Bayern

Seekrank auf Schienen

Grüne wollen wieder den ICE-TD fahren lassen

Nicht nur auf Freude stoßen in Bayern die Einsätze von Neigetechnik-Züge der Baureihe 612 („Regio-Swinger") als ICE-Ersatzverkehr zwischen Nürnberg, Hof, Plauen, Chemnitz und Dresden. Besonders die in ICE-Farben umgespritzten Regio-Swinger ernteten nun heftige Kritik.

Bahnhof
Bahnhof Hof mit zwei Triebwagen der Baureihe 612 (rechts) noch in Nahverkehrslackierung. Foto: Frank D. Lammers

„Die Aufwertung von Zügen, die für den RegionalExpress-Verkehr gebaut wurden, zu InterCity-Zügen sei eine Mogelpackung, befand jetzt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, Margarete Bause. Mit einer fantasievollen Aktion in den Neigezügen Nürnberg - Hof machten Mitglieder der grünen Landtagsfraktion das derzeitige Dilemma mit den umlackierten Nahverkehrstriebwagen deutlich. Sie verteilten jüngst in den Zügen Croissants, deren Tüten folgende Aufschrift trugen: „Wenn diese Zug ein IC ist, dann ist das hier ein Gourmet-Frühstück.

Ein auch aus der Pfalz, einem Schwerpunkt des 612-Einsatzes, bekanntes Phänomen erregt nun die Gemüter in Franken. Vielen Reisenden wird es in den durch abrupte Neigungswechsel berüchtigten Regio-Swingern speiübel, teilweise werden sie regelrecht seekrank. Wie in der bis 1945 zu Bayern gehörenden Pfalz wird nun auch im bayrischen Franken von der Bahn den Reisenden empfohlen Sitzplätze nicht am Fenster, sondern am gang einzunehmen und schön „mitzuswingen".

Auch die sächsische Staatsregierung wandte sich an Verkehrsminister Stolpe und Bahnchef Mehdorn gegen den Einsatz des VT 612. Sie fordern ein Überdenken des Fahrzeugkonzeptes der DB AG. Der Eisenbahnförderverein Westsachsen-Ostthüringen „Friedrich List" kritisierte, dass die mit dem ICE-Triebzug VT 605 angestrebten Fahrzeiten vom Regio-Swinger nicht erreicht werden. Für die Region Erzgebirge/Vogtland bedeute dies einen Imageverlust.

„Das einzige ICE-Niveau in den Ersatzzügen für den von der DB aufs Abstellgleis geschobenen Diesel-ICE ist der ICE-Fahrpreis", sagen die Grünen süffisant. Sie fordern deshalb, nachdem die ICE-Dieselzüge vom Eisenbahn-Bundesamt wieder für den Fahrgastbetrieb freigegeben wurden, sie auch wieder auf der Franken-Sachsen-Magistrale Nürnberg - Plauen -Chemnitz - Dresden einzusetzen. Derzeit sind sie abgestellt. Nach einer Reihe von Aufsehen erregenden Pannen will die Bahn sich jedoch von den millionenschweren Zügen trennen.

Als einziger Trost bleibt den Reisenden derzeit, dass die „ICE-Swinger" pünktlicher als ihre unglücklichen Vorgänger der ICE-Bauart fahren.

DBV Bayern

aus SIGNAL 2/2004 (April/Mai 2004), Seite 30

 

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