Für den Eisenbahn-Regionalverkehr sind die
einzelnen Bundesländer zuständig. Aber das
Geld zu dessen Bestellung erhalten sie vom
Bund über die so genannten Regionalisierungsmittel.
Wer gehofft hatte, dass die lokale Verantwortung
mit angemessener Finanzausstattung
zur Stärkung des Eisenbahnregionalverkehrs
führt, wurde allerdings schon mehrfach
enttäuscht. Zum einen werden innerhalb vieler
Bundesländer zu fast jedem Fahrplanwechsel
auf einzelnen Strecken die Regionalverkehre
auf der Schiene abbestellt. Zum anderen werden
die die Ländergrenzen überschreitenden
Angebote immer öfter gestrichen. Die erfreuliche
Weiterführung des RE 4 von Jüterbog nach
Lutherstadt Wittenberg seit dem letzten Fahrplanwechsel
ist leider nur eine Ausnahme von
der Regel.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2003
wurde in Brandenburg der Verkehr auf den
Strecken der Brandenburgischen Städtebahn
Neustadt (Dosse) - Rathenow und Brandenburg
- Belzig eingestellt. Auch zum diesjährigen
Fahrplanwechsel am 12. Dezember trifft es
brandenburgische Reisende. Aber dieses Mal
ist das Land Brandenburg nicht Initiator, sondern
Betroffener von Entscheidungen in den
Nachbarländern Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Falkenberg - Riesa
Ursprünglich stand hier ein Nachruf auf diese
Strecke vom brandenburgischen Falkenberg
(Elster) ins sächsische Riesa. Doch vielfältige
Bemühungen seitens des DBV in Zusammenarbeit
unter anderem mit der Stadt Falkenberg
und ein engagiertes Eintreten des brandenburgischen
Ministeriums für Infrastruktur und
Raumordnung (bisher Ministerium für Stadtentwicklung,
Wohnen und Verkehr) geben Anlass
zur Hoffnung, dass auf dieser Strecke auch
2005 noch Nahverkehrszüge fahren. Mehr zu
den aktuellen Entwicklungen finden Sie auf
den Brandenburg-Seiten.
Spremberg-Hoyerswerda
Auch auf der Strecke vom brandenburgischen
Spremberg zum sächsischen Hoyerswerda wird
der Schienenverkehr abbestellt. Busse sollen
für Ersatz sorgen. Für Reisende zwischen dem
Oberzentrum Cottbus und Hoyerswerda ist
künftig Umsteigen und eine deutliche Fahrzeitverlängerung
angesagt. Die lange zurückliegende
Zeit der Länderbahnen scheint leider
Wiederauferstehung zu feiern. Besonders enttäuschend
war, dass der Oberbürgermeister
von Hoyerswerda, Herr Brähmig (PDS), die
Stilliegung begrüßte, weil der Bahnverkehr hier
eine Verschleuderung von Steuergeldern sei.
Bautzen - Wilthen -
Neustadt (Sachsen)
In Sachsen gehören die Entgelte, die das Land
der Bahn pro gefahrenen Zugkilometer im Regionalverkehr
zahlt, mit zu den höchsten bundesweit.
Das erzeugt offensichtlich zusätzliche
Sparzwänge. So soll ab dem Fahrplanwechsel
auch die rein sächsische Strecke von Bautzen
über Wilthen nach Neustadt (Sachsen) nicht
mehr befahren werden. Das Reststück Neustadt
- Sebnitz - Bad Schandau bleibt (zunächst)
mit deutlich reduziertem Zugangebot
bestehen.
