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Hochkarätig besetzt war das Podium: Hans-Christian Kaiser, Bereichsleiter U-Bahn,
Winfried Otto, Betriebsleiter U-Bahn, Christoph Boisserée, Abteilungsleiter Fahrzeuge
U-Bahn, Uwe Kutscher, Abteilung Infrastruktur, zuständig für die Anlagen der
U- und Straßenbahn, sowie Alexander Goldstein, Fahrplanbüro U-Bahn waren am
17. September 2013 auf Einladung des Berliner Fahrgastverbands IGEB nach Lichtenberg
gekommen, um im Rahmen der 30. Schienenverkehrs-Wochen über die U-Bahn
der BVG zu berichten. Moderiert wurde der Fahrgastsprechtag von Jens Wieseke,
stellvertretender IGEB-Vorsitzender.
Fahrzeuge
Die Fahrzeugertüchtigung der Baureihe F74
ist abgeschlossen, die der Baureihe F76 gestartet
und die der Baureihe F79 in Vorbereitung.
Letztere soll spätestens 2015 starten und 2019
abgeschlossen sein. Bei der Ertüchtigung werden
unter anderem der Fahrgastraum und die
technische Ausrüstung modernisiert. Eine verbesserte
und zeitgemäße Fahrgastinformation
kann aufgrund des fehlenden Bordcomputers
nicht eingebaut werden. Auch stünden
keine Gelder hierfür zur Verfügung. Die
Arbeiten sind langwierig und aufwändig, da
die Schäden an den Fahrzeugen teilweise größer
als gedacht sind. Aus diesem Grund und
wegen des derzeit bei 25 Jahren liegenden
Durchschnittsalters der Fahrzeuge ist inzwischen
auch innerhalb der BVG der Bedarf an
Neufahrzeugen für das Großprofil unstrittig.
Deshalb wird an einem Anforderungskatalog
gearbeitet, der noch 2013 dem Aufsichtsrat
vorgelegt werden soll. In den 2020er Jahren
könnten dann die Fahrzeuge der Baureihe I
(Großbuchstabe, nicht römische Ziffer, Planungsname)
geliefert werden.
Besser ist die Situation beim Kleinprofi l-Fahrzeugpark.
Die Firma Stadler Berlin gewann
die Ausschreibung knapp und wird
im Jahr 2015 zwei Vorserienfahrzeuge (Vier-Wagen-Züge)
der neuen Baureihe Ik liefern.
Anschließend finden umfangreiche Tests
statt bis schließlich ab 2017 die Serie mit 24
Fahrzeugen ausgeliefert werden könnte. Es
besteht eine Option auf weitere 10 Fahrzeuge,
die bei Bedarf noch aufgestockt werden
könnte. Dies wird allerdings erst nach der
Serienauslieferung ein Thema sein. Seit ein
paar Monaten steht bereits ein Mock-up der
neuen Baureihe in der U-Bahn-Betriebsschule
Turmstraße, der aktuell von den Fahrern
genutzt wird und bereits erste Erkenntnisse
zu potentiellen Verbesserungen aus deren
Sicht liefert. Für das in den Fahrzeugen der
Baureihe Ik vorgesehene neue Fahrgastinformationssystem
sind auch Investitionen im
Kleinprofilnetz notwendig.
Seit einigen Jahren sind wieder verstärkt
Kurzzüge im Einsatz. Dies ist in den Abendstunden
und am Sonntag zum Teil beabsichtigt,
wenn das Fahrgastaufkommen geringer
ist, um den Energieverbrauch und die Instandhaltungskosten
reduzieren zu können.
In der Woche tagsüber sind Kurzzüge regulär
nicht vorgesehen, sind aber durch Vandalismusschäden
nicht immer vermeidbar. Reserven
sind nur begrenzt vorhanden.
