Die Entwicklung bei den Verbindungen von
und nach Polen ist bedenklich. Speziell für
umsteigende Fahrgäste ist beispielsweise im
aktuellen Fahrplanabschnitt der neue Start- und
Zielbahnhof Berlin - Lichtenberg für
D 448/D 449 Berlin - Krakow (Krakau) unbefriedigend.
Bis zum 13. Dezember 2003 erfolgte
die wesentlich kundenfreundlichere Führung
über die Berliner Stadtbahn. Unverständlich
ist diese Entscheidung vor dem Hintergrund,
dass ab 2006 der Berliner Hauptbahnhof/Lehrter
Bahnhof zur Verfügung steht und
damit ein neuer Umsteigeknoten von überregionaler
Bedeutung.
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Bahnhof Görlitz ist schon heute ein bedeutender Schienenübergang. Foto: Frank D. Lammers |
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Das Zugpaar EC 48/EC 49 verkehrt derzeit
zwischen Berlin und Poznan (Posen) mit wenig
fahrgastfreundlichen Verkehrszeiteinschränkungen
lediglich am Freitag und Sonntag,
in der Gegenrichtung am Samstag und
Montag. Noch vor einem Jahr verkehrte dieses
Zugpaar fast täglich am Wochenende!
In der Relation Dresden - Görlitz -
Wroclaw (Breslau) ist das Angebot seit dem
letzten Fahrplanwechsel auf zwei Interregio-Zugpaare
reduziert und damit halbiert worden.
Die ohnehin wenig attraktiven Fahrzeiten
wurden bei den verbliebenden Zugpaaren (allerdings
auf Grund von Baumaßnahmen) noch
verlängert. Fernverbindungen über Szczecin
(Stettin) Richtung Gdansk (Danzig) sind bereits
seit Mai 2000 Vergangenheit.
Verbesserungen sind lediglich bei der heutigen
Nachtzugverbindung D 248/D 249 „Jan
Kiepura" Köln - Hannover-Warschau (mit
Kurswagen nach Moskau) vorgesehen. Diese
Verbindung wird ab 1. Mai 2004 als Euronight
EN 348/EN 349 verkehren und um den Anschnitt
Brüssel - Köln verlängert. Aufgrund
der Fahrplanlage wird Berlin allerdings nicht
direkt angebunden, da zwischen 1 und 5 Uhr
keine Zu- und Ausstiege zugelassen werden,
um eine ausreichende Nachtruhe zu gewährleisten.
Haben DB AG und PKP resigniert?
In Anbetracht des EU-Beitritts Polens wird
deutlich, daß das derzeitige Bahnangebot der
prognostizierten Steigerung des Reiseverkehrs
leider nur unzureichend gerecht wird.
Es besteht die Gefahr, dass die beteiligten
Bahnunternehmen am wachsenden Markt im
Personen- und Güterverkehr nicht teilhaben,
sondern der Auto-, Bus- und Flugverkehr weiterhin
überdurchschnittlich wachsen.
Um dem Bahnverkehr die notwendigen Impulse
zu geben, ist eine Qualitätsoffensive
durch die Einrichtung zusätzlicher, dem westeuropäischen
Standard entsprechender Direktverbindungen
unumgänglich (zum Teil
müssen ehemals bestehende Verbindungen
wieder eingerichtet werden). Die derzeitigen
Infrastrukturmängel können dagegen nicht
kurzfristig behoben werden.
Das Verbesserungspotenzial im Fernverkehr
sei an folgenden Vorschlägen verdeutlicht;
bei den Tagesverbindungen ist ein
Grundangebot von mindestens drei Zugpaaren
auf jeder Linie sinnvoll. Die Abfahrten
sollten morgens, mittags und nachmittags/abends
erfolgen, wobei in der Tagesrandlage
sicherlich nicht in jedem Fall die gesamte Relation
bedient werden muß.
Einrichtung einer IC-Linie Leipzig -
Berlin - Szczecin (Stettin) - Gdynia
(Gdingen) - Gdansk (Danzig)
(- Olsztyn (Allenstein))
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Im Vorfeld der EU-Osterweiterung wurde leider das Augenmerk fast ausschliesslich auf den Neu- und Ausbau von Straßenverbindungen gelegt. Deshalb sind Eisenbahn-Infrastrukturmassnahmen kurzfristig nicht durchführbar. Dagegen können aber attraktive Direktverbindungen sofort angeboten werden. Foto: Berlin-Warschau-Express im Bahnhof Berlin Friedrichstraße, Christian Schultz |
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Mit dem Interregio Mare Balticum gab es in
dieser Relation bis am 28. Mai 2000 bereits
eine vergleichbare Verbindung (plus Fahrradmitnahme!).
Vor dem Hintergrund der touristischen
Entwicklung entlang der polnischen
Ostseeküste und Masuren war die Einstellung
der Verbindung über Szczecin (Stettin) eine
kurzsichtige Entscheidung. Mit der Einführung
einer neuen IC-Linie wird ein hoher Qualitätsstandard
gewährleistet. Durch Integration in
einen - derzeit noch nicht realisierten -Taktfahrplan
im polnischen Binnenverkehr ergeben
sich betrieblich sinnvolle Durchläufe ab/bis Warschau.