Wittenberge - Arendsee- Salzwedel
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Empfangsgebäude des Bahnhofs Neuburxdorf. Weil Sachsen die Verbindung Falkenberg - Riesa abbestellen will, droht dem brandenburgischen Neuburxdorf, dass ab dem 12. Dezember hier keine Züge mehr halten. Aber es gibt noch Anlass zu Hoffnungen (siehe Seite 30). Foto: Florian Müller |
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In Sachsen-Anhalt wird der Schienenverkehr
auf der Strecke Wittenberge - Arendsee -
Salzwedel abbestellt. Hier fand in den letzten
Jahren ein Versuch statt, Bus- und Bahnangebote
zu kombinieren. An Werktagen fahren im
Zweistundentakt Busse zwischen Seehausen
(Altmark) und Salzwedel, während an den Wochenenden
die Bahnverbindung von Wittenberge
Touristen aus dem Berliner Raum in diese
attraktive Region bringen sollte. Nun werden
die Zugangebote eingestellt und ab dem Fahrplanwechsel
fahren die Busse täglich von Seehausen.
Dank zusätzlichem Umsteigen - verbunden
mit Wartezeiten - ist dieses Angebot für
Tagesgäste aus Berlin nun nicht mehr attraktiv.
Seltsam ist die Begründung, die vom Land
Sachsen-Anhalt für die Streichung gegeben
wurde. Es seien trotz „zahlreicher Marketingmaßnahmen
die Fahrgastzahlen beim Schienenverkehr
selbst in der Hauptsaison weit unter
den wirtschaftlich vertretbaren Werten geblieben".
Dabei stellte sich jedoch heraus,
dass Reisende mit dem „Schönes-Wochenende-Ticket"
(was bei einem nur am Wochenende
fahrenden Zug wohl die Mehrheit der Reisenden
sein dürfte) gar nicht erst mitgezählt wurden.
Und wer hat in Berlin, einem großen
Markt für Ausflüge in die Altmark, schon etwas
von den „zahlreichen Marketingmaßnahmen"
mitbekommen? Vor wenigen Wochen wusste
selbst die Fahrkartenausgabe im nahen Wittenberge
(in Brandenburg!) nichts von den dort
fahrenden Bussen.
Das Beispiel aus Sachsen-Anhalt zeigt leider
wieder ein Mal: Wer ein Zugangebot streichen
will, findet dafür stets auch eine Begründung.
Dass diese zum Teil fragwürdig oder gar falsch
ist, erfährt die Öffentlichkeit, wenn überhaupt,
zumeist erst nach erfolgter Abbestellung.
Allerdings zeigte eine vom DBV initiierte Regionalkonferenz
Mitte Oktober, dass es sowohl
Befürworter wie auch Ideen zum Erhalt dieser
Strecke gibt. Diese Ideen sollen nun bis zu einerweiteren
Regionalkonferenz im November
geprüft werden. Vielleicht ist ja auch hier, wie
bei Falkenberg - Riesa noch nicht das letzte
Wort gesprochen?
Wiesenburg - Barby - Calbe - Güsten
Der reguläre Personenverkehr auf dieser Strecke
im Grenzbereich Brandenburg - Sachsen-Anhalt
wurde schon in den letzten Jahren Stück
für Stück reduziert. In der vergangenen Fahrplanperiode
hatten Ausflügler aus Berlin aber
die Möglichkeit, mit dem in Barby haltenden
„Harz-Express" die reizvolle Gegend an Elbe
und Saale (zum Beispiel auf dem Elbe- und
dem Saale-Radweg) zu erkunden. Auch dieses
Angebot hätte ein deutlich besseres Marketing
verdient. Diese Chance wurde leider vertan.
Mit der ab Dezember veränderten Linienführung
des „Harz-Express" ist das Geschichte.
Damit endet der Verkehr auf dieser Hauptbahn,
der zuletzt nur noch aus einem
Zugpaar an Wochenendtagen bestand.
Für den nach der Wende für den ICE-Verkehr
Berlin - Magdeburg teilweise aufwändig
ausgebauten Streckenabschnitt
Wiesenburg - Güterglück heißt
es zum Fahrplanwechsel: Stilllegung.
(kut/gjc) IGEB/DBV
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