Vorgesehen und auch durchgeführt wurde eine Fahrt mit einem historischen
S-Bahn-Zug u.a. nach Potsdam Stadt. Wer die Strecke mit ihren
Ausweichmöglichkeiten kennt, weiß, daß dies während des 10-Minuten-Taktes
nur unter Ausfall eines Regelzuges möglich ist. Der historische Zug fuhr im
Plan des Zuges der S3 11.40 Uhr ab
Wannsee, Ankunft Potsdam Stadt um 11.52, ab um 12.07, Ankunft in Wannsee
12.19 Uhr. Der Zug der S3 endete bzw. begann deshalb in Wannsee statt
Potsdam. Der angekündigte Fahrpreis für den historischen Zug betrug 10 DM,
erst nachträglich wurde bekannt, daß erzwischen Potsdam und Wannsee mit
normalen Fahrkarten benutzt werden konnte.
Der Ärger für die Fahrgäste begann, als der historische Zug in Wannsee
einfuhr. Das Bahnsteigpersonal war hier wie auch auf allen übrigen
Bahnhöfen über die Gültigkeit der normalen Fahrkarten nicht informiert
worden und kündigte den Zug als Sonderzug mit Sondertarif an. Schließlich
wurde die Mitfahrt gestattet, jedoch nicht für Fahrräder.
Nach Abfahrt des historischen Zuges fuhr der planmäßige Zug der S3 in
Wannsee ein, etwa 300 Fahrgäste mußten aussteigen und auf den nächsten
Zug nach Potsdam Stadt warten, der dann natürlich entsprechend voll
wurde. Auf der Rückfahrt funktionierte dies übrigens besser, der S3-Zug
wartete in Wannsee auf den historischen Zug.
Besonders ärgerlich war, daß durch den Ausfall des Regelzuges mehrere
Anschlüsse in Potsdam Stadt nicht mehr erreichbar waren. Die S3 wäre
planmäßig um 11.52 Uhr in Potsdam Stadt angekommen und hätte folgende
Anschlüsse geboten:
12.00 Uhr: Abfahrt eines Sonderzuges zum Blütenfest nach Werder.
Dieser Anschluß wäre auch für Fahrgäste mit Fahrrad interessant gewesen.
12.04 Uhr: Abfahrt Bus 611 nach Tremsdorf (verkehrt dreimal täglich)
12.06 Uhr: Abfahrt Bus 631 nach Werder (verkehrt halbstündlich) mit
Anschluß an Bus 632 nach Schmergow (verkehrt sonnanbends fünfmal) und Bus
633 nach Glindow (verkehrt sonnabends elfmal).
Der nächste S-Bahn-Zug erreichte Potsdam Stadt zwar um 12.02, angesichts
des langen Umsteigeweges waren die Busse aber nicht mehr erreichbar.
Derartig verpatzte Anschlußgefüge ließen sich in Potsdam wahrscheinlich
zu fast jeder S-Bahn-Ankunft finden, so daß sich diejenigen, die diese Fahrt
des historischen Zuges nach Potsdam genehmigt haben, fragen müssen, ob sie
damit ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der Dienstleistung für die
Nahverkehrskunden, gerecht geworden sind. Aus unserer Sicht sollte eine Fahrt
nach Potsdam während des Zehn-Minuten-Taktes bis auf weiteres ausschließlich
planmäßigen S-Bahn-Zügen Vorbehalten bleiben. IGEB
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