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Als erstes Bundesland hat Brandenburg am
21. September bekannt gegeben, welche
Bahnstrecken als Folge der Kürzungen bei
den Regionalisierungsmitteln gestrichen
werden. Insgesamt sechs Strecken werden
ab Dezember gänzlich stillgelegt, darunter
auch die Verbindung nach Tiefensee. „Entgegen
anders lautender Behauptungen von
Bundesverkehrsminister Tiefensee zeigt sich
nun, dass die Länder die Kürzung der Regionalisierungsmittel
zum Anlass nehmen, den
Nahverkehr zusammenzustreichen, und dies,
obwohl sie massiv von der Mehrwertsteuererhöhung
profitieren", so Dirk Flege, Geschäftsführer
der Allianz pro Schiene.
Insgesamt sind in Brandenburg zwar
weniger Strecken betroffen als zwischenzeitlich
diskutiert. Allerdings sind die sechs
Streckenstilllegungen nur ein Teil des Katalogs
an Grausamkeiten gegen den öffentlichen
Nahverkehr. Weitere Maßnahmen
sind beispielsweise die Einschränkung der
Taktverkehre auf bestimmten Routen. Auch
Fahrpreiserhöhungen sind zu befürchten.
Die Reduzierung der Taktverkehre trifft
außerdem Verbindungen wie die Strecke
Kyritz—Pritzwalk, die in den letzten Jahren
dank eines großen Engagements der Prignitzer
Eisenbahn deutliche Fahrgastzuwächse
zu verzeichnen hatte. Gerade die Prignitzer
Eisenbahn war ein positives Beispiel
dafür, wie man auch im ländlichen Raum
erfolgreich Nahverkehr organisieren kann.
„Es ist traurig zu sehen, wie hier in einigen
Gegenden die hoffnungsvolle Entwicklung
des Nahverkehrs ausgebremst wird. Dabei
gäbe es andere, sinnvolle Alternativen zu
Streckenstilllegungen und Ausdünnung des
Taktverkehrs", so Dirk Flege.
Die Kritik des Schienenbündnisses: Gerade
in Brandenburg werden häufig die Potenziale
des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV)
nicht ausgeschöpft. So sind auf vielen Verbindungen
Busse und Bahnen nicht aufeinander
abgestimmt. Das führt zu unnötigem
Parallelverkehr bei dem sich beide Verkehrsmittel
gegenseitig Fahrgäste abnehmen.
Außerdem fehlen P+R Parkplätze und die
Reisezeiten sind wenig attraktiv. Viele Positivbeispiele
aus anderen Bundesländern zeigen,
wie man gerade mit dichteren Taktverkehren
mehr Fahrgäste anzieht (Informationen
hierzu finden Sie in unserer Broschüre „Stadt,
Land, Schiene" mit 16 Positivbeispielen aus
dem SPNV). „Ein abgestimmtes Konzept für
den Nahverkehr fehlt in vielen Fällen in Brandenburg.
Die Konsequenz ist eine Abwärtsspirale.
Fehlende Fahrgäste werden hier als
Begründung für Streckenstilllegungen genommen.
Das Gegenteil sollte der Fall sein",
so Dirk Flege.
„Offenbar ist die Kürzung der Regionalisierungsmittel
für das Land Brandenburg ein
willkommener Anlass, den Schienenverkehr
in der Fläche zugunsten des Individualverkehrs
auszudünnen, wie es die Planungen
des so genannten „Zentrale Orte Systems"
(ZOS) bereits vorsehen. Bleibt zu hoffen, dass
andere Bundesländer verantwortungsvoller
mit den Bemühungen um nachhaltige Mobilität
umgehen", so das Fazit von Dirk Flege auf
die Kürzungspläne. Allianz pro Schiene
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