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Mit der Entscheidung aus dem Jahr 1997, ein
Teil des Kölner Stadtbahn-Netzes nur noch mit
Niederflurfahrzeugen zu betreiben, gehen nun
jahrelang gewohnte Direktverbindungen verloren.
Mit der seit dem Fahrplanwechsel am
14. Dezember 2003 wirksam gewordenen Aufteilung
des Netzes in einen Hochflurbereich
(mit 90 cm hohen Bahnsteigen) und einen
Niederflurbereich wurde die umsteigefreie direkte
Nord-Süd-Verbindung von Chorweiler,
Longerich, Niehl und Merkenich zur Innenstadt
(Bahnhöfe Dom/Hbf und Neumarkt) gekappt.
Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) bot diese
bisher mit den aufkommensstarken Stadtbahn-Linien
12 und 18 an. Nunmehr heißt es
für alle Fahrgäste aus dem Kölner Norden
kurz vor der Innenstadt am Ebertplatz, „Umsteigen
bitte".
Mit Hochflur-Stadtbahnwagen bedient werden
zukünftig nur noch die Linien, die über die
Nord-Süd-Strecke von Mülheim über Ebertplatz
- Dom/Hauptbahnhof - Barbarossaplatz
(Linien 5, 16,18, 19) sowie Friesenplatz -
Neumarkt - Severinbrücke - Bahnhof Deutz
(oben) (Linien 3 und 4) bedient werden. Alle
anderen Strecken, wie die Ost-West Verbindung
über Bahnhof Deutz - Heumarkt - Rudolfplatz
(1, 7, 8, 9) sowie die Strecke über
die Ringe (6, 12,15) werden den Niederflurfahrzeugen
vorbehalten bleiben. Im Hochflurnetz
soll auch die „Gürtel"-Linie 13 verbleiben.
Betrieblich ist diese Netzteilung nicht notwendig,
da überhaupt nicht absehbar ist,
wann die Nord-Süd-Strecke Mülheim - Neumarkt
mit Hochbahnsteigen ausgerüstet werden
wird. Bislang fehlt der Stadt das Geld für
den Bau - Hochbahnsteige sind in Köln nur
auf dem Bocklemünder Streckenast vorhanden.
Doch schon jetzt preist die KVB die Vorzüge
der neuen Netzstruktur: „Durch den stufenlosen
Einstieg ergeben sich für die Fahrgäste
spürbare Vorteile". Ausschliesslich mit Hochflurfahrzeugen
werden und müssen die Linien
3 und 4 (Bocklemünd - Deutz - Mülheim Thielenbruch
bzw. Schlebusch) bedient werden
und nur dort sowie in Mülheim gibt es bislang
den Vorteil des stufenlosen Einstiegs in Hochflurwagen.
Die nach Bonn führenden Linien 16
und 18 bieten den Komfort des stufenlosen
Einstiegs erst südlich von Wesseling an. An
allen Innenstadtbahnhöfen des zukünftigen
Hochflurnetzes müssen im Einstieg die herkömmlichen
Hochflur-Stadtbahnwagen regelrecht
geentert werden, da sie mit den alten
35 cm Bahnsteigen ausgerüstet sind.
Zwar muss in vielen U-Bahn-Netzen kurz
vor dem Ziel in der Innenstadt von Tangentiallinien
auf Radiailinien umgestiegen werden
(Beispiele sind etwa Hamburg und München),
doch galt bisher als besonderer Vorzug Kölns,
dass sich die Stadtväter statt für die klassische
U-Bahn für eine U-Straßenbahn, wie es
in den 1960er Jahren hiess, entschieden haben,
so dass damit viele Direktverbindungen
angeboten werden können. Ohnehin ermöglichten
die zwischen 1968 und 1974 eröffneten
U-Tram-Strecken in der Innenstadt, dass
diese nach dem Kriegsende wieder durch die
Straßenbahn erschlossen wurde. Die KVB
fährt ihre Linien seit Dezember 2003 so, als ob
alle dafür vorgesehnen Bahnhöfe mit Hochbahnsteigen
ausgerüstet sind. Erst wenn die
zweite Nord-Süd-Tunnelstrecke Strecke
Dom/Hauptbahnhof - Heumarkt - Ubierring am
Ende des derzeitigen Jahrzehnts fertiggestellt
sein wird, kann mit der Einrichtung einer Entlastungslinie
auf der Rheinuferbahn gerechnet
werden.
Mit der Netzaufteilung und dem Umstellen
der Linie 6 auf Niederflur-Stadtbahnwagen
wurde auch die Straßenbahn-Strecke nach
Marienburg stillgelegt.
Natürlich wäre es besser, konsequent das
Kölner Stadtbahnnetz auf Niederflurbetrieb
umzurüsten. Zwei Dinge stehen dem aber
entgegen: Die Bonner. Dort gibt es eigentlich
nur noch auf der Siebengebirgsbahn nach Bad
Honnef (Linie 66) keine Hochbahnsteige, sie
müssten ihre in die letzten 25 Jahren erbauten
Bahnsteige auf Niederflur umrüsten. Zudem
beschaffen sowohl die KVB als auch die Bonner
Stadtwerke neue Hochflurfahrzeuge von
Bombardier (Typ K 5000), die die Stadtbahnwagen
der ersten Generation von Duewag
ablösen. In den kommenden 30 Jahren macht
daher auch fahrzeugseitig die Umrüstung auf
Niederflur keinen Sinn. Experten befürchten
indessen, dass die Ausrüstung der Bahnsteige
im nunmehrigen Kölner Hochflurnetz auch
30 Jahre dauern könnte. So bleibt als einziger
Vorteil, den die KVB entsprechend herausstellt,
dass durch die entfallenden Zugkreuzungen
am U-Bahnhof Ebertplatz die chronischen
Zugverspätungen im Kölner U-Bahn-Netz künftig etwas weniger werden.
Als Fazit bleibt festzustellen: Statt, wie
etwa Stuttgart oder Hannover, das Stadtbahnnetz
wo immer möglich, konsequent auf Hochbahnsteige
umzurüsten, die genau wie der
Niederflurbetrieb den stufenlosen und bequemen
Einstieg ermöglicht, werden in Köln dem
neumodischen Fetisch „Niederflur" Fahrgastinteressen
in massiver Weise geopfert.
Aber vielleicht gilt die alte kölnische Weisheit:
„Es kütt wie es kütt, unn et es bisher
emmer noch jott jejange". Für Kölner Fahrgäste
ist es für die Zukunft zu wünschen. DBV West
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