Zusammenlegung der IC-Linie Amsterdam
- Berlin mit der EC-Linie Berlin -
Warschau, Verlängerung ab/bis Lublin
So können neue, umsteigefreie Direktverbindungen
geschaffen werden, was letztlich ein
Zusammenwachsen der einzelnen EU-Länder
fördert. Der für viele Relationen völlig unnötige
Umsteigezwang in Berlin kann damit entfallen;
die heutige IC-Relation Berlin -Amsterdam
kann in diesem Zusammenhang auf
EC-Niveau angehoben werden.
Durch Einbindung der Züge in den IC-Taktfahrplan
des polnischen Binnenverkehrs ist
zusätzlich die Verlängerung dieser Linie ab/bis
Lublin sinnvoll.
Einrichtung einer IC-Linie Hannover -
Berlin - Rzepin (Reppen) - Wroclaw
(Breslau) - Krakow (Krakau)
Auch mit dieser Linie werden neue Direktverbindungen
mit Polen geschaffen. Durch die
Einbindung dieser Züge in die Taktfahrpläne
des Binnenverkehrs kann der betriebliche
Aufwand in beiden Ländern begrenzt werden.
Einrichtung einer IC-Linie Dresden -
Wroclaw (Breslau) - Krakow (Krakau)
Durch Umstellung der derzeit verkehrenden
IR-Züge auf IC-Züge und der Erhöhung der
Zugfrequenz kann die Angebotsqualität in dieser
Relation wieder deutlich erhöht werden.
Nicht akzeptabel ist selbst bei Berücksichtigung
der Baumaßnahmen die derzeitige Fahrzeit
von rund 5,5 Stunden zwischen Dresden
und Wroclaw (Breslau). Zum Vergleich: im Jahr
1939 erreichte die schnellste D-Zugverbindung
eine Fahrzeit von 3,5 Stunden, im letzten
Fahrplanabschnitt waren es etwas über
4,5 Stunden!).
Für die Nachtverbindung ist die Einrichtung
einer Euronight-Verbindung unter anderem
auch mit Schlaf- und Liegewagen wesentlich
kundenfreundlicher als der derzeitige Einsatz
eines IR-Zugpaares, welcher ausschließlich
Sitzwagen führt.
Einrichtung einer
IC-Linie Berlin - Görlitz - Walbrzych
(Waldenburg) - Wroclaw (Breslau)
In dieser Relation sollte ein Grundangebot
von zwei Zugpaaren bestehen. Bei dieser Linie
erhielte auch Görlitz wieder direkte Verbindungen
des Fernverkehrs aus Richtung
Berlin (vom Interconnex einmal abgesehen);
neue Direktverbindungen würden in das touristisch
bedeutsame Riesengebirge entstehen.
Auf dieser Linie können zum Beispiel die seitens
der DB AG derzeit abgestellten dieselgetriebenen
ICE-TD der Baureihe 605 ein neues
Einsatzgebiet finden und einen hohen Komfort
sicherstellen (weitere Einsatzmöglichkeiten
sind in Signal 1/2004, Seite 6 aufgezeigt).
Nachtzug-Verbindung Berlin - Poznan
(Posen) - Warschau - Lublin bzw.
Gdynia (Gdingen) - GUS
In dieser Relation wird derzeit das täglich
verkehrende Zugpaar D 344/D 345 angeboten,
das ab/bis Berlin-Lichtenberg verkehrt. Durch
Umstellung auf eine Euronight-Verbindung,
verbunden mit der kundenfreundlicheren Führung
des Zugpaares über die Stadtbahn-Strecke
kann diese Nachtzugverbindung deutlich
verbessert werden.
Nachtzug-Verbindung Berlin - Forst -
Wroclaw (Breslau) - Krakow (Krakau)
Erheblich verbesserungsbedürftig ist auch die
Produktqualität des Nachtzugpaares D 448/D 449.
Durch Umstellung auf eine Euronight-Verbindung
und der Führung dieses Zugpaares
wieder über die Stadtbahnstrecke kann auch
hier die notwendige Verbesserung der Reisequalität
erreicht werden.
Nachtzug-Verbindung Frankfurt (Main)
- Berlin - Warschau
Während in dieser Relation bedingt durch den
ICE-Verkehr zumindest im Tagesverkehr keine
durchgehende Verbindung realistisch ist, kann
dagegen über Nacht mit dem Euronight-Angebot
eine neue attraktive und umsteigefreie
Verbindung hergestellt werden.
Ähnlich wie bei EN 348/EN 349 kann dieses
Zugpaar aufgrund der Fahrplanlage kein Ersatz
für die oben genannte Nachtzugverbindung
Berlin - Warschau - Lublin sein.
Fazit
Um im Reiseverkehr kurzfristige Verbesserungen
bezüglich des Komforts zu erzielen, bietet
sich die Übernahme nicht mehr benötigter
Fahrzeuge aus dem Interregio- bzw. Intercity-Wagenpark
der DB AG durch die PKP an. Die
sinnvolle Nutzung derzeit abgestellten, aber
bezüglich des Komforts akzeptablen Wagenmaterials
wäre in jedem Fall der bessere Weg,
als die stetige Zerstörung in Abstellanlagen
durch Vandalismus!
IGEB
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