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Inzwischen gehört offensichtlich auch der
Herbst zu den Jahreszeiten, die
der Bahn besonders zu schaffen machen.
Jedenfalls häuften sich in Nordrhein-Westfalen
seit Oktober wieder Zugverspätungen und -ausfälle.
Durchsagen wie „Zug fällt leider ersatzlos
aus" gehören inzwischen leider zu den oft
gehörten Durchsagen in Düsseldorf. Wenn
ein Zug nur zehn Minuten Verspätung hat,
sind Fahrgäste schon erleichtert. Mit einer
Pünktlichkeit von 66,7 Prozent im Oktober
2004 will sich auch der Verkehrsverbund
Ostwestfalen-Lippe nicht mehr zufrieden geben
und forderte DB Regio auf, hier für mehr
Pünktlichkeit zu sorgen. Aber über das Bitten
kann es wohl nicht hinausgehen, denn offensichtlich
fehlen dem jüngst geschlossenen
Verkehrsvertrag (der natürlich streng geheim
ist) wirksame Möglichkeiten, ein solches Desaster
wie im Vorjahr zu verhindern.
Zugverspätungen und -ausfälle, verpaßte
Anschlüsse, verkürzte Zugläufe, weniger
Wagen und keine Information über das
Betriebsgeschehen stehen leider auch in
diesem Herbst wieder im Mittelpunkt des
Tagesgeschehens für Pendler. Dabei sollte
doch alles viel, viel besser werden!
Seit 2003 ist es ganz akut. Die leichten
Triebzüge haben nach Aussage der Deutschen
Bahn Probleme mit dem Schmierfilm,
der sich durch die Blätter bildet, sobald diese
auf die Schienen fallen. Passiert dies gerade
dort, wo ein Zug bremsen oder anfahren
muß (in aller Regel also an den Stationen),
drehen die Räder durch und das Fahrzeug
kommt nicht zum Stehen und nicht in Fahrt.
Und die so entstandenen Verspätungen,
mag es beim ersten Halt noch eine Minute
sein, addieren sich dann bei nächsten Unterwegshalten
leicht auf fünf und mehr Minuten.
Die Folge: Der gesamte Fahrplan gerät
durcheinander.
Durch den rigorosen Rückbau aller Kreuzungsgleise,
die nicht unbedingt für den
Regelbetrieb gebraucht werden, gibt es keine
Möglichkeit mehr, solche aufgelaufenen
Verspätungen auch nur annähernd auszugleichen
- im Gegenteil. Selbst ein Zug, der
noch pünktlich ist, muß irgendwann auf den
verspäteten Gegenzug warten. Und damit
gehen dann in beide Richtungen oft viele
Anschlüsse verloren.
Bei den Aufgabenträgern gab es im Oktober
eine Krisensitzung nach der anderen. Hat sich
die Beschaffenheit des Laubes geändert? Daß
im Herbst die Bäume, die bereits seit Jahrzehnten
entlang fast jeder Eisenbahnstrecke
stehen, ihre Blätter abwerfen und es auch
vorkommen kann, daß diese Blätter auf die
Schienen fallen, ist kaum etwas Neues. Für
den Vorstandsvorsitzenden der DB AG, Hartmut
Mehdorn, ist dieses Problem jedoch neu:
„Es gibt so eine Jahreszeit, da haben wir eben
unsere Probleme" sagt er in einem Interview
mit der ARD-Fernsehsendung Kontraste. Wieso
aber gab es solche extremen Behinderungen
und Einschränkungen nicht bereits in den
zurückliegenden Jahrzehnten?
Wie es dann zum Jahresende 2004 aussah,
haben auch die vielen Maßnahmen von
DB Netz und Regio nichts genutzt. 25 Millionen
Euro sind laut einer Presseerklärung
der DB NRW von Ende September 2004 in
einen Maßnahmenkatalog für mehr Qualität
geflossen. „Auf Grund eines umfassenden
Schmierfilmkatasters sei ein komplett neues
Betriebsprogramm entstanden", hieß es
in der Presseerklärung. Es hat alles nichts
genützt. Auch der Fahrzeugtausch, der Ersatz
der leichten Triebzüge durch schwerere
lokbespannte Einheiten auf Problemstrecken,
hat die Folgen des Herbstes nicht verhindern
können. Selbst das Streichen von
Halten und Kürzen von Zugläufen hat nicht
den gewünschten Erfolg gebracht.
Nach Ansicht des DBV liegen die Probleme
nicht nur beim Herbstlaub. Durch den rigorosen
Rückbau aller Gleisanlagen, dienichtmehr
für den Regelfahrplan gebraucht werden, hat
sich die DB selbst in ein Korsett gezwängt,
das nur noch für den „Normalfahrplan" taugt.
Verspätungen oder Wetterkapriolen finden
dort keine Berücksichtigung mehr - es darf
schlichtweg nichts passieren. Und wenn dann
die Praxis anders als die Theorie aussieht, haben
die Fahrgäste das Nachsehen. Bahnkunden-Verband West
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