Berlin—Szczecin (Stettin)
In dieser Relation hat es im Eisenbahn-Fernverkehr
eine der wenigen erfreulichen Veränderungen
gegeben. Ein InterCity-Zugpaar
verkehrt täglich durchgehend von Szczecin
(Stettin) über Berlin, Hannover, Osnabrück
nach Amsterdam bzw. in der Gegenrichtung
(IC 143/144).
Berlin—Frankfurt (Oder)—Poznan
(Posen)—Warszawa (Warschau)
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Während es seit dem 12. Dezember 2004 in der Relation Hamburg—Berlin—Prag—Budapest erfreuliche Verbesserungen gab, überwiegen demgegenüber in Richtung Polen leider die Negativ-Meldungen. - EuroCity der Relation Berlin—Warschau. Foto: Christian Schultz |
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Die drei EuroCity-Zugpaare („Berlin-Warszawa-Express") werden in dieser Relation
weiterhin angeboten. Fast unbemerkt
wurde jedoch das zuletzt nur an zwei Wochentagen
verkehrende vierte Zugpaar des
Tagesverkehrs, EC 48/49, zwischen Berlin
und Poznań (Posen) eingestellt - angesichts
des umfassenden Infrastrukturausbaus
dieser Relation mit EU-Mitteln ein
absolut unverständliches Vorgehen. Noch
vor eineinhalb Jahren wurde diese Verbindung
fast täglich angeboten (EC 48 Montag—Sonnabend, EC 49 Montag—Freitag
und Sonntag). Zum Vergleich: Zwischen
Berlin, Dresden und Prag ist seit 12. Dezember
2004 dagegen ein Zweistundentakt
mit EuroCity-Zügen Realität!
Eine erfreuliche Änderung hat es allerdings
trotzdem mit der Einrichtung einer
neuen Tagesrandverbindung zwischen Warszawa
(Warschau) und Berlin gegeben, die
mit EN 348 „Jan Kiepura" hergestellt wurde
(Ankunft 0.51 Uhr in Berlin Ostbahnhof).
Berlin—Forst—Wrocław (Breslau)—Kraków (Krakau)
Das Nachtzugpaar D 448/449 Berlin-Kraków (Krakau) ist entfallen. Als Ersatz besteht
nunmehr eine Kurswagenverbindung
über Poznan (Posen) mit dem Nachtzugpaar
D 344/345. Immerhin ergeben sich durch
diese Maßnahme keine nennenswerten Fahrzeitverlängerungen.
Wegen der nächtlichen
Rangierarbeiten durch das Umstellen der
Kurswagen dürften Beeinträchtigungen für
die Fahrgäste allerdings nicht ausbleiben.
Die Tagesverbindung IC 240/241 „Wawel"
ab/bis Hamburg ist damit die einzige Verbindung
in o. g. Relation. Die Fahrzeiten sind jedoch
zu lang; derzeit beträgt die Fahrzeit des
InterCity zwischen Berlin Ostbahnhof und
Wrocław (Breslau) 5 Stunden 40 Minuten,
die schnellsten D-Züge benötigten im Jahr
1939 (!) dagegen lediglich 4 Stunden (über
Frankfurt/Oder).
Dresden—Görlitz—Wrocław
(Breslau)
Die beiden InterRegio-Zugpaare (IR) in dieser
Relation wurden eingestellt. Die dramatische
Angebotsentwicklung wird an dieser Linie
besonders deutlich, wenn man berücksichtigt,
daß dem Bahnkunden noch im Jahr 2003 - mit
geringen Einschränkungen-täglich sogar vier
IR-Zugpaare zur Verfügung standen. Notwendig
wäre in dieser Relation ein Angebot mit
deutlich verbesserter Fahrzeit. Zwischen Dresden
und Wroclaw (Breslau) benötigten die IR-Züge
5 Stunden 28 Minuten - D-Züge im Jahr
1939 dagegen bis zu 2 Stunden weniger!
Hamburg—Berlin—Prag—Wien/Budapest
Seit Fahrplanwechsel wird auf dieser Linie
ein durchgehender Zweistundentakt mit
täglich sechs EuroCity-Zügen je Richtung
angeboten. Hierfür wird ein EC-Zugpaar, das
bislang in Dresden endete, nunmehr ab/bis
Prag geführt. Als Frühverbindung von Berlin
nach Prag bzw. als Spätverbindung in der
Gegenrichtung verkehrt zusätzlich ein Zugteil
des Nachtzugpaares NZ 378/379 in/aus
Richtung Dortmund. Zwischen Berlin und
Budapest steht dem Bahnkunden mit zwei
EC-Zugpaaren eine weitere umsteigefreie
Tages-Verbindung zur Verfügung.
