Die Regional- und Fernbahn-Gleise der Stettiner
Bahn (Strecke Berlin-Gesundbrunnen Richtung
Bernau) werden zweigleisig ausgebaut.
Karower Kreuz
Die meisten Veränderungen finden im Bereich
Karower Kreuz statt. Die Fern-/Regionalbahn-Verbindungskurve
Blankenburg - Abzweig Karow
West (zum nördlichen Berliner Außenring/BAR) wird in
neuer Lage neu gebaut.
Im Kreuzungspunkt der Stettiner Bahn mit
dem BAR wird auf Wunsch der Senatsverwaltung
ein neuer S- und Regionalbahnhof vorbereitet,
dessen Inbetriebnahme aber nicht
absehbar ist. Es handelt sich also um Vorleistungen
für spätere Jahre.
Der neue Turmbahnhof
Auf der Stettiner Bahn ist ein kombinierter
S- und Regionalbahnsteig mit vier Kanten geplant.
Das Ferngleispaar wird vom S-Bahn-Gleispaar
abgerückt, und dazwischen soll ein
Mittelbahnsteig errichtet werden, so dass ein
bahnsteiggleicher Übergang von der S-Bahn
zum Regionalverkehr möglich wird. Jeweils
außen sollen das Ferngleis Richtung Bernau
sowie das S-Bahn-Gleis Richtung Gesundbrunnen
einen Seitenbahnsteig bekommen.
Unter diesem Bauwerk sind zwei Außenbahnsteige
am BAR geplant, die für den Regionalverkehr
vorgesehen sind. Eine weitere
Brücke für die Unterführung möglicher
S-Bahn-Gleise parallel zum BAR ist nicht geplant,
ebensowenig wird es einen Halt von
S-Bahn-Zügen der Relation Blankenburg -
Schönfließ geben.
Für den Bahnhof sollen im Rahmen dieser
Planfeststellung vorbereitend verwirklicht
werden:
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Aufweitung des Abstandes zwischen den
S- und Fernbahngleisen;
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Aufweitung des Kreuzungsbauwerkes
Stettiner Bahn/BAR für zwei Außenbahnsteige
am BAR;
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Zwischen den Brückenwiderlagern sollen
Durchgangsbauwerke in Form von Widerlagerwänden
entstehen, auf denen die
Mittelbahnsteig - Brücke aufgelegt werden
kann;
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Dammverbreiterung S-Bahn-seitig um bis
zu acht Meter im Bahnhofsbereich;
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Weitere Bauten für den neuen Bahnhof
sind nicht Bestandteil dieses Planfeststellungsverfahrens.
Sie werden später baurechtlich
festgestellt.
Industriebahn und Heidekrautbahn
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Am Kreuzungsbauwerk der Stettiner Bahn (oben) mit dem Berliner Außenring (unten) ist ein neuer Umsteigebahnhof geplant. Beim zweigleisigen Ausbau der Stettiner Bahn sollen schon umfangreiche Vorbereitungen dafür gebaut werden. Wann der neue Bahnhof in Betrieb gehen soll, ist jedoch vollkommen unklar. Foto: Florian Müller |
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Das Kreuzungsbauwerk mit der Industriebahn
Tegel - Friedrichsfelde der Niederbarnimer Eisenbahn
zwischen Pankow und Blankenburg
soll ersatzlos entfernt werden. Es ist bereits
seit längerer Zeit außer Betrieb.
Das heutige Kehrgleis der Heidekrautbahn
(Regionalbahn-Linie 27) südlich des Bahnhofes
Karow soll entfallen. Stattdessen ist eine
Weichenverbindung vom S-Bahn-Gleis zu den
Fernbahngleisen geplant. So können die Züge
der Heidekrautbahn vom S-Bahnsteig Karow
auf die Ferngleise gelangen und nach Gesundbrunnen
oder Lichtenberg weitergeführt
werden.
Schallschutz
Da es sich planungsrechtlich um eine bedeutende
Veränderung handelt, sind lange Schallschutzwände
geplant. So soll unter anderem
der Abschnitt vom Bahnhof Blankenburg bis
zum Karower Kreuz lückenlos „bewandet"
werden, die Wandhöhe soll zwei bis drei Meter
betragen.
Erneute Auslegung
Aufgrund der Einstellung des bereits 1999
begonnenen Planfeststellungsverfahrens für
den gleichen Bereich wurde eine erneute
Planauslegung erforderlich. Alle zum alten
Verfahren gemachten Einwendungen werden
somit als erledigt betrachtet. Sollten sie nun
nicht erneut geltend gemacht worden sein, so
werden sie nicht berücksichtigt.
