Die Indienststellung der 20 Neigetechnik-ICE-TD
(Baureihe 605) erfolgte 1999/2000. Das
Investitionsvolumen betrug für diese Fahrzeuge
rund 150 Millionen Euro. Die technische
Unzuverlässigkeit führte in der Folgezeit leider
regelmäßig zu Ausfällen und Ersatzleistungen
unter anderem durch lokbespannte
IC-Züge. Die endlose und schlagzeilenträchtige
Pannenserie endete auf Veranlassung des
Eisenbahnbundesamtes mit der vorläufigen
Abstellung aller ICE-TD im Juli 2003. Der Fahrzeughersteller
Siemens mußte seit der Inbetriebnahme
immer wieder teure und langwierige
Nachbesserungen unterschiedlicher Art
vornehmen. Das letzte Umrüstungsprogramm
betraf nunmehr den Einsatz von Achsen höherer
Festigkeit; die Einsatzfähigkeit dieser
Fahrzeuge wäre aber zum letzten Fahrplanwechsel
durchaus möglich gewesen. Die
DB AG hat demgegenüber entschieden, den
ICE-TD zwischen Nürnberg, Hof und Dresden
im wesentlichen aus wirtschaftlichen Gründen
durch die Baureihe 612, nunmehr als Intercity
(diese Triebzüge wurden für den Regionalverkehr
gebaut!) zu ersetzen. Verbunden ist diese
Maßnahme mit Komforteinbußen, was erwartungsgemäß
zu heftigen Protesten geführt
hat.
Ein weiterer Einsatz der Baureihe 605 ist
seitens der DB AG damit zur Zeit nicht gegeben.
Die Außerdienststellung von relativ neuwertigen
ICE-Zügen bedeutet nicht zuletzt einen
herben Imageverlust für Siemens auf
dem Weltmarkt des Hochgeschwindigkeitsverkehrs.
Unverantwortlich ist auch im vorliegenden
Fall der Einsatz eines Schienenfahrzeugs
ohne vorherige, ausreichende Erprobungsphase
bzw. die jahrelange Optimierung
im regelmäßigen Fahrgastbetrieb.
Im Gegensatz zur nunmehr vollzogenen Abstellung
gibt es für den ICE-TD - von der
Sachsen-Franken-Magistrale einmal abgesehen -
weitere sehr attraktive Einsatzfelder: Als vierteilige
Züge sind sie die idealen Fahrzeuge für
unzählige Relationen im Urlaubsverkehr und
könnten eine komfortable Alternative zum
Auto- und Fernbus-Tourismus sein. Grundmaße
und äußere Gestaltung dieser für eine
Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zugelassenen
Triebzüge entsprechen im wesentlichen
den elektrischen ICE-T der Baureihen 411 und
415. Der dieselelektrische Antrieb bietet dabei
- im Gegensatz zu den übrigen ICE-Baureihen
- den Vorteil eines freizügigen Einsatzes
im Bahnnetz. Der Triebzug verfügt über
insgesamt 195 Sitzplätze, davon 41 in der
1. Klasse, 148 in der 2. Klasse und 6 im
Eltern-Kind-Abteil. Optional ist bereits berücksichtigt,
einen Teil in einem der beiden Endwagen
(Baureihe 605.0) zum Fahrradabteil umzubauen.
In einem Mittelwagen steht eine Bordküche
(„Galley") mit Stehbistro zur Verfügung.
Für die Region Berlin/Brandenburg sind
nachfolgend Verbesserungen vorgeschlagen,
die der Einsatz dieser Fahrzeuge für Verbindungen
in bedeutende, derzeit leider nur mit
unbefriedigendem Umsteigen erreichbare,
touristische Zentren bzw. Urlaubsregionen ermöglichen
könnte. Die Mehrfachtraktionssteuerung
erlaubt dabei eine gebündelte Zugführung
auf einem Großteil der jeweiligen Relation
bzw. durch Zugtrennung in einzelnen
Systemhalten die bequeme, umsteigefreie
Weiterführung in klassische Urlaubsgebiete.
Zum Teil können auf diese Weise bereits vor
Jahren eingestellte (inzwischen schon vergessene?)
Verbindungen wiederbelebt werden.
Ziel bei den vorgeschlagenen Zugpaaren muß
grundsätzlich ein kundenfreundliches, tägliches
Verkehrsangebot sein. Der Einsatz der in
der Vergangenheit sehr störanfälligen Neigetechnik
für das bogenschnelle/fahrzeitsparende
Fahren ist bei den hier vorgeschlagenen
Angeboten in vielen Abschnitten zwar von
Vorteil, aber nicht Bedingung:
- Berlin Stadtbahn - Lutherstadt Wittenberg
- Halle (Saale) - Erfurt - Frankfurt/Main -
Mainz - Koblenz - Trier - Luxembourg. Flügelzug:
Frankfurt/Main - Heidelberg -
Karlsruhe - Offenburg - Konstanz.
- Berlin Stadtbahn - Lutherstadt Wittenberg
- Halle (Saale) - Nürnberg - Augsburg -
Kempten - Immenstadt - Lindau. Flügelzüge:
Augsburg - München-Pasing - Rosenheim
- Berchtesgaden und Immenstadt
- Oberstdorf.
- Berlin Stadtbahn - Lutherstadt Wittenberg
- Leipzig - Altenburg - Plauen/Vogtland -
Hof - Regensburg - Passau. Flügelzug:
PlauenA/ogtland - Bad Brambach - Karlovy
Vary/Karlsbad.
- Berlin Stadtbahn - Lutherstadt Wittenberg
- Halle (Saale) - Erfurt - Oberhof - Suhl -
Meiningen - Bad Salzungen - Eisenach.
- Berlin Stadtbahn - Lübeck - Puttgarden -
Kopenhagen. Flügelzug: Lübeck - Eutin -
Kiel.
- Berlin Stadtbahn - Seebad Heringsdorf/
Usedom.
Als Betreiber dieser Verbindungen kommen
neben der DB AG grundsätzlich auch andere
Eisenbahnverkehrs-Unternehmen in Betrachtletzteres
setzt natürlich einen Verkauf der
ICE-TD voraus. Für die Vermarktung der Verbindungen
steht der DB AG auch ihr Tochterunternehmen
Ameropa zur Verfügung; es
dient dem speziellen Unternehmenszweck,
Bahnreisen in touristisch interessante Regionen
zu verkaufen.
Um den Aufbau von touristischen Direktverbindungen
aktiv zu fördern, ist eine weitgehende
Integration in bestehende Fernverkehrs-Taktfahrpläne
sinnvoll. Zusätzlich müssen
diese Züge in die Taktfahrpläne des Regionalverkehrs
der jeweiligen Urlaubsregion
eingebunden werden, verbunden auch mit einer
finanziellen Abgeltung in dem betroffenen
Teilabschnitt. Denkbar ist eine derartige
Finanzierungsform zum Beispiel auf der
Schwarzwaldbahn zwischen Offenburg und
Konstanz. Somit können auch die jeweils zuständigen
Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs
wesentlich zum Erfolg eines
derartigen Projektes beitragen; die Wirtschaft
zum Beispiel in Regionen wie dem Schwarzwald
oder dem Allgäu profitiert schließlich
vom Fremdenverkehr nicht unerheblich! Praktiziert
wird ein solches Modell bereits heute
bei IC 2082/2083 Hamburg - Berchtesgaden.
Im Abschnitt Freilassing - Berchtesgaden verkehrt
dieses Zugpaar dabei als Regionalexpress
RE 2082/2083.
IGEB Fernverkehr
|