Über die Netzplanungen zum Dezember 2004
informierte die BVG in zwei Beratungen den
Spandauer Bezirksausschuss für Verkehr. Befürchtungen
in Spandau mit seinen rund
220 000 Einwohnern um den Fortbestand des
Busverkehrs wurden nicht bestätigt. Nach einem
ersten Netzentwurf werden die gewachsenen
Siedlungsachsen durch Metrobusse gestärkt.
In ihrem zweiten Plan haben die Berliner
Verkehrsbetriebe (BVG) die Metrobus-Idee
allerdings zur Disposition gestellt.
Lediglich in fußläufig von Metrobus-Linien
benachbarten Kasernen- und Industriegebieten
fallen sieben schwach genutzte Haltestellen
weg. Demgegenüber steht im ersten Netzentwurf
eine deutliche Verdichtung des Busverkehrs
in allen wichtigen Achsen, den Metrobus-Linien,
wie im Bezirksausschuss Spandau
für Verkehr zu erfahren war. Letztlich bestätigt
diese Planung, deren Grundlage Untersuchungen
der Berliner Verkehrsbetriebe
(BVG) waren, zum Teil alte Vorschläge des
Deutschen Bahnkunden-Verbandes (DBV) Havelland.
Hintergrund hierfür war sicherlich
auch die endlich von der BVG gewonnene Erkenntnis,
das die Busauslastung in den Außenbezirken
besser als vermutet ist gegenüber
der Innenstadt, in der ein dichtes U- und
S-Bahn-Netz viele attraktivere Alternativen
bietet. Der Metrobus sollte die Erschließung
schnellbahnloser Gebiete aufwerten. Aber der
zweite dem Spandauer Verkehrsausschusse
vorgelegte Netzentwurf, in dem die ursprünglich
fünf Metrobusse auf zwei Linien reduziert
wurden, stellt das Produkt-Konzept in Frage.
Edelbus statt Metrobus?
Der zuerst vorgestellte Netzentwurf sah Metrobusse
über den Knoten Rathaus/Bahnhof
Spandau in die bevölkerungsstarken Ortsteile
Wilhelmstadt und Pichelsdorf (M 36), Falkenhagener
Feld und Rudolf-Wissell-Siedlung
(verzweigender Linienverbund M 37 und
M 38) sowie nach Staaken (Linienverbund
M 31 und M 32) vor. Fast alle wichtigen Verkehrsachsen
wären durch Metrobusse erschlossen
werden. Zum Bahnhof Staaken gelangt
man dann auch tagsüber mit dem Bus.
Ausgewählte Fahrten sollten ins Umland geführt
werden: M 32 nach Dallgow, M 36 nach
Hennigsdorf und M 37 nach Falkensee.
Nach „Schärfung des Profils" kam der
zweite Entwurf: die geringer getakteten Umlandfahrten
über den Kern der Spandauer
Metrobus-Linien hinaus waren nicht mehr vorgesehen
und normalen Linien zugeordnet oder
entfielen. Die beiden Linienverbünde wurden
jeweils zu M 32 und M 37 zusammengefasst
und der M 36 durch 136 und 236 ersetzt. Der
236er wird dabei mit der geplanten Linie 239
über Wasserstadt zum U-Bahnhof Haselhost
verbunden. Besonders die geplanten Ringe an
den Endpunkten des M 37 in den Großsiedlungen
stoßen auf Kritik, weil sie wegen ihrer
Größe und der Bevölkerungsdichte gegenüber
den ursprünglichen Gabeln in die Siedlungsteile
bei den Reisezeiten ungünstiger sind.
Zudem wurden die ursprünglichen Endstellen
Hahneberg und Freudstraße von Spandau abgehängt
und Taktfrequenzen leicht verschlechtert.
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Wichtiger Verknüpfungspunkt zwischen den Bussen einerseits und den Schienenverkehrsmitteln S-, U-Bahn und Regionalverkehr ist der Bahnhof Spandau. Foto: Frank Böhnke |
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Die produktschärfere Definition des Metrobusses
lässt möglicherweise ein gezielteres
Marketing zu. Aber ob seine Netzreduktion
bei der Reise zur BVG 2005 noch alle Fahrgäste
überzeugt mitnehmen kann, muss bezweifelt
werden. Was soll denn kommuniziert
werden, wenn der Metrobus keine Breitenwirkung
mehr hat, ein knappes Gut wird? Marketing
muss vor allem Emotionen beim Kunden
bedienen, zu enge Produkteigenschaften des
Herstellers schließen das aus. Der Produktnutzen
ist höher, wenn einzelne Metrobusse sogar
abweichend von der Produktphilosophie
auch ins Umland fahren! Bei den Metrolinien
hält der DBV deshalb die Rückkehr zum ersten
Entwurf für besser.