U.a. diese Linie profitiert von dem Ausbau
der Strecke Hamburg—Berlin. Bei einer
Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h benötigen
die Züge für die Strecke Hamburg
Hbf—Berlin Zoologischer Garten 1 Stunde
54 Minuten, was eine Fahrzeitreduzierung
von rund 30 Minuten bedeutet. Dadurch verkürzen
sich auch die Fahrzeiten von Hamburg
Hbf nach Dresden Hbf auf 4 Stunden 12
Minuten bzw. nach Prag (Holesovice) auf 6
Stunden 55 Minuten.
Zusätzlich besteht zwischen Berlin und
Budapest auch weiterhin die EuroNight-Verbindung.
Nürnberg—Prag
Die beiden IC-Zugpaare in dieser Relation
sind leider entfallen. Als Grund wird eine für
ca. 5 (!) Jahre geplante Streckensperrung
zwischen Cheb (Eger) und Plzen (Pilsen) genannt.
Dem Bahnkunden werden alternative
Verbindungen angeboten, die bezüglich
der Qualität allerdings nicht gleichwertig
sind. So bietet DB Regio täglich neu zwei
Direktzüge zwischen München und Prag an.
Einer dieser beiden Züge führt Kurswagen
ab/bis Nürnberg, ansonsten besteht leider
Umsteigezwang in Schwandorf oder auch
Dresden.
Die Nachtzugverbindung Frankfurt am
Main/Stuttgart/München—Prag verkehrt
auch weiterhin.
Überfällig: Impulse für den Bahnverkehr
Richtung Polen
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Jetzt gibt es täglich sechs EuroCity-Zugpaare zwischen Hamburg, Berlin und Prag, zwei davon führen weiter bis Budapest. Foto: Christian Schultz |
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Das derzeitige Angebot in/aus Richtung
Polen läßt leider ein beachtliches Reisendenpotential
unberücksichtigt. Beispielsweise
fehlen derzeit attraktive Bahnverbindungen
zur Erschließung der polnischen
Ostseeküste und der Masuren. Hier darf
die Führung eines einzelnen IC-Zugpaares
ab/bis Szczecin (Stettin) nur der Anfang
sein! Mit dem IR „Mare Balticum" hat es
bis zum Fahrplanwechsel am 28. Mai 2000
bereits eine entsprechende Verbindung
über Koszalin (Köslin), Gdansk (Danzig) bis
Olsztyn (Allenstein) bzw. in den Sommermonaten
sogar durchgehend bis Etk (Lyck)
gegeben. Es sollte eigentlich im Interesse
der beteiligten Bahnunternehmen liegen,
Angebotslücken zu schließen, anstatt die
Kunden dem Auto-, Bus- und Flugtourismus
zu überlassen. In SIGNAL 2/2004 wurden
bereits Verbesserungsvorschläge für die
wichtigsten Relationen gemacht.
Parallel zur Einführung neuer Bahnangebote
sind natürlich auch entsprechende
Marketing-Maßnahmen unerläßlich. Die
umfangreiche, sehr aggressive Werbung z. B.
der Billig-Fluggesellschaften zeigt in vielen
Relationen allzu deutliche Wirkung.
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Erfreuliche Verbesserung: Seit dem 12. Dezember 2004 gibt es zusätzliche Verbindungen in der Relation Hamburg—Berlin—Prag—Budapest. Foto: Christian Schultz |
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Die Angebotseinschränkungen widersprechen
letztlich auch dem Ziel eines zusammenwachsenden
Europas. Daß der Mobilitätsbedarf
vorhanden ist, zeigen u.a. die
dramatisch hohen Zuwachsraten im laufenden
Jahr sowohl im Personen- als auch Güterverkehr
auf der Autobahn A 12. Wie nicht
anders zu erwarten, ist nun der Ruf nach
einem zügigen Bau zusätzlicher Fahrspuren
laut geworden.
Hier ist es Aufgabe der politisch Verantwortlichen,
die Rahmenbedingungen für die
betroffenen Bahnunternehmen dahingehend
zu gestalten, daß - zur notwendigen
Entlastung des Straßenverkehrs - ein möglichst
hoher Anteil des Verkehrsaufkommens
auf der Schiene abgewickelt wird. IGEB Fernverkehr
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