Baumaßnahmen
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Die U 6 durchfährt seit dem 17. November 2013 den Rohbau-Bahnhof Unter den Linden. Die Bahnsteigplatten fehlen noch, ebenso die Anlagen der neuen U 5 unterhalb dieses U6-Bahnhofes. Foto: Florian Müller, 29. Oktober 2013 |
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Beim Bau der U 5-Verlängerung vom Alexanderplatz
zum Hauptbahnhof wird derzeit die
nördliche Tunnelröhre vom Marx-Engels-Forum
aus errichtet. Die dabei zum Einsatz kommende
auf den Namen „Bärlinde“ getaufte
Schildvortriebsmaschine hat inzwischen die
Spreequerung erfolgreich gemeistert.
Die Modernisierung der Betriebswerkstatt
Grunewald schreitet voran, am 16. Oktober
2013 wurde die neue Halle 4 eröffnet. Mit
diesem Schritt wurde die Grundvoraussetzung
für die Instandhaltung der Baureihe
Hk geschaff en, die mangels Kapazitäten in
der Hauptwerkstatt Seestraße in Grunewald
stattfinden wird.
Am 1. September 2013 war Baubeginn für
die neue Betriebsleitstelle der U-Bahn auf
dem Gelände der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde,
die 2015 abgeschlossen werden
soll. In diesem Zusammenhang wird auch das
Leit-, Informations- und Sicherungssystem
(LISI) erneuert. Den Auftrag hierfür haben
die Firmen Thales und Siemens erhalten. Die
neue Betriebsleitstelle wird nicht nur modern
eingerichtet, sondern auch Groß- und Kleinprofil
in einem Raum vereinen. Bisher sind die
beiden Bereiche auf zwei Etagen verteilt. Daneben
gibt es noch weitere Baumaßnahmen
in der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde, bei
der Weichen ausgetauscht, neue Kabeltrassen
verlegt und Messgleise gebaut werden.
Für den Fahrgast relevant sind aktuell die
Wiederinbetriebnahme der durchgehenden
U 6 zwischen Friedrichstraße und Französische
Straße, die inzwischen wie geplant am
17. November 2013 erfolgen konnte.
Seit dem 12. August 2013 bis voraussichtlich
Sommer 2014 ist die U 8 zwischen Boddinstraße
und Hermannstraße eingestellt. Bei
den Sanierungsmaßnahmen im U-Bahnhof
Leinestraße wurden erhebliche Schäden an
den Decken und Tunneln festgestellt, für deren
Beseitigung mehr Baufreiheit (auch an der
Oberfläche) und mehr Zeit benötigt wird. Die
Hermannstraße lässt aktuell keine Belastung
durch Gelenkbusse zu, weshalb kein Ersatzverkehr
eingerichtet wurde. Stattdessen wurden
die Taktzeiten der Kiezbuslinie 344 verkürzt
und die Buslinie M 44 zum S- und U-Bahnhof
Neukölln verlängert, an dem die U 7 als Umfahrungsmöglichkeit
erreicht werden kann.
Entlang des Südasts der U 7 finden Maßnahmen
zur Inbetriebnahme des elektronischen
Stellwerks Britz Süd statt, deren Abschluss
Anfang Dezember zu einer Woche
SEV zwischen Grenzallee und Rudow führen
werden.
Im Jahr 2014 wird auf der U 5 die Kabeltrassenerneuerung
auf dem oberirdischen
Abschnitt fortgesetzt, dabei wird auch der
abgängige Bahndamm am U-Bahnhof Elsterwerdaer
Platz saniert. Weitere Tunnelabschnitte
werden ebenso von außen abgedichtet,
u. a. Hardenbergstraße (U 2) und
Karl-Marx-Straße (U 7). Eine Grundinstandsetzung
erfolgt bei den Bahnhöfen Kurt-
Schumacher-Platz (U 6), Afrikanische Straße
(U 6), Bismarckstraße (U 2/U 7), Blaschkoallee
(U 7), Wutzkyallee (U 7) und Kaiserin-Augusta-Straße (U 6). Neue Ausgänge sollen die
Bahnhöfe Jakob-Kaiser-Platz (U 7), Zitadelle
(U 7) und Jannowitzbrücke (U 8) erhalten,
Letzterer allerdings zum Vorplatz und nicht
zum Schiff sanleger. Es hat sich gezeigt, dass
unter dem Fundament der Stadtbahn doch
keine Vorleistung existiert, so dass der Bau zu
einem komplizierten, mit Risiken verbundenen
und mit mindestens vier Millionen Euro
teuren Unterfangen geworden wäre.
