Die Bahn will mit ihrem rechnergestützten
„Reisenden-Informationssystem" (RIS)
die Kunden besser informieren, z. B. mit
neuen Zugzielanzeigern auf den Bahnhöfen
der Berliner S-Bahn. Die ersten dieser
neuen Anzeiger mit LCD-Technik sind bereits
in den Bahnhöfen Papestraße (künftig Berlin
Südkreuz) und Hauptbahnhof-Lehrter
Bahnhof zu bewundern. Dafür werden Bahnhöfen an
Außenstrecken künftig nur noch
mit Blechschildern bestückt sein.
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Modern. In Berlin Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof und Papestraße sind LCD-Anzeiger in Betrieb. Die Ausführung mit zwei Anzeigeflächen ist für Fernbahnhöfe vorgesehen. S-Bahnhöfe sollen Anzeiger mit nur einer Anzeigefläche bekommen. Die Gleisnummer soll künftig nicht mehr im Display angezeigt werden, dafür die Halteposition am Bahnsteig. Foto: Florian Müller |
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Die Bahn plant, bis zur Fußball-Weltmeisterschaft
im Juni 2006 die S-Bahnstrecke
von Ostbahnhof über Olympiastadion nach
Spandau mit neuen, dynamischen Zugzielanzeigern
auszustatten. Bis Ende 2006
sollen auch alle S-Bahnhöfe innerhalb der
Ringbahn sowie die Ringbahn selbst die
neuen Anzeiger erhalten. Ferner sollen sie
an Fernbahnhöfen und bedeutenden Verzweigungsbahnhöfen
außerhalb der Ringbahn
zum Einsatz kommen, z.B. in Flughafen
Schönefeld, Schöneweide und Bornholmer
Straße.
Zwei Größen geplant
Es sind zwei Ausführungsgrößen für die
neuen LCD-Anzeiger geplant:
- Die große Variante mit zwei übereinanderliegenden
Anzeigeflächen auf Fernbahnhöfen
(in Hauptbahnhof und Papestraße
bereits in Betrieb)
- und die kleine Variante mit nur einer Anzeigefläche
auf reinen S-Bahnhöfen.
Die angezeigten Inhalte sollen etwas modifiziert
werden gegenüber den heute in Hauptbahnhof
und Papestraße existierenden Anzeigern.
Die Gleisnummer wird nicht mehr
dynamisch angezeigt, sondern auf einem
Blechschild statisch installiert. Das ist vernünftig,
da die Gleisnummer dauerhaft unverändert
bleibt. Das Display zeigt künftig:
- die Liniennummer,
- wichtige Unterwegsbahnhöfe,
- Fahrtziel des folgenden Zuges,
- Abfahrt-Countdown,
- symbolische Halteposition des Zuges am
Bahnsteig und Zuglänge.
Wahlweise können auch die nächsten zwei
Züge angezeigt werden - dabei wird auf die
Unterwegsbahnhöfe und die Halteposition
aus Platzgründen verzichtet.
Diese Ankündigung der Bahn ist zu begrüßen,
auch wenn man sich als Fahrgast noch
weitere Informationen in der Anzeige vorstellen
könnte.
Außenstrecken mit Blechschildern
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Vorbild München. Der farbige LCD-Anzeiger am S-Bahnsteig Hauptbahnhof lässt kaum Wünsche offen. Um die Finanzierung und die fahrgastfreundliche Gestaltung hat sich der Freistaat Bayern mit großem Engagement gekümmert. Foto: Florian Müller |
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Problematisch wird es jedoch außerhalb der
Innenstadt. Hier plant DB Station & Service
lediglich Blechschilder mit den Zugzielen der
üblicherweise hier verkehrenden Züge, denn
das Geld reicht nach Angaben der Bahn für
die teure Hightech-Lösung nur für die Innenstadtbahnhöfe.
Das ist ein gravierender
Rückschritt, da bisher fast jeder S-Bahnhof
mit einer dynamischen Anzeige des nächsten
Fahrtzieles ausgerüstet war. Diese Anzeigen
wurden meist von den Bahnsteigaufsichten
gesteuert. Weil diese Aufsichten nun größtenteils
abgeschafft werden, ist niemand
mehr da, der die herkömmlichen Zugzielanzeiger
umschalten kann. Und eine Fernsteuerung
zu installieren lehnt die Bahn ab, da die
alte Technik (Glühlampen im Leuchtkasten
und Fallblattzugzielanzeiger) nicht computertauglich
sei. In die alte Technik soll nicht
mehr investiert werden.
Ärgernis „Ansage beachten"
Das Außerbetriebnehmen der bewährten
Zugzielanzeiger durch eine Daueranzeige
„Ansage beachten" auf Bahnsteigen ohne
Personal führt schon seit mehr als einem
Jahr zu heftiger Kritik von den wartenden
Fahrgästen. Die Ansage des Triebfahrzeugführers
des im Bahnhof stehenden Zuges
beschränkt sich oft auf „zurückbleiben bitte".
Das ist zu wenig!
