Der internationale Eisenbahnverband (UIC)
hat nach einer mehr als zweijährigen Testphase
die sogenannte LL-Bremssohle für
Schienengüterwaggons zugelassen. Dank
dieser Flüstersohlen kann nun erstmals die
Bestandsflotte direkt nachgerüstet und eine
Lärmreduzierung um bis zu 10 dB(A) erreicht
werden, was einer Halbierung des wahrgenommenen
Lärms entspricht.
Damit sind die Weichen für einen Durchbruch
beim Lärmschutz gestellt. Nun müssen
die neuen LL-Sohlen schnell eingesetzt
werden,
um die lärmgeplagten Anwohner in
Deutschland und in der EU zu entlasten. Das
ist übrigens auch deshalb nötig, weil in der
Schweiz die lauten Güterwaggons ab 2020
nicht mehr zugelassen sind.
Seit Jahren machen wir Grüne uns für
eine europäische Strategie zur Reduzierung
des Lärms im Schienengüterverkehr
stark, die vor allem an der Quelle
ansetzt – also bei den Rädern und Drehgestellen
der alten Güterwaggons. Mit
der Zulassung der LL-Sohle werden dafür
endlich die technischen Voraussetzungen
geschaffen.
Der umweltfreundliche Schienenverkehr
hat nämlich nur dann eine Zukunft, wenn er
seinen krankmachenden Lärm konsequent
reduziert.
Andernfalls droht die Akzeptanz in der Bevölkerung
für das ansonsten in allen Belangen
vorteilhafte Verkehrsmittel Eisenbahn
zu schwinden.
Nachrüstung muss gefördert werden
Die Nachrüstung der lauten Waggons mit den
neuen Bremssohlen ist der schnellste, günstigste
und effektivste Weg zur Lärmminderung.
Wenn alle in den kommenden Jahren
noch einsetzbaren Güterwaggons der EU-Mitgliedstaaten
(80 Prozent der Bestandsflotte)
umgerüstet werden, benötigt man etwa
2,5 Milliarden Euro. Für Lärmschutzwände im
Rahmen der Transeuropäischen Verkehrsnetze
(TEN-T) ist mit etwa 10 Milliarden Euro das
Vierfache eingeplant. Durch die LL-Sohle entsteht
also eine Win-Win-Win-Situation!
Während die Bahningenieure ihre Hausaufgaben
erledigt haben, war auch der europäische
Gesetzgeber nicht untätig. So hat das
EU-Parlament im Rahmen der Neufassung
des Ersten Eisenbahnpakets (Recast) die Einführung
lärmabhängiger Trassenpreise beschlossen.
Und auf Drängen der Grünen soll
die EU im Rahmen der Connecting Europe
Facility und der neuen TEN-T auch für die nun
möglich gewordene Nachrüstung der Güterwaggons
eine Ko-Finanzierung in Höhe von
20 Prozent bereitstellen.
Michael Cramer, MdEP
Verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament
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