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Busfahrpläne: Jedes Jahr derselbe Ärger
Bereits drei Wochen (!) vor dem Fahrplanwechsel begann der Austausch
der Fahrpläne an den Bushaltestellen, der aber innerhalb einer Woche
abgeschlossen war. Wie schon wiederholt vom Berliner Fahrgastverband
IGEB kritisiert wurde, hingen somit zwei volle Wochen im kompletten
Netz Fahrpläne aus, die mit dem noch gültigen Fahrplan nicht
übereinstimmten. Die Fahrgäste hatten den Schaden und die Fahrer den
Ärger der Fahrgäste.
Nachdem die Fahrplanaushänge zu früh gewechselt wurden, gab es die
Kursbücher wieder zu spät. Während die DB es fast immer schafft, zu
einem frühzeitig festgelegten und deutlich vor dem Fahrplanwechsel
liegenden Termin ihre Kursbücher auf den Markt zu bringen, werden die
BVG-Kursbücher fast immer zu spät fertig und dann oft nur schleppend
verteilt. (Dabei erwies sich das von den verärgerten Fahrgästen genervte
BVG-Personal als improvisationsfähig und fertigte vielfach Aushänge mit
der Aufschrift "Hier keine Kursbücher und keine Atlanten", allerdings noch
nicht in der zum neuen BVG-Design gehörenden Frutiger-Schrift.) Wer vor dem
Fahrplanwechsel nach einem Kursbuch fagte, wurde oft zum BVG-Kiosk am
Hardenbergplatz geschickt. Doch auch hier gab es die Kursbücher erst nach
dem Fahrplanwechsel - und als es sie gab, waren die Liniennetze ausverkauft.
Von BVG-Mitarbeitem wurde die unglaubliche Mangelwirtschaft ernsthaft mit
dem Ausfall eines Lieferfahrzeuges der BVG entschuldigt. Bei einem so
großen Verkehrsbetrieb sollten Fahrzeuge nun wirklich kein Problem
sein! (Notfalls gibt es ja immer noch die Dienstfahrzeuge der Chefs,
sogar mit Fahrer...)
Wir wiederholen: Liebe BVG, die Kursbücher sollten rechtzeitig, also
spätestens 10 Tage vor dem Inkrafttreten des neuen Fahrplanes, an allen
personalbesetzten Verkaufsstellen für alle Fahrgäste erhältlich sein.
Die Fahrpläne an den Haltestellen sollten erst kurz vor dem Fahrplanwechsel
an den Haltestellen ausgewechselt werden, eventuell ergänzt um einen
kleinen Aufkleber, der auf den neuen Fahrplan hinweist. Liebe BVG, unter
Berücksichtigung Deiner derzeitigen Logistik bedeutet das: Beginn des
Fahrplan-Austausches an den Haltestellen ca. eine Woche vor dem Fahrplan
wechsel. Und dies sollte auch für alle Ferien-, Umleitungs- und
Spontan-Fahrplanwechsel gelten!
Der eigentliche BVG-Hammer aber war ganz anderer Natur: Die treuesten
Kunden, die mit ihrem Jahresabonnement auch einen Gutschein für ein Kursbuch
erhalten hatten, wurden ganz übel hinters Licht geführt. Für ihren
Gutschein mit der Aufschrift "Kursbuch" sollten sie jetzt plötzlich nur
den halb so teuren Nahverkehrsatlas bekommen. Lediglich am Kleistpark gab
es für den Gutschein auch das, was draufstand: das Kursbuch. Erst nach
massiven öffentlichen Protesten korrigierte die BVG diese Unverschämtheit.
Verärgert wurden allerdings auch die Kursbuchinteressenten, die keinen
Gutschein hatten, sondern eines kaufen wollten, denn mit dem Preis von
10 DM (bisher 7 DM) nimmt die Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg
eine einsame Spitzenstellung in Deutschland ein. Ein solcher Verkaufspreis
ist nicht mehr zu akzeptieren, und bei so vielen designbedingt halbleeren
Seiten sollte ernsthaft geprüft werden, ob durch die Wiederaufnahme von
Inseraten den Kunden nicht ein Kursbuch zu einem akzeptablen Preis angeboten
werden kann, ohne daß es deshalb dicker werden muß (Der Berliner
Fahrgastverband IGEB sagt für diesen Fall schon mal ein Inserat zu.).
