Von der BVG als "herausragende Veränderung" gepriesen, wurden drei neue
ExpressBus-Linien eingeführt. Der Flughafen-ExpressBus X9 wird vom
Hotelviertel Budapester Straße über Bf Zoologischer Garten, U-Bf Jungfernheide
und U-Bf Jakob-Kaiser-Platz geführt und erreicht durch die direkte Wegführung
und die wenigen Halte eine deutliche Fahrzeitverkürzung für die Verbindung
City-West - Flughafen Tegel. Wenn nun auf dem X9 (und dies gilt ebenso für
den zum Zoo verkürzten 109er) auch noch Busse mit Gepäckablagen eingesetzt
würden, könnte das neue Angebot als gelungen angesehen werden.
Zeitweilig Express-Beförderung
Schon lange forderte die IGEB, wie viele andere auch, eine durchgehende
Tangentialverbindung im Süden Berlins, denn bisher waren zeitaufwendige
Umsteigevorgänge oder Umwege über die Innenstadt erforderlich, wenn man
auf diesen Relationen unterwegs war. Der ExpressBus X11 behebt diesen Mangel
nun auf der Wegführung zwischen U-Bf Dahlem-Dorf und Bf Berlin-Schöneweide.
Die schon in den ersten Wochen rege Frequentierung dieser völlig neuen
Verbindung belegt die Bedeutung des neuen Angebotes. Aber abends sind
Fahrgäste auf dieser Relation offensichtlich nicht erwünscht. Anders sind
weder die Beschränkung der ExpressBus-Betriebszeiten auf die Tagesstunden
noch die Umsteigezeiten von 14 bzw. 18 Minuten zwischen den "Ersatzlinien"
165,172 und 111 zu erklären. Und noch einen Mangel gilt es zu beheben:
Nach wie vor fehlt eine Haltestelle am S-Bf Lichterfelde West. Zwar gibt es
eine Haltestelle mit diesem Namen, sie liegt jedoch hinter dem
Gardeschützenweg und somit 400 m vom S-Bahnhof entfernt.
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Regen Fahrgastzuspruch hat die neue ExpressBus-Linie X11, denn sie stellt die langersehnte Tangentialverbindung im Berliner Süden dar. Ärgerlich, daß sie nur zu ausgewählten Zeiten verkehrt. Foto: I. Schmidt |
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West-Staaken ist jetzt besser in das Berliner Busnetz integriert: Leider fährt die neue Buslinie 332, hier am Bf Staaken fotografiert, nicht in das Zentrum von Spandau. Foto: I. Schmidt |
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Die dritte ExpressBus-Linie (X76) stellt eine Schnellverbindung aus dem
Wohngebiet Lichtenrade, Nahariyastraße über U-Bf Alt-Mariendorf zum Steglitzer
Zentrum am Walther-Schreiber-Platz her und ersetzt auf dem südlichen
Linienteil die bisher verkehrende Buslinie 178. Da im Wohngebiet
Nahariyastraße alle Haltestellen vom X76 bedient werden und nur die Halte auf
dem weiterhin durch die Buslinie 176 bedienten Straßenzug Lichtenrader -
Mariendorfer Damm entfallen, ist die Einstellung des 178ers akzeptabel.
Deutliche Nachteile entstanden aber in der Bedienungsqualität entlang des
Straßenzuges Lichtenrader - Mariendorfer Damm, insbesondere in den
Abendstunden und sonntags, da hier der 178er das Busangebot zu einem fast
durchgängigen 10-Minuten-Takt an allen Haltestellen ergänzte. Und auch
beim X76 schlägt wieder die Sparpolitik durch: Diese ExpressBus-Linie fährt
außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten nur zwischen Nahariyastraße und
Alt-Mariendorf.
Der Tausch von Ästen der Linien 111, 177 und 277 im Bereich Marienfelde,
Daimlerstraße und dem Wohngebiet Marienfelde-Süd brachte handfeste
Verbesserungen: Der 111er kommt endlich an den S-Bf Buckower Chaussee heran,
der Bereich Daimlerstraße ist ebenfalls endlich an die S2 angebunden, und
mit dem 177er wurde eine durchgehende Verbindung zwischen Marienfelde-Süd
bis nach Neukölln und Treptow geschaffen.
Besser durch Steglitz
Größere Veränderungen gab es auch im Bereich Steglitz: Erheblich aufgewertet
wurde die Buslinie 183, die den Linienast des bisherigen 180ers nach Dahlem
übernommen hat. Damit wurde endlich eine durchgehende Verbindung zwischen
dem Stammsitz der Freien Universität und ihrer Außenstelle in Lankwitz
eingerichtet. Man fragt sich, warum dafür mehr als ein Jahrzehnt ins Land
gehen mußte.