Sonderfall Gatow/Kladow
Zu begrüßen ist dagegen, Busse nicht mehr
abweichend vom 10/20-Minuten-Taktschema
bei S- und U-Bahn alle 15 Minuten folgen zu
lassen. Das betrifft den Berufsverkehrs-Expressbus
X 49 sowie die Kladower Linien X 34
und 134, wobei jeder zweite Wagen in Hohengatow
enden soll. Um den Knoten Rathaus
Spandau schnell zu erreichen, ist die geradlinige
Führung des 134ers über die Wilhelmstraße
richtig. Die Erschließung der Pichelsdorfer
Straße durch den dichter verkehrenden
Metrobus M 36 bietet für alle Spandauer Ortsteile
eine attraktivere Anschlussverknüpfung.
Eine Weiterführung nach Kladow wäre beim
M 36 zwar denkbar, das würde aber die bestehenden
Direktverbindungen X 34 zum Zoo sowie
möglicherweise 135 ausschließen. Sie
sollte deshalb nicht realisiert werden. Gewöhnungsbedürftig
ist der Rufbus 334 zu den gut
100 Einwohnern in der Gatower Siedlung Habichtswald,
gegen den bereits Unterschriften
gesammelt wurden. Statt unzähliger fahrplanmäßiger
Leerfahrten ist hier eine wirtschaftlichere
Erschließung zu erwarten. Bereits
ab Ende Juni soll hier ein Pilotversuch
laufen. Der DBV schlägt vor, Schülerfahrten
dennoch weiterhin fest anzubieten.
Ruhleben wird aufgewertet
Die Linie 133 sollte in jedem Fall weiterhin
zum Rathaus Spandau geführt werden, mindestens
solange am jetzt vorgeschlagenen
Endpunkt U-Bahnhof Haselhorst keine Übergangsmöglichkeit
(Aufzug) für mobilitätsbehinderte
Menschen besteht. Denn die Alternative
Expressbus X 33 steht nicht immer zur
Verfügung. Begrüßt wird eine bessere Anbindung
der U 2 in Ruhleben. Von hier soll eine
Linie 231 über die Wilhelmstadt und Rudolf-Wissell-Siedlung
zum Waldkrankenhaus geführt
werden. Ein Tausch der westlichen Endpunkte
der Linien 231 und 149 (Richtung Staaken
Spitze, Nennhauser Damm/Heerstraße)
wäre jedoch zweckmäßig, so dass Umweglinien
möglichst vermieden werden. Auf die
Schleife über Torweg - Hackbuschstraße sollte
aber im Interesse einer schnellen westlichen
Nord-Süd-Verbindung (231 oder 149) ab
Magistratweg zum Waldkrankenhaus verzichtet
werden. Stattdessen eignet sich die Linie
230 (bisher 237) für die Umfahrung der Gartenstadt
Staaken besser. Denn von Albrechtshof
besteht schon eine schnelle Fahrtmöglichkeit
mit der Regionalbahn 10 Nauen - Berlin
(später mit der geplanten Falkenseer S-Bahn)
zur City, so dass dem 230er durchaus die Erschließungsfunktion
zukommt. Sofern S-Bahnhöfe
an der Nauener Straße und am Klosterbusch-/Magistratsweg
entstehen, bieten sich
die Linien 130 und 231/149 außerdem als
schnelle Verbindung der Großsiedlungen Falkenhagener
Feld und Rudolf-Wissell-Siedlung
mit der S-Bahn an.
Die ab und zu diskutierte umsteigefreie
Verbindung zwischen Falkenhagener
Feld und Hakenfelde
ist bei Verknüpfung der geplanten
130er Wagen zur
Zeppelinstraße mit der Linie
239 nach Haselhorst via Klinkeplatz
möglich, (sm) DBV Havelland
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