Hessen

Zugstreichungen bei RMV und NW - Besser wäre eine Angebotsoffensive!

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Nordhessische Verkehrsverbund (NW) haben Zugstreichungen ab dem 17. April 2004 beschlossen.

Im RMV-Verkehrsgebiet geht es um jährlich rund 170.000 Kilometer. Betroffen sind dort Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge. Einige der 25 Züge werden bislang im Durchschnitt von bis zu 100 Reisenden genutzt. Nur etwa die Hälfte der Bahnen ist mit weniger als 20 Fahrgästen schwach bis sehr schwach besetzt. Unmittelbarer Anlass für den Leistungsabbau, den auch andere deutsche Verkehrsverbünde vornehmen, sind Mittelkürzungen der Bundesregierung.

Bei einigen Zügen bestehen zeitnahe Ersatzverbindungen. Andere entfallende Bahnen reißen dagegen Lücken in den Fahrplantakt oder bedeuten eine Verkürzung der Betriebszeiten auf der jeweiligen Strecke.

Nach Meinung des Fahrgastverbandes Pro Bahn & Bus entfernt sich der RMV mit den Streichungen vom Ziel des Integralen Taktfahrplans. Dieser Fahrplan sieht feste Betriebszeiten und optimierte Anschlüsse vor, so dass für die Kunden ein verlässliches Angebot besteht. Dabei werden weniger ausgelastete Fahrten in Kauf genommen, weil sie zu einem kundenfreundlichen Gesamtangebot beitragen. „Fährt aber beispielsweise auf der Rhönbahn der letzte Zug um 20.19 Uhr von Fulda nach Gersfeld, kann kaum noch von einem Ganztagsangebot gesprochen werden", stellt die Verbandsvorsitzende Petra Becker fest. Sie ist außerdem darüber verwundert, dass nur einseitig Leistungen in der Region gestrichen werden. "Seltsamerweise ist die S-Bahn Rhein-Main von den Kürzungen nicht betroffen."

Unerfreut zeigt sich Pro Bahn & Bus auch vom Termin der geplanten Zugstreichungen: Mitten in der Fahrplanperiode. Die ganzjährig gültigen Fahrplanbücher werden damit zur Makulatur. Dabei gehörte es einmal zu den ersten Aufgaben der Verkehrsverbünde, für gleiche Fahrplanperioden bei der Bahn, den Busgesellschaften und den städtischen Verkehrsbetrieben zu sorgen. Auch die kurze Frist von derVeröffentlichung bis zum Inkrafttreten der Kürzungen ist kein Paradebeispiel für kundenfreundliches Verhalten. Pro Bahn & Bus fordert mehr Zuverlässigkeit von den Schienenverkehrsbetreibern, damit die Züge noch besser genutzt werden. Außerdem sollte der RMV sein Fahrscheinsortiment überarbeiten, um für Gelegenheitskunden attraktiver zu werden - beispielsweise mit einer 9-Uhr-Karte.

„Mit Angebotskürzungen ist schon die damalige Deutsche Bundesbahn nicht glücklich geworden. Am Ende der Abwärtsspirale stand nicht selten die Streckenstilllegung. Auch wären wir froh, wenn der RMV einmal gezielt seine regionalen Angebote bewerben würde, anstatt inhaltsleere Slogans in die (Sport-) Welt zu bringen", resümiert Petra Becker.

Die Streichliste finden Sie auch auf der Pro Bahn & Bus-Internetseite www.probahn-bus.org .

Pro Bahn & Bus Hessen

aus SIGNAL 2/2004 (April/Mai 2004), Seite 28

 

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