Mit der Linienumstellung war auch eine Veränderung des Bustyps verbunden:
Die denOudsten-Busse, die wegen unsinniger Innenraumaufteilung für den
Einsatz auf innerstädtischen Linien völlig ungeeignet sind, verkehren
jetzt wenigstens nicht mehr auf der FU-Linie. Ihre Verlagerung auf die
z.Z. noch etwas weniger frequentierte neue Buslinie 280 darf jedoch auch
kein Dauerzustand sein, denn diese Busse sind bestenfalls für den
Vorortverkehr geeignet.
Neu eingerichtet wurde die Buslinie 280 von Rathaus Steglitz über
Birkbuschstraße - Leonorenstraße - Lankwitz, Kirche - Kaiser-Wilhelm-straße -
Oberhofer und Saaleckplatz nach Lichterfelde-Süd, Reamurstraße. Damit ist nun
nicht nur der Bereich Kaiser-Wilhelm-Straße beser Richtung Steglitz und U9
angebunden, auch Bereich Birkbuschstraße (einschließlich Klinikum) hat wieder
Anschluß an den Busknoten Lankwitz, Kirche. Damit wurde die Ende letzten
jahres durch die unüberlegte Rückverlegung des 181ers entstandene Lücke wieder
geschlossen und gleichzeitig eine vorauschauende Maßnahme zur
Wiederinbetriebnahme der S-Bahn auf der Anhalter Bahn (künftig S25)
schon jetzt eingeführt.
Nachteilig aber bleibt die Fahrplangestaltung im Zusammenhang mit den
ebenfalls durch die Birkbuschstraße verkehrenden Buslinien 186 und 188:
Selbst in den Abendstunden fahren die drei Linien (wie auch schon
seinerzeit mit dem 181 er) pulkweise durch die Birkbuschstraße, und
somit entsteht den Fahrgästen kein zusätzliches Angebot in der Wagenfolge.
Der Preis für die Liniennetzverbesserungen ist aber auch in Steglitz
eine Verkürzung voh Betriebszeiten: Der 180er fährt nur noch zu
ausgewählten (Tages-)Zeiten.
BVG-Tarife in West-Staaken ersetzen nicht den Verkehrsverbund
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Eine wichtige Verbesserung stellt die Linie 280 in Steglitz dar. Die Umstellungen in Steglitz führten aber leider nicht zur Verbannung der für größere Fahrgastzahlen völlig ungeeigneten denOudsten-Busse. Foto: I. Schmidt |
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Reger Andrang herrscht auch auf der neu eingeführten Buslinie 350. Wegen der Sparpolitik des Senats verkehrt diese Linie jedoch nur im Berufsverkehr. Foto: I. Schmidt |
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Positiv sind auch die Verbesserungen in West-Staaken. Obwohl zu Berlin
gehörig, wurde der Linienverkehr in diesem Bereich bisher von der BVG nur
halbherzig und zum großen Teil von "Havelbus" zu gesonderten Tarifen
betrieben. Durch die Verlängerung des 149ers, die verbesserte Wegführung und
Taktverdichtung auf der Buslinie 237 sowie die Einrichtung einer neuen
Buslinie 332, die in West-Staaken die Aufgaben der bisherigen Havelbus-Linie
655 übernommen hat, ist eine deutliche Verbesserung geschaffen
worden. Dies ergibt sich auch durch die daraus resultierende Einführung
des BVG-Tarifs. Die Anbindung des DB-Regionalbahnhofs Staaken und die
zumindest zeitweilige Führung bis Falkensee zur Fa. Herlitz sind positiv
zu bewerten. Die ungewöhnliche Taktfolge ist das Ergebnis des "schiefen"
Taktes auf der R5. Nachteilig ist das Linienende der Buslinie 332 am
Magistratsweg mit Umsteigezwang zum 132er bei Fahrten Richtung Spandau.
Besser macht es "Havelbus" mit der Linie 657, die bis zum Rathaus
Spandau verlängert wurde. Wegen des abweichenden Tarifs ist jedoch eine
Beförderung von Fahrgästen innerhalb Berlins nicht gestattet, obwohl
Zeitkarten der BVG auf den Havelbus-Linien anerkannt werden. Dies führt
zu der grotesken Situation* daß der Bus für aussteigende Fahrgäste in
Berlin an mehreren Haltestellen hält und dann halbleer genau dahinfährt,
wohin die an den Haltestellen Wartenden auch wollen, aber nicht dürfen.
