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Der Berliner Fahrgastverband IGEB bewertet die Angebotseinschränkungen
bei der S-Bahn sogar noch negativer als diejenigen bei der BVG, weil die
BVG für den Weg ab der City wenigstens für einen großen Teil ihrer Fahrgäste
akzeptable Nachtbusangebote bereithält. Wer aber die letzte S-Bahn nach
Oranienburg oder Strausberg verpaßt hat, kann weder laufen noch einen Bus
benutzen, sondern muß 50 bis 70 DM für ein Taxi
ausgeben. Und durch solche Erfahrung verärgerte Fahrgäste werden
beim nächsten Mal, wenn irgend möglich, mit dem Auto fahren.
Ein paar Beispiele:
- Um mit der letzten S-Bahn nach Strausberg zu gelangen, mußte man bisher am
Bahnhof Zoo um 0.24 Uhr und am Bahnhof Friedrichstraße um 0.35 Uhr einsteigen.
Seit dem Fahrplanwechsel am 29. Mai ist die letzte Fahrmöglichkeit bereits
um 23.38 Uhr ab Zoo und 23.48 Uhr ab Friedrichstraße -jetzt mit Umsteigen
auf dem S-Bahnhof Warschauer Straße. Die S-Bahn-Fahrgäste müssen ihren
Nachtbummel, ob in der West- oder Ost-City, nun also deutlich vor Mitternacht
abbrechen.
- Ähnlich einschneidend sind die Verschlechterungen auf der Strecke nach
Königs Wusterhausen. Bisher reichte es, wenn man z.B. am Savignyplatz um
0.35 Uhr und am Hackeschen Markt um 0.50 Uhr in die S-Bahn stieg, um nach
KW zu gelangen, jetzt ist die letzte Möglichkeit um 23.55 Uhr am
Savignyplatz und um 0.11 Uhr am Hackeschen Markt.
- Schlechter wurde auch das Angebot nach Potsdam. Der letzte Zug ist
gestrichen worden, und die Züge davor verkehren nur noch ab Zoo.
Wer von Berlin-Lichtenberg oder Berlin Hauptbahnhof ohne Umsteigen in
die Landeshauptstadt gelangen will, muß den letzten durchgehenden Zug
um 23.01 Uhr ab Lichtenberg (Hauptbahnhof ab 23.12 Uhr) erreichen. Für
Reisende des EuroCity aus Prag und Dresden ist dies beispielsweise
unmöglich, denn sie kommen erst um 23.26 Uhr in Berlin an.
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Noch schlechter ergeht es den Reisenden, die mit dem "Flaggschiff"
der Bahn, dem ICE um 0.10 Uhr am Bf Zoo eintreffen. Der Zug ist meist
noch sehr gut besetzt, aber für diese Reisenden sind mehrere S-Bahnhöfe
in Berlin und fast alle S-Bahnhöfe außerhalb Berlins nur noch per Taxi
und nicht mehr mit der S-Bahn zu erreichen!
Vergleicht man das abendliche S-Bahn-Angebot Berlins mit München, so wird
deutlich, wie unerträglich provinziell die Bahn in Berlin geworden ist.
Käme der ICE um 0.10 Uhr nicht in Berlin Zoologischer Garten, sondern in
München Hauptbahnhof an, dann könnten die Reisenden um diese Zeit noch
alle (!) S-Bahnhöfe in München und seinem Umland (im Gegensatz zu Berlin
ohne Umsteigen!) erreichen.
Die gravierenden Verschlechterungen bei der Berliner S-Bahn können auch nicht
aufgewogen werden durch den verbesserten S-Bahn-Nachtverkehr in den Nächten
Freitag/Sonnabend und Sonnabend/Sonntag. Die Konzentration des Angebotes auf
die Wochenendnächte ist für eine Stadt mit Metropolenanspruch erbärmlich und
wird vom Berliner Fahrgastverband IGEB entschieden abgelehnt. Bereits zum
"kleinen Fahrplanwechsel" am 26. September erwartet der Fahrgastverband von
der Deutschen Bahn AG eine Korrektur der jüngsten Fehlentscheidungen - im
Interesse der Fahrgäste und der Stadt Berlin. IGEB
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