Kommentar
Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt
die Pläne zum Ausbau und zur Modernisierung
der Stettiner Bahn. Es mutet fast erstaunlich
an, dass der Senat Regionalbahn-Infrastruktur
bestellt. Es ist dabei natürlich der lange Vorlauf
der Bestellung und Planung bis zur Planauslegung
zu berücksichtigen.
Erst kürzlich wurden aus der Senats-Verkehrsverwaltung
noch Ideen laut, Regionalbahnen
aus Kostengründen bis an den Stadtrand
zurückzuziehen.
Eine Inbetriebnahme des Bahnhofes ist
aber derzeit nicht abzusehen. Da er fast ausschließlich
von Umsteigern genutzt werden
würde, ergibt eine Teilinbetriebnahme keinen
Sinn. Insofern steht dieser Bahnhof auch nicht
an oberster Stelle der wichtigen neuen Bahnhöfe
(Stichwort Kolonnenstraße).
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Der geplante S- und Regionalbahnhof Karower Kreuz. Zeichnung: Florian Müller |
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Der Fortfall des Kehrgleises der Heidekrautbahn
und der Nutzung der S-Bahnsteig-Kante
am Bahnhof Karow bedeutet, dass Heidekrautbahn-Züge
in Richtung Innenstadt
zwangsläufig durchgebunden werden müssen.
Dabei ist eine Einfädelung in den laufenden
Fern-/Regionalverkehr nötig. Eventuell
auftretende Wartezeiten am S-Bahnsteig können
somit den S-Bahn-Verkehr blockieren.
Eine weitergehende Lösung erscheint aber in
diesem Fall vom Aufwand her nicht angemessen.
Durch die Schallschutzwände
wird für die Fahrgäste das Erlebnis
Bahnfahren erheblich beeinträchtigt,
denn der Blick vom Bahndamm
auf die vorbeiziehende Landschaft
wird durch hässliche,
bald beschmierte
Wände blockiert werden.
Entsprechend versteckt sich - von außen
betrachtet - die in diesem Gebiet stadtbildprägende
Eisenbahn nicht nur akustisch, sondern
auch optisch hinter grauen Mauern. Ob
das wirklich im Sinne aller Anwohner ist, sei
derem Urteil überlassen.
Einwendungen
Wie erwähnt, soll der vorzubereitende Turmbahnhof
Karower Kreuz an der Stettiner Bahn
(oben) einen Mittelbahnsteig bekommen, an
dessen einer Kante die Regionalbahnen Richtung
Nordkreuz und an der anderen Kante die
S-Bahnen nach Bernau halten würden. Die
Länge des Bahnsteiges ist mit 140 Metern angegeben.
Das ist für S-Bahn-Vollzüge mit acht
Wagen nicht ausreichend. Hierfür sind
152,5 Meter üblich. Die vorzubereitenden
S-Bahnsteige sollten entsprechend von Acht-Wagen-Zügen
genutzt werden können.
Darüber hinaus sollte untersucht werden,
ob anstatt der geplanten drei oberen Bahnsteige
des Bahnhofes Karower Kreuz an der
Stettiner Bahn (ein Mittelbahnsteig und zwei
Seitenbahnsteige) es nicht sinnvoller ist, zwei
Mittelbahnsteige anzulegen. Dadurch reduzieren
sich die nötigen Ausstattungskosten
und Betriebskosten (vier statt sechs Zugangsbauwerke
bzw. Aufzüge, Bahnsteigmöblierung,
Fahrgastinformation usw.) und die ganze
Bahnsteiganlage wird für den Fahrgast übersichtlicher.
Der Komfortverlust durch den Fortfall der
Möglichkeit des bahnsteiggleichen Übergangs
von S-Bahnen von Nordkreuz/Gesundbrunnen
zu Regionalbahnen nach Gesundbrunnen
dürfte minimal sein.
Die vorzubereitenden Seitenbahnsteige des
Bahnhofes Karower Kreuz am Berliner Außenring
(unten) sollten ebenfalls für 8-Wagen
S-Bahn-Züge nutzbar sein (Länge und Höhe),
um einem möglichen Einsatz von Duo-S-Bahn-Fahrzeugen
nicht entgegenzustehen
(siehe Signal 4/2003 , Seite 28).
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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