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Zur Erinnerung: Seit 14. Dezember 2003 können
die Fahrgäste die unterbrochene S-Bahn-Strecke
zwischen den Bahnhöfen Zoologischer
Garten und Charlottenburg nicht mehr mit
dem RE 1 umfahren. Geblieben ist neben dem
Schienenersatzverkehr (SEV) per Bus lediglich
der hart erkämpfte stündliche Halt des RE 3
und ein reduziertes Angebot bei der RB 10:
Morgens fahren drei Züge über Charlottenburg
hinaus zur Friedrichstraße, nachmittags
starten drei in Friedrichstraße zur Fahrt über
Charlottenburg nach Nauen. Aber in der jeweiligen
Gegenrichtung werden keine Fahrgäste
mitgenommen, die Züge fahren leer.
Das erinnert an den in jedem Verkehrsbetrieb
gern gehandelten Spruch: Wenn da nicht diese
Fahrgäste wären, würden wir pünktlich und
störungsfrei fahren.
Besonders ärgerlich ist, dass die DB den
RE 6 von Neuruppin - Falkensee kommend
nicht noch bis zum 18. April nach Jungfernheide
fahren lässt, sondern seit 14. Dezember
wieder in Charlottenburg endet. Frech ist,
dass dieser Unfug auch noch als Umsetzung
von Fahrgastwünschen verkauft wird. Es mag
ja sein, dass einige in Charlottenburg nun
wieder am für sie richtigen Bahnhof ankommen.
Aber die Mehrzahl will weiter fahren. In
Jungfernheide ging das hervorragend, entweder
mit der Ringbahn oder der U 7. In Charlottenburg
aber kommt der RE 6 zur Minute 48
oder 50 an, nachdem der RE 3 zur Minute 44
abgefahren ist. In der Gegenrichtung startet
der RE 6 kurz vor der Ankunft des RE 3. Und
seit 6. Januar ist mit der Schließung des Bahnhofsausgangs
zum Stuttgarter Platz für die
RE 6-Fahrgäste auch die U 7 nur noch mit langem
Fußweg oder mit Busfahrt erreichbar.
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Extrem schlechte Information. Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2003 wurden alle Hinweise auf den S-Bahn-Ersatzverkehr per Bahn abgebaut. Foto: Frank Böhnke |
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Doch nun kommt das unerwartete Kapitel
Hoffnung. Das zwischenzeitliche Halten von
RE 1 und RE 3 hat den Druck auf die Bahn verstärkt,
den seit Jahren vom Senat bestellten
Halt in Charlottenburg dauerhaft anzubieten.
Genau das hatten die Bahnmanager befürchtet
und sich deshalb lange und heftig gegen
den Wunsch von S-Bahn GmbH und Senatsverwaltung
gewehrt, welche sogar alle RE-Züge
als S-Bahn-Ersatzverkehr halten lassen wollten.
Das gelang bekanntlich nicht. Aber die
aktuellen Verhandlungen über einen neuen
Verkehrsvertrag Senat/DB zeigen, dass die Senatsverkehrsverwaltung
den Grundsatz „Wer
bezahlt, der entscheidet." offensichtlich endlich
beherzigt und dass DB Regio verstanden
hat, dass es nicht länger damit getan ist, mit
dem Verweis auf Sachzwänge einer inhaltlichen
Diskussion auszuweichen, wie oft denn
nun in Berlin sinnvollerweise gehalten werden
soll. Mehr als dürftig ist, dass die Bahn
am häufigsten mit den durchfahrenden brandenburgischen
Fahrgäste argumentiert, obwohl
die Brandenburger zu über 90 Prozent in
Berlin aus- und einsteigen und ebenso von zusätzlichen
Halten profitieren würden wie die
Berliner Fahrgäste.
Sehr viel sachlicher war eine Diskussion zu
diesem Thema, die am 21. Januar in der Volkshochschule
Charlottenburg geführt wurde. Die
Bezirksstadträte Bernhard Skrodzki und Martina
Schmiedhofer hatten zu einem Runden
Tisch zwecks Beibehaltung dauerhafter
RE-Halte in Charlottenburg eingeladen. Nach
dem Vortrag aller bekannten Abwehrargumente
überraschten Frau Wagner vom VBB
und Herr Kropp von DB Regio mit der Ankündigung,
man wolle sich intensiv für eine Beibehaltung
des RE 3-Haltes über den 18. April
hinaus einsetzen. Ein kleines Hintertürchen
ließen sie sich allerdings offen: Man wisse ja
nicht, ob DB Netz da mitmacht. (Sollte es zur
Ablehnung durch DB Netz kommen, könnten
sich die Kritiker der heutigen Bahnstruktur erneut
bestätigt fühlen.)
Außerdem schlugen Frau Wagner und Herr
Kropp vor, die gesamte Debatte um RE-Halte
in Berlin auf eine solide Grundlage zu stellen,
indem hierzu ein Gutachten angefertigt wird.
Die Bahn plagt bekanntlich seit langem der
Albtraum, dass zum Beispiel der RE 1 künftig
bei seiner Fahrt zwischen Potsdam und Erkner
in Berlin neun Mal halten muss: Wannsee,
Charlottenburg, Zoo, Hauptbahnhof-Lehrter
Bahnhof, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof,
Ostkreuz, Köpenick.
Grundsätzlich befürwortet der Berliner
Fahrgastverband IGEB eine solche Untersuchung;
dennoch ist Vorsicht geboten. Bekanntlich
kann man Vorgaben und Interpretation
der Ergebnisse zumeist so gestalten, dass das
bewiesen wird, was man erreichen möchte.
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Hoffnung: Nach vielen Protesten hält der RE 3 in Charlottenburg auch jetzt noch und voraussichtlich sogar über den 18. April 2004 hinaus. Foto: Frank Böhnke |
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Ein Beispiel: Angenommen, in den Charlottenburg
ohne Halt durchfahrenden RE-Zügen
säßen täglich 10.000 Fahrgäste, die durch einen
Halt je vier Minuten Reisezeitverlängerung
erleiden würden. Demgegenüber gäbe es
bei einem Halt in Charlottenburg nur 500 Einbzw.
Aussteiger, die ohne Halt eine Reisezeitverlängerung
von je 15 Minuten erleiden. Das
bedeutet: Die Summe der verlängerten Reisezeiten
beträgt beim Halten 40.000 Minuten
täglich, beim Durchfahren nur 7 500 Minuten.
Es spricht also alles für Durchfahren. Oder
nicht? Es könnte nämlich sein, dass durch die
vier Minuten Reisezeitverlängerung nur wenige
oder gar keine Bahnkunden verloren gehen,
durch die 15-Minuten-Tortur aber viele genervte
Bahnkunden abspringen bzw. neue
nicht gewonnen werden können.
Die „Charlottenburger Tragödie" ist also
noch nicht zu Ende, aber sie hat Impulse zum
Nachdenken und Umdenken gegeben. Ob es
am Ende sogar noch ein „Happy End" gibt,
wissen wir erst, wenn dem Denken das Handeln
folgt. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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