Beispiel Karow
Plakatives Beispiel ist der S- und Regionalbahnhof
Karow, der seit kurzem nur noch
mit Informationen auf Blech ausgestattet
ist. Am Gleis 3 fahren S-Bahnen nach Bernau,
manche enden bereits in Buch. Zusätzlich
beginnen am selben Gleis die Züge der
Heidekrautbahn mit den Fahrtzielen Basdorf,
Klosterfelde, Groß Schönebeck, Wensickendorf
und Schmachtenhagen. Anfang
2006 wurde hier die Aufsicht abgezogen,
der Fallblattzugzielanzeiger
abgebaut und durch ein
Blechschild ersetzt. Sieben
verschiedene Fahrtziele und
116 abfahrende Züge nur von
Gleis 3 sind ein gutes Einsatzgebiet
für eine dynamische
Fahrgastinformation. Ein einfaches
Schild ist hier eindeutig
nicht ausreichend.
Praktikable Lösung
gefragt
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Sparsam. Bahnhöfe an Außenstrecken will die DB nur noch mit Blechschildern bestücken. Wenn, wie in Karow, 116 Züge zu sieben verschiedenen Zielen verkehren, ist ein einfaches Schild nicht ausreichend. Foto: Florian Müller |
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Für solche Fälle muss die
Bahn eine praktikable Lösung
anbieten. Warum die jahrelang bewährten
Fallblattanzeiger auf keinen Fall weitergenutzt
werden können, ist für den Fahrgast
nicht nachvollziehbar. Mit dem Einsatz von
Funktechnik oder der Nutzung des im verwaisten
Aufsichtshäuschen vorhandenen
Telefonanschlusses ist eine Steuerung des
alten Anzeigers technisch sicher möglich.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die
DB sich wieder selbst und ohne Zwang so
hohe und teure Standards gesetzt hat, dass
praktikable und preisgünstige Lösungen
nun aus Prinzip nicht mehr gewollt sind.
Entweder Hightech oder gar nichts.
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Beliebt. Diese Fallblattzugzielanzeiger sind bei der Berliner S-Bahn sehr verbreitet. Weil sie nicht mit dem neuen „Reisenden-Informationssystem" der DB kompatibel sind, werden sie abgebaut. Foto: Florian Müller |
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DB Station & Service hat die S-Bahnhöfe
nach Bedeutung klassifiziert. Dabei fallen
S-Bahnhöfe wie Karow in die gleiche Kategorie
wie Regionalbahnhöfe auf dem Lande
mit zweistündlichem Regionalverkehr in die
nächste Kreisstadt. Ein eklatantes Missverhältnis,
denn Karow wird nicht der einzige Bahnhof
bleiben, bei dem die bisherige Qualität in
der Fahrgastinformation aufgegeben wird.
Ändert die S-Bahn wieder einmal die Linienläufe,
so musseine Kolonne mit Klebeband
und bedruckten Aufklebern die Blechschilder
neu beschriften. Dass die Überklebung
auf einem personalfreien Bahnhof nicht lange
hält, kann sich jeder selbst denken.
Zudem ist versäumt worden, die Information
auf dem Blechschild auch so darzustellen,
dass sie der Orientierung besser nützt:
Durch die Angabe „stadtauswärts" und
„Richtung Innenstadt"
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Seit Jahrzehnten bewährt. Leuchkästen, auch Transparentzugzielanzeiger genannt, sind mit Glühlampentechnik offenbar zu einfach für eine moderne Bahn AG. Da sie nicht computerkompatibel sind, sollen sie durch Blechschilder ersetzt werden. Foto: Florian Müller |
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Sicher gibt es auch Bahnhöfe bei der Berliner
S-Bahn, auf denen ein Blechschild ausreichend
sein kann, zum Beispiel auf dem
Ast nach Wartenberg und Ahrensfelde oder
in Teltow Stadt (wo es nie einen dynamischen
Anzeiger gab).
Vor diesem Hintergrund muss die Ausrüstung
der S-Bahnzüge mit seitlich von außen
lesbaren Zugzielanzeigen neu erörtert
werden. Der Versuch mit einem Zug, der vor
einiger Zeit derartig ausgestattet war, will
die S-Bahn nicht weiter verfolgen. Geld für
die Modernisierung möchte sie lieber in eine
bessere Beschallungstechnik in den Zügen
investieren.
U-Bahn setzt Maßstäbe
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Vorbild München. Die farbige Anzeigentafel im Verteilergeschoss München Hauptbahnhof gibt einen guten Überblick über die folgenden S-Bahnabfahrten. Foto: Florian Müller |
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Die BVG-U-Bahn hat mit ihrem Daisy-System
in Berlin hohe Maßstäbe gesetzt. Bei Daisy
ist leider auch die Anzeige der wichtigen Unterwegsbahnhöfe
weggefallen, aber dafür
werden meistens die nächsten zwei Züge
angezeigt, auch dann, wenn alle Züge den
ganzen Tag dasselbe Ziel haben.
Vorbild München
Die Münchener S-Bahn gilt in Deutschland
als das gelungene Vorzeigebeispiel, was
Zugzielanzeiger in Bahnhöfen betrifft. Um
die Finanzierung und die fahrgastfreundliche
Gestaltung hat sich der Freistaat Bayern
verdient gemacht. Die S-Bahn München
freut sich über den guten Standard, mit
dem ihre Züge angekündigt werden. Ein
vergleichbares Engagement gibt es beim
Berliner Senat leider nicht. Entsprechend
setzt die DB ihre Standardausstattung ein,
die allzu oft nicht auf die speziellen Berliner
Bedürfnisse zugeschnitten ist. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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