Erfreuliche Überraschung:
Der Nahverkehrsatlas
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“Liebe Fahrgäste, mit dieser ersten Ausgabe hat ’ViBB aktuell' das bewährte 'BVG aktuell' abgelöst. Informationen der Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg, das verbirgt sich hinter dem neuen Titel. ...Die bewährte Mischung bleibt: Information und ein Schuß Unterhaltung mit Tips für Ausflüge, Kultur und manches mehr.“, heißt es auf Seite 3 in der ersten Ausgabe der neuen Kundenzeitschrift. Einspruch! “Bewährt“ haben sich weder “BVG aktuell“ noch der “Schuß Unterhaltung“. Denn diese Fahrgastzeitschrift war nur selten aktuell, und die Unterhaltung überwog stets die Information. Auch bei “ViBB aktuell“ kann man in diesem ersten Heft, Ausgabe Mai 1994, bestenfalls 14 von 32 Seiten als Fahrgastinformation anerkennen, und im Juni-Heft sind es sogar nur noch 10 der 32 Seiten. |
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Doch nun etwas Erfreuliches: Ein echter Knüller (auch preislich) ist
der VBB mit der Herausgabe des Nahverkehrsatlasses gelungen. Er löst
die Broschüre "Berlin im Takt" ab, die letztes Jahr schon für Furore
gesorgt hat. Der VBB-Nahverkehrsatlas (auch im Zeitschriftenhandel
erhältlich!) bietet für 5 DM ein Angebot, das sogar für die etablierten
Stadtpläne zu einer ernsthaften Konkurrenz werden kann. Im Maßstab 1:15.000
(das übertrifft jeden im Handel erhältlichen Stadtplan) sind alle Straßen
in der Region Berlin dargestellt, und - worauf es uns ankommt - die
Informationen über den Nahverkehr sind hervorragend: Alle Haltestellen
sind dargestellt und mit Namen bezeichnet, die Nachvollziehbarkeit einzelner
(Bus-)Linienführungen ist gut, und die wichtigsten Linien- und
Fahrplaninformationen sind enthalten.
Aber nichts ist so gut, daß es nicht noch besser werden könnte. Da immer
mehr Buslinien nur noch zu bestimmten Zeiten verkehren, ist eine
sondere Kennzeichnung dieser Linien inzwischen unverzichtbar. Dies könnte
z.B. durch eine gestrichelte Liniensignatur oder durch eine in Klammern
gesetzte Liniennummer erfolgen. Verbessert werden muß beim Nahverkehrsatlas
auch die Darstellung der Tram. Anders als beim Bus sind die Tramlinien
(obwohl es so viele gar nicht mehr sind) nicht einzeln eingezeichnet. Das
führt dazu, daß man als Fahrgast selbst in Köpenick das Gefühl bekommt,
es wäre sinnvoller, sich an eine Bus-Haltestelle statt an eine
Tram-Haltestelle zu stellen, weil durch die suggerierte
Liniendichte das Busnetz einfach bedeutsamer erscheint. Völligverloren
gegangen ist die im letzten Jahr eingeführte Netzspinne für die Tram.
Sie könnte maßgeblich zur Veranschaulichung des Tramnetzes beitragen
und sollte nicht nur Lesern der Fahrplanbeilage der Berliner Zeitung
Vorbehalten bleiben. Sie gehört auch in den Nahverkehrsatlas und in
"ViBB aktuell"!
Neue Kundenzeitschrift, alte Defizite
"ViBB aktuell", so heißt die neue Kundenzeitschrift der
Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg, die in Aufmachung und
Informationswert an "BVG aktuell" anknüpft und diese ersetzt. So
begrüßenswert die Herausgabe einer gemeinsamen Kundeninformation für die
Fahrgäste von BVG, Havelbus, ViP, DB und den Vorort-Straßenbahnbetrieben
ist, so erbärmlich ist der fahrgastrelevante Inhalt: Noch nicht einmal
über längst feststehende wochenlange Pendel- oder Schienenersatzverkehre
wird informiert. Diese veröffentlicht die DB offensichtlich nur noch
über die Berliner Morgenpost und den Privatsender Hundert,6 - ein untragbarer
Zustand!
Noch etwas Neues gab es bei der BVG: Die Zielbeschilderung bei den
Buslinien wurde nach einheitlichen, vor vielen Jahren von der IGEB
entwickelten Kriterien überarbeitet. Für die Fahrgäste sind der
Informationsgehalt und die Genauigkeit dadurch in der Regel besser geworden.
So werden nun für alle Ziele, außer bei Bahnhöfen, immer der Ortsteil und die
Straße oder der Platz genannt. Außerdem wird nun fast immer die tatsächlich
letzte Haltestelle genannt, ausgenommen bei einer besonders wichtigen
Haltestelle vor der Endstelle wie z.B. "S- und U-Bhf Zoologischer Garten"
statt "Charlottenburg, Hertzallee". Bei der Verbesserung hat die BVG nach
Jahrzehnten auch ganze Bezirke "wiederentdeckt", wie z.B. Kreuzberg und
Wilmersdorf, die bisher auf den Zielschildem nicht vorkamen.
Noch eine IGEB-Anregung für den nächsten Fahrplanwechsel: Eine
Überprüfung der "normalen" Haltestellennamen. Denn auch hier gibt es echte
Kuriositäten. Und dies wäre zugleich ein guter Anlaß, vier Jahre nach der
Vereinigung von BVG und BVB auch im Ostteil der Stadt alle Haltestellen
mit ihrer Bezeichnung zu versehen.
IGEB
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