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Schildbürgerstreich. Am U-Bf Magdalenenstraße ist seit Februar 2013 der Aufzug fertig. Aber weil die Verkehrslenkung Berlin die erforderliche Ampel zunächst nicht genehmigte, ist der Aufzug noch immer nicht in Betrieb. Foto: Marc Heller |
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Das Aufzugsprogramm wird ebenfalls fortgesetzt.
Für 2013 stehen noch Schillingstraße
(U 5), Lichtenberg (U 5, zur Vorhalle Ausgang
Siegfriedstraße) und Boddinstraße (U 8) an.
Der Aufzug am U-Bahnhof Magdalenenstraße
(U 5) ist seit drei Monaten fertig, jedoch
noch nicht in Betrieb. Der Aufzug führt direkt
auf den Mittelstreifen der starkbefahrenen
Frankfurter Allee, und um diese dann zu
beiden Seiten sicher überqueren zu können,
muss noch eine Ampel errichtet werden. Die
Aufzüge Leinestraße (U 8) und Blaschkoallee
(U 7) werden erst 2014 errichtet. Ebenfalls
für 2014 vorgesehen sind Jakob-Kaiser-Platz
(U 7), Haselhorst (U 7). Zitadelle (U 7) und
Siemensdamm (U 7) sind in der Planung bzw.
Verhandlung. Der Aufzug Siemensdamm
weist allerdings das Problem auf, dass dieser
durch einen Bunker auf den Parkplatz eines
Einrichtungshauses geführt werden muss.
Während mit dem Einrichtungshaus alles geklärt
ist, ist der Eigentümer des Bunkers nicht
zu ermitteln. Ohne dessen Zustimmung kann
allerdings der Aufzug nicht gebaut werden.
Rund um das Gleisdreick soll es 2015 weiter
gehen. Dann werden auch die Brücken entlang
der U 2 ausgetauscht. Für
die Bahnhöfe der oberirdischen
U 5 wartet die BVG noch auf Gelder
für eine dringend notwendige
Sanierung. Höchstens für
den Bahnhof Neue Grottkauer
Straße könnte es im Zusammenhang
mit der im Jahr 2017
anstehenden Internationen
Gartenausstellung in den nahe
gelegenen Gärten der Welt zu
einer Verbesserung kommen.
Kennzahlen, Bewertungen
Die Berliner U-Bahn beförderte
2012 ca. 510 Millionen Fahrgäste.
Sie beschäftigt 1.810 Personen,
davon 512 Fahrer (davon 224
bei Berlin Transport). Die Pünktlichkeit
liegt bei 97,7 Prozent, die
Zuverlässigkeit bei 99,7 Prozent.
Im Jahr 2012 wurden 21,1 Millionen Nutzzugkilometer
und 121,2 Millionen Nutzwagenkilometer
zurückgelegt.
Die Bewertungen der Kennleistungen sind
weiterhin gut bei Noten zwischen 1,9 und
2,7, dabei wird die Pünktlichkeit trotz deren
Zunahme von den Fahrgästen signifikant
schlechter bewertet.
Sonstiges
- Im U-Bahn-Netz gibt es inzwischen zehn
ständig besetzte Bahnhöfe, auf denen
speziell geschulte Mitarbeiter Service am
Fahrgast leisten. Sie sind aber auch für
weitere bahnhofsbezogene Aufgaben
wie das Öffnen und Schließen der Bahnhöfe
verantwortlich. Zu diesen Bahnhöfen
gehören unter anderem Kurfürstendamm
(U 1/U 9), Stadtmitte (U 2/U 6), Gesundbrunnen
(U 8) und Neukölln (U 7).
