Die FLEX Verkehrs-AG ist neben der Nordfriesischen
Verkehrsbetriebe AG (NVAG) ein Tochterunternehmen
der Norddeutschen Nahverkehrsgesellschaft
mbH (NNVG). Auf der 191,2
Kilometer langen Strecke zwischen Hamburg,
Flensburg und Padborg werden seit dem letzten
Fahrplanwechsel täglich acht Zugpaare
im Zwei-Stunden-Takt angeboten.
Für dieses Angebot werden von der FLEX AG
insgesamt vier E-Loks und 24 Reisezugwagen
vorgehalten. Die E-Loks vom Typ ES 64 U2
„Taurus" (Leistung 6400 kW, zulässige
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h) wurden
dafür aus dem Siemens-Dispolok-Pool gemietet.
Bei den Waggons handelt es sich um gebrauchte
Abteil- bzw. Speisewagen ehemaliger
Bundes- und Reichsbahn-Bauarten aus
den Jahren 1962 bis 1987 (Wagengattungen
Bomz, ABomz, Avmz, ARmz). Die zulässige
Höchstgeschwindigkeit der FLEX-Züge wird
durch den Einsatz von Bomz-Wagen auf 140
km/h begrenzt. Aufgrund der zwischenzeitlich
kritischen wirtschaftlichen Lage wurde die
geplante Umsetzung eines neuen Wagenkonzeptes
mit moderneren Komponenten bzw.
zeitgemäßerem Design bislang nicht realisiert.
Eine eigene Werkstatt wird in Flensburg
vorgehalten, weiterhin eine eigene Zugleitung
in Hamburg. Mit rund 60 Mitarbeitern
wird eine Beförderungsleistung von 1,1 Millionen
Zugkilometern im Jahr erbracht.
Auffallend ist die ungewöhnliche, zur Vermeidung
von Angebotslücken aber letztlich
notwendig kurze Vorbereitungszeit für den
FLEX. Die wesentlichen Schritte zur Realisierung
des Angebots waren:
-
März 2002
DB Reise & Touristik AG teilt mit, daß diverse
Interregio-Linien eingestellt bzw. deren
Bedienung umgestellt werden.
-
Mai 2002
Die NNVG gibt ein Angebot zur Übernahme
des Verkehrs auf der Strecke Hamburg -
Flensburg - Padborg ab.
-
August 2002
Das Bundesland Schleswig-Holstein und die
NNVG unterschreiben den Verkehrsvertrag
für den FLEX.
-
September 2002
Das Projektteam für die Umsetzung steht
vollständig zur Verfügung.
-
November 2002
Einstellungszeitraum für operatives Personal
-
Mitte Dezember 2002
Betriebsaufnahme.
Für die Vorbereitung des Betriebes standen
somit 3,5 Monate zur Verfügung. In dieser Zeit
mußte unter anderem die Akquisition von
Loks und Waggons, das „Auffrischen" der Reisezugwagen,
die Suche und Qualifizierung
des Betriebspersonals und die Suche und Einführung
des Vertriebssystems und der Verkaufstechnik erfolgen.
Und was sagen die Fahrgäste?
Der Betrieb läuft seit der Inbetriebnahme sehr
zuverlässig. Kein Zug ist ausgefallen, die
Pünktlichkeitsquote liegt bei 95,6 Prozent. Die
Betriebsaufnahme ist somit trotz recht ungünstiger
Rahmenbedingungen geglückt.
Die Wagen führen erwartungsgemäß zu
sehr geteilten Meinungen bei den Fahrgästen.
Die Meinungen reichen von „endlich wieder
Abteile; bitte so lassen, nicht umbauen" bis
„dreckig und unzumutbar". Die ausgeprägte
Serviceorientierung stellt sich dagegen als
wesentliches Differenzierungsmerkmal zugunsten
von FLEX dar.
Insolvenzantrag -
Konsequenzen für den Bahnkunden
Unerwartet wurde am 12. August 2003 beim
zuständigen Amtsgericht Flensburg ein Antrag
auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Hintergrund war laut Vorstand Holger
Michelmann die ungeklärte Erlössituation der
FLEX Verkehrs-AG, nach der erkennbare Risiken
nicht seriös abzuschätzen seien. Die fehlende
Transparenz sei begründet durch das
sehr langsame Verfahren der Einnahmeaufteilung
unter den beteiligten Verkehrsunternehmen,
was nun zu einem Liquiditätsengpass
geführt habe.
Zeitgleich hat übrigens auch die NVAG einen
Insolvenzantrag gestellt. Die Ursache liegt
hier jedoch schwerpunktmäßig bei Problemen
im Güterverkehr.
Erfreulicherweise war die Aufrechterhaltung
des FLEX-Verkehrs trotz des Insolvenzverfahrens
gewährleistet, zudem gab es mehrere
interessierte Unternehmen, mit denen zwit
schenzeitlich über eine Beteiligung bzw. Übernahme
des Angebotes verhandelt wurde.
Dazu gehörten u.a. die DB AG, die Karsdorfer
Eisenbahngesellschaft (KEG) und die zur Connex-Gruppe
gehörende Nord-Ostsee-Bahn
GmbH (NOB).
Anfang Oktober wurde nunmehr der Nord-Ostsee-Bahn
der Zuschlag für die Weiterführung
des Betriebes gegeben. Mit dieser Entscheidung
ist es Connex gelungen, seine Position
in Schleswig-Holstein - nach dem kürzlichen
Zuschlag für den Regionalverkehr auf
der Marschbahn Hamburg - Westerland ab
Dezember 2005 - weiter auszubauen. Recht
unerfreulich bleibt in diesem Zusammenhang
dagegen die Tatsache, daß die erst seit 6. Juni
2003 unter großem Aufsehen von Medienvertretern
und Fachöffentlichkeit angebotene InterConnex-Verbindung
Rostock - Berlin -
Köln (seit 1. August 2003 sogar verlängert ab/bis Neuss)
Ende Oktober dieses Jahres eingestellt
wird! Ein kostendeckender Betrieb
konnte auf dieser Verbindung bislang nicht
erzielt werden; die frei werdenden Fahrzeuge
dienen nunmehr zur Komfortsteigerung zwischen
Hamburg und Padborg.
Es bleibt zu hoffen, daß mit der jetzt in
Schleswig-Holstein getroffenen Entscheidung
ein dauerhaft verlässliches Angebot gewährleistet
ist. Nicht zuletzt wurde mit dem FLEX
auch die Möglichkeit geschaffen, künftig attraktive
und umsteigefreie Verbindungen über
Hamburg hinaus anzubieten. Speziell für den
Urlaubsverkehr würde dies wieder zu deutlichen
Verbesserungen führen.
DBV/IGEB
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