Aktuelle Situation
Es wird an drei Berliner Beispielen gezeigt,
wo es noch Nachholbedarf bezüglich der
Anschluss-Fahrscheine gibt. Zunächst ein
Blick auf die Beförderungsbedingungen des
VBB. Dort heißt es u. a.:
Beispiel 1:
Anschluss für die ganze Familie
Dieses Beispiel bezieht sich direkt auf den
letzten zitierten Satz aus den Beförderungsbedingungen.
Eine Familie mit zwei Kindern,
bei der einer der Erwachsenen im Besitz einer
Zeitkarte für den Tarifbereich Berlin AB
ist, macht am Wochenende einen Ausflug
ins Berliner Umland.
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Der Anschlussfahrausweis ist eine sinnvolle Tarifposition. Ihn gibt es aber leider nicht als Gruppen- oder Tageskarte. Foto: Florian Müller |
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Während das vorhandene Ticket für den
Bereich AB alle Mitfahrer durch die Mitnahmemöglichkeit
abdeckt, müssen für die
Fahrt in den C-Bereich Anschlusstickets erworben
werden. Da hier jeder der Mitfahrer
(beide Kinder über 6 Jahre alt) ein eigenes
Ticket benötigen, sind das dann insgesamt
vier Tickets (für jede Person ein Ticket) allein
für die Hinfahrt. Für eine Rückfahrt werden
dann weitere vier Fahrscheine benötigt. Diese
acht Tickets für insgesamt 12,80 Euro sind
insgesamt noch billiger als eine Kleingruppenkarte
BC zu 16,50 Euro, allerdings auch
äußerst unpraktisch. Allein der Einzelkauf
einer solchen Menge Tickets am Automaten
hält nicht nur lange auf, auch das Handling
während des gesamten Nutzungszeitraums
ist äußerst unpraktisch.
Lösungsvorschlag
Zur Vereinfachung könnte es z. B. ein
Anschluss-Ticket zum doppelten Preis (3,20
Euro) geben, welches automatisch alle auf
der Zeitkarte mitfahrenden Personen abdeckt.
Damit würde nur noch jeweils ein
Ticket für die Hin- und Rückfahrt benötigt
werden.
Beispiel 2: Anschluss für einen Tag
Das folgende Beispiel setzt bei dem Vorschlag
„Ein Anschluss-Ticket zum doppelten
Preis” an. Der Besitzer einer Zeitkarte
Berlin AB will für einen Tag nach Potsdam
und hat dort gleich mehrere Termine an
unterschiedlichen Orten. Er benötigt also
zusätzlich zu den Anschluss-Tickets für den
C-Bereich noch Einzelfahrscheine oder eine
Tageskarte Potsdam AB für 4,00 Euro.
Wem das zu umständlich ist, der kann
auch eine Tageskarte Berlin BC zu 7,00 Euro
kaufen und damit sogar 20 Cent sparen. Allerdings
ist ja der Tarifbereich B bereits in der
Zeitkarte enthalten. Warum sollte man also
hierfür doppelt zahlen?
Lösungsvorschlag
Auch hier wäre ein Anschlussticket wie im
Beispiel 1 zum doppelten Preis eines einzelnen
Tickets (3,20 Euro statt 1,60 Euro) eine
durchaus sinnvolle Alternative. Ein ähnliches
flexibles Angebot gibt es auch in anderen
Städten, z. B. in Zürich. Dort heißt es in den
Tarifangeboten für Anschluss-Tickets für
die Nutzung zusätzlicher Tarifbereiche außerhalb
der eigenen Zeitkarten-Bereiche:
„Anschlussbillette für 24 Stunden kosten das
Doppelte“. Dort gibt es also genau so eine
Lösung für einen ganzen Tag.
Anschlussfahrausweis
[…] Sie erwerben einfach zum vorhandenen
Hauptfahrausweis einen Anschlussfahrausweis
für den fehlenden
Teilbereich (A oder C). Mit diesem erreichen
Sie dann Ihr Ziel im jeweils nicht
enthaltenen Teilbereich A oder C bzw.
können im Teilbereich A oder C starten.
Anschlussfahrausweise berechtigen
zu einer Fahrt in eine Richtung mit beliebigem
Umsteigen und unter Berücksichtigung
des jeweils nächstfahrenden
Anschlusses. Rund- und Rückfahrten
sind ausgeschlossen. […]
Der Anschlussfahrausweis gilt 120
Minuten ab Entwertung, jedoch nur in
Verbindung mit einem Hauptfahrausweis
und keinesfalls länger als dieser.
Wollen Sie mit der VBB-Umweltkarte
in Begleitung mehrerer Personen in
den nicht einbezogenen Teilbereichen
fahren, so müssen Sie für jede Person
einen Anschlussfahrausweis erwerben
und diesen ggf. entwerten.
Zitat aus: www.vbb.de , Kapitel Fahrausweissortiment,
22.1.2014
Beispiel 3: Anschluss auch mal länger
Im letzten Beispiel hat sich ein Fahrgast für
den Kauf einer Jahreskarte für den Bereich
Berlin AB entschieden, da er sich im Wesentlichen
nur innerhalb der Stadt aufhält. Allerdings
ist er im Juni und Juli viel im Umland
mit seinem Fahrrad unterwegs. Im Prinzip
gibt es hier nur die Möglichkeit, jedesmal
mit zwei Anschluss-Tickets für Hin- und
Rückfahrt die Fahrt in den C-Bereich zu unternehmen.
Lösungsvorschlag
Um diese Umständlichkeit zu umgehen,
würde er lieber für diese zwei Monate auf
ein Abo für die Tarifzonen Berlin ABC umsteigen,
also ein vorübergehendes Upgrade
der vorhandenen Zeitkarte vornehmen. Ein
solches Angebot hätte sicherlich eine große
Nachfrage, vor allem in den Sommermonaten.
Übrigens: Bei Telefon- oder Handy-Tarifen
sind solche spontanen Tarifwechsel mittlerweile
problemlos möglich. Warum sollte ein
solches Vorgehen nicht auf die Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel übertragbar sein?
Fazit
Alle genannte Beispiele sind auf ähnliche
Weise natürlich auch auf Nutzer von Zeitkarten
der Tarifbereiche Berlin BC übertragbar,
die in den genannten Situationen im
Berliner Bereich A unterwegs sein wollen.
Und in gewissem Umfang könnte man ein
entsprechendes Angebot natürlich auch
auf alle weiteren Tarifzonen im VBB anwenden.
Gerade für Stammkunden würde ein
solches Zusatzangebot die Flexibilität von
Zeitkarten deutlich erhöhen und damit die
Nutzung von Bahnen und Bussen noch attraktiver
machen. Berliner Fahrgastverband IGEB
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