Nun wissen wir, wie ein tolles Angebot
gemacht wird, das nicht angeboten wird.
Dem VBB sei Dank, uns diese Wissenslücke
geschlossen zu haben. Aber auch der
Nahverkehrsgesellschaft Elbe-Elster GmbH.
Denn Letztere bietet einen Rufbus auf den Linien
520 Herzberg/Elster - Elsterwerda und
525 Herzberg/Elster - Bad Liebenwerda an.
Werktags nach 18 Uhr, sonn- und feiertags
nach 6 Uhr bis Betriebsschluss. Wann immer
der sein mag, 20,22 oder 24 Uhr. Und das mit
behindertenfreundlichen Fahrzeugen, die zehn
feste Sitze und vier Klappsitze bieten. Und
das nur für einen Euro Komfortzuschlag zum
ganz normalen VBB-Ticket.
„Tolle Sache", mag sich der Fahrgast
denken
Anrufen und dann kommt der Bus. Aber das
Rufbusangebot funktioniert nach dem Prinzip
„Der Fahrgast dachte, der VBB lachte". Denn
die Fahrt muss einen Tag vorher bestellt werden.
Also nichts für spontan zur Reise entschlossene
Fahrgäste. Doch vielleicht gibt es
ja genügend Leute, die schon heute wissen,
dass sie morgen fahren wollen. Aber Halt!
Der VBB will ja tatsächlich keine Fahrgäste
befördern, sondern nur so tun als ob. Und deswegen
sind zur vortäglichen Anmeldung auch
noch fünf Personen nötig, die mitfahren, als
eine Kleingruppe. Damit das Gefährt auch zur
Hälfte (ohne Klappsitz gezählt) voll wird.
Sonst ist Essig mit der Fuhre
Aber der gutwollende Fahrgast hat ja einen
Tag Zeit rumzutelefonieren, ob es vier weitere
Leute im Elbe-Elster-Kreis gibt, die an einem
bestimmten Tag zur bestimmten Zeit eine
Busfahrt mit den Linien 520 oder 525 absolvieren
wollen.
Dass dieses Angebot einfach toll und kundenwerbend
ist, scheint für VBB und Nahverkehr
Elbe-Elster keine Frage zu sein, denn sie
bieten gleich an, den Rufbus doch für Ausflüge
im Gelegenheitsverkehr nutzen zu können.
Anruf genügt - einen Tag vorher.
Ein Angebot, dass wohl kaum auf
Resonanz treffen wird
Wenn nun fünf Mitfahrer für die Fahrt ab Herzberg
gefunden sind, von denen aber drei nur
bis Falkenberg fahren möchten - endet die
Fahrt dann in Falkenberg, weil es nach Bad
Liebenwerda dann nur noch zwei Fahrgäste
sind? Womöglich findet sie gar nicht statt.
Dann kann es ja vorkommen, dass ein Fahrgast
(wieder derjenige, der die Fahrt erst
„vollmacht"??) krank wird - oder sich einfach
nicht wohlfühlt. Der nächste Arzt, der am
Abend oder Wochenende Bereitschaftsdienst
hat und das für die Absage notwendige Attest
ausstellen kann, liegt aber zwölf Kilometer
entfernt.
Ausprobieren!
Wer es einmal probieren möchte: die Elster-Nahverkehrs
GmbH ist erreichbar unter der
Rufnummer 0 35 31 /65 00 - 10 montags bis
freitags von 4 bis 20.45 Uhr und samstags von
7 bis 14 Uhr.
Nach eigener Aussage plant die Elster-Nahverkehrs
GmbH weitere solcher „Angebote"
für 2004. Freuen wir uns also auf Busfahrpläne,
die ein tolles Fahrtenangebot vorgauckeln.
Vorbild für Berlin und andere Gebiete?
Da dieses Angebot so toll ist, wird es der VBB
bestimmt auf die Hauptstadt Berlin anwenden
wollen. Zugang nur für Fahrgäste mit einem
Berichtigungsnachweis, der per Handy oder
Internet zugestellt wird - nach erfolgter telefonischer
Anmeldung und Rückmeldung eines
Berechtigungscodes. Der Bus fährt nur, wenn
50 Fahrgäste vorgemerkt haben, damit der
Bus auch schön halbvoll wird. Aber auch dem
Spontanfahrer wird geholfen: „Bring' Se Fahrjäste,
dann kann ick den Mota anstellen und
wir könn' los." Weil dann der Bus ja wohl
seltener fahren wird, werden Verspätungen
unerheblich. Und endlich haben die Herren
Chauffeure genügend Zeit, sich ihrer wichtigsten
Aufgabe zu widmen, den Kontrollen an
der vorderen Tür. „Wejen de Berechnung."
Aber das obligatorische „Guten Tag" beim
Einsteigen nicht vergessen! DBV Brandenburg
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