Sparen war aber auch das Motiv für weitere
Maßnahmen im U-Bahn-Tagesverkehr, die
angeblich nötig waren, um die Ausdehnung
des U-Bahn-Nachtverkehrs kostenneutral darstellen
zu können. So wurde die Fahrtenfolge
auf den U-Bahn-Linien U 1 und U 15 tagsüber
von jeweils sechs Minuten auf einen 6/7/7-Minuten-Takt
gestreckt. Auf der U 2 endet
tagsüber zukünftig jede zweite Fahrt bereits
am Theodor-Heuss-Platz, so dass der verbleibende
Abschnitt bis Ruhleben nur noch im
10 bzw. 6/7/7-Minuten-Takt bedient wird. Und
auf der U 5 wurde die Fahrtenfolge im Berufsverkehr
vom 3/3/4-Minuten-Takt auf einen
4-Minuten-Takt gestreckt.
Sehr viel gravierender ist jedoch die Halbierung
der Fahrtenfolge durch Einführung eines
sonntäglichen 20-Minuten-Taktes im Zeitraum
zwischen 5 und 8 Uhr auf allen U-Bahn-Linien.
Während bei einem 10-Minuten-Takt ein insgesamt
gutes und beim nächtlichen 15-Minuten-Takt ein
immer noch akzeptables Anschlussgefüge
besteht, ist dieses bei einem
20-Minuten-Takt nicht mehr darstellbar. Direkte
Umsteigeanschlüsse bzw. akzeptable
Wartezeiten können dann nur noch auf ganz
wenigen Umsteigebahnhöfen gewährleistet
werden und auf vielen durchaus wichtigen
Umsteigerelationen bestehen nun Wartezeiten
von über einer Viertelstunde!
Es ist mehr als ärgerlich, dass mit dieser
kurzsichtigen Maßnahme, deren Einspareffekte
minimal sein dürften, die positiven Wirkungen
des durchgehenden U-Bahn-Nachtverkehrs
teilweise konterkariert werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem neuen
Nachtverkehr gemacht? Wo funktionieren die Anschlüsse,
wo müssen Sie warten? Schreiben Sie
IGEB Stadtverkehr
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