Und noch unübersichtlicher ist die Situation auf der jetzt von "Havelbus"
übernommenen Linie 638 (vorher 138) von Rathaus Spandau nach Potsdam:
Unterschiedliche Auskünfte über die Tarife von bemühten Kundendienstberatern
bei BVG und "Havelbus" führen zwangsläufig zu Unmut bei den Fahrgästen - und
den Fahrern.
Kreis Barnim steigt aus
Handfeste Nachteile haben die Fahrgäste aus dem Kreis Bamim seit dem
Fahrplanwechsel. Da sich der Kreis nicht mehr an der Finanzierung der in
sein Territorium fahrenden BVG-Buslinien 197
und 251 beteiligt, zog die BVG diese Linien bis zur Stadtgrenze zurück.
Die Barnimer Bus-Gesellschaft bedient diese Strecken jetzt mit Einzelfahrten
(die im ViBB-Kursbuch gar nicht erst registriert sind) und zum gesonderten
Tarif, der für die Fahrgäste mit Fahrtziel in Berlin in jedem Fall das
Lösen von zwei Fahrscheinen bedingt.
All diese Beispiele zeigen nicht nur die Gleichgültigkeit, mit der
(nicht nur Berliner) Politiker den öffentlichen Nahverkehr behandeln,
sondern auch, daß die Verkehrsgemeinschaft Berlin- Brandenburg noch weit
von einem für die Fahrgäste unverzichtbaren "richtigen" Verkehrsverbund
entfernt ist.
Für die Berliner gab es ferner noch einige kleine Liniennetzänderungen,
wobei die Einführung der Buslinie 350 analog zum 150er mit Heranführung an
den S-Bf Blankenburg und weiter als Verstärkung des 158ers als besondere
Verbesserung erwähnt werden muß, auch wenn sie nur für die wenigen Stunden
des Berufsverkehr besteht. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Umsetzung
der IGEB-Forderung zur Verlängerung der Nachtbuslinie N5 bis in die
Großsiedlung Hellersdorf.
Verschlechterte Fahrplanangebote
Während die vorgenannten Liniennetzänderungen zumindest im Bereich der
BVG im Grundtenor als sichtbares Bemühen der BVG bewertet werden können,
trotz dramatischer Sparzwänge das Machbare an Verbesserungen zu bringen,
war auch dieser Fahrplanwechsel wiederum geprägt von massiven
Angebotsverschlechterungen durch Taktausdünnungen auf allein 16 Buslinien
und verkürzten Betriebszeiten bei vielen Buslinien und im gesamten Tram-
und U-Bahn-Netz (siehe dazu auch den Artikel auf Seite 8). Von Anfang an
beschränkt ist gerade auch das Angebot auf den ExpressBus-Linien: Obwohl
diese Linien u.a. wegen ihrer hohen Produktivität überhaupt nur eingeführt
werden konnten, verkehren gerade sie zu für den Fahrgast kaum noch
nachvollziehbaren Zeiten oder auf Teilstrecken.
Besonders unverständlich und unakzeptabel ist die Wiedergeburt des
15-Minuten-Taktes auf zahlreichen BVG-Buslinien. Beispielhaft sei hier die
Linie 221 angeführt, deren 15-Minuten-Takt in kein Anschlußschema mehr paßt.
Lind auf der Linie 145 führt die Takterweiterung auf dem Innenstadtabschnitt
von 5 auf 7 1/2 Minuten wegen der staubedingten Unregelmäßigkeiten zeitweise
zu untragbaren Überfüllungen.
Völlig chaotisch ist der sonntägliche U-Bahn-Fahrplan geworden: Obwohl vor
einem halben Jahr ein neues Anschlußsystem eingeführt wurde, ist es
nun zumindest sonntags einfach dadurch außer Kraft gesetzt worden, das
manche Linien im 7 1/2-Minuten-Takt, andere im 10-Minuten Takt verkehren.
Verantwortliche Politiker?
Die Verantwortung für das immer lückenhaftere BVG-Angebot liegt
jedoch bei den Politikern, die zwar immer wieder Schönwetterreden zum ÖPNV
halten, mit ihrer realen Politik jedoch tagtäglich sich selbst Lügen strafen.
Diesen (unverantwortlichen Politikern sollte auf den in den nächsten Monaten
wahrscheinlich zahlreichen Wahlveranstaltungen die Frage von uns Fahrgästen
nach der Diskrepanz zwischen ihrem Reden
und ihrem Handeln nicht erspart bleiben ... IGEB
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