- In den Fahrzeugen werden neue Fahrgastzählvorrichtungen
eingebaut. Wenn diese
aussagekräftige Zahlen geliefert haben,
sollen die Takte der U 6 und U 8 geprüft
werden. Auf diesen beiden Linien haben
die Fahrgastzahlen in den letzten Jahren
stark zugenommen.
- Es soll eine Fahrgastbefragung stattfinden,
bei der die Frage der Beschilderung und
des Informationsgehalts bei Baumaßnahmen
geklärt werden soll.
- Zu Zwecken der Baustelleninformation
für die U 5-Verlängerung wurde ein alter
U-Bahn-Wagen umgebaut und auf dem
Marx-Engels-Forum aufgestellt.
- In diesem Jahr wurden vor allem entlang
der U 7 in Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln
neue Bike+Ride-Anlagen errichtet.
Dafür wurden ca. 680 000 Euro investiert.
- Auf dem Sprechtag wurde eine Benennung
der U-Bahn-Ausgänge angeregt, analog zu
Tokio und München, um die Orientierung
zu erleichtern. Die Ausgänge sind zwar,
auch sichtbar, bereits jetzt schon benannt,
allerdings sind dies interne Bezeichnungen,
mit denen der durchschnittliche Fahrgast
nichts anfangen kann.
- Toiletten auf den U-Bahnhöfen sind mangels
Betreiber derzeit kein Thema. Hier
wäre auch eine Zusammenarbeit mit der
S-Bahn bzw. DB Station & Service sinnvoll.
- Seit längerem gibt es die Planung, die Gleisanlagen
rund um den Bahnhof Schloßstraße
(U 9) so umzubauen, dass nur noch die
obere Ebene angefahren und die untere
Ebene geschlossen wird. Dies könnte 2015
geschehen.
- Beim Umbau der Kehranlage Alexanderplatz
im Zusammenhang mit der Verlängerung
der U 5 wird der sogenannte Waisentunnel,
der Verbindungstunnel zwischen
U 5 und U 8 mit Abzweig zur U 2, Anschluss
an beide Gleise Richtung Hauptbahnhof
erhalten. Bisher ist er nur an das südliche
Kehrgleis angebunden, welches künftig
das Ausfahrtgleis der neuen Kehranlage
sein wird. Diese wird 100 Meter weiter
westlich und eine Ebene tiefer weiterhin
vier Gleise aufweisen. Zwei davon würden
die Streckengleise einer neuen U-Bahn
Richtung Potsdamer Platz werden, die
baulich soweit vorbereitet wird, dass die
U 5 später nicht unterbrochen werden
muss. Allerdings gab es bedingt durch die
Funde vom alten Rathaus und eine andere
Bauweise der Sohle Umplanungen mit
dem Ergebnis, dass nur die U 5 und nicht
diese neue U-Bahn-Linie einen Bahnhof
am Berliner Rathaus erhält.
- Wie bei der S-Bahn sind auch bei der U-Bahn
die Rolltreppen ein Problem. Aufgrund von
Vandalismus oder schwieriger Ersatzteilbeschaff
ung sind diese oft außer Betrieb. Das
Problem lässt sich allerdings kaum lösen.
- 1863, dem Jahr der Inbetriebnahme der
weltweit ersten U-Bahn in London, also
vor 150 Jahren, wurde in Schweden ein
Junge geboren, der als Architekt vom
Beginn des U-Bahn-Zeitalters in Berlin
im Jahr 1902 bis zu seinem Tod 1931 erheblich
zum Erscheinungsbild der Berliner
U-Bahn beigetragen hat: Alfred Grenander.
Etwa 70 Bahnhöfe tragen seine
Handschrift, zunächst im Jugendstil und
neoklassizistisch, später im Stil der Moderne.
Ihm zu Ehren wurde im Ladengeschoss
„seines“ Bahnhofs Alexanderplatz
eine Säule errichtet, die als unterirdischer
Treff punkt analog zu der fast darüber stehenden
Weltzeituhr dienen soll.
Jens Fleischmann
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