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Wenn die Pläne der BVG zur "Tarifanpassung" ab 1.1.95 von den
anderen Partnern der Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (VBB)
gebilligt werden, bleibt den Fahrgästen das schlimmste erspart,
denn den von einigen unbelehrbaren Politikern wie Verkehrssenator
Haase (CDU) oder SPD-Fraktionschef Staffelt immer wieder geforderten
Zonentarif wird es dann (noch) nicht geben. Dafür ist mit einer kräftigen
Preiserhöhung zu rechnen: Im Durchschnitt soll sie über 7% liegen, also weit
über der allgemeinen Preissteigerungsrate. Den Fahrgästen bleibt allerdings
keine andere Wahl, denn die Alternative zu dieser Preiserhöhung wären
(noch mehr) Betriebseinschränkungen und Linienstillegungen, weil die
Berliner Regierungskoalition aus CDU und SPD auch bei den diesjährigen
Etatberatungen keinen Zweifel daran gelassen hat, daß sie den Öffentlichen
Nahverkehr als Sparschwein für den Landeshaushalt ansieht, nicht etwa
als eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge und des Umweltschutzes.
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Ein Preis von 5,50 DM für den Einzelfahrschein ist bei der "Tarifanpassung" für 1995 noch nicht vorgesehen. Aber die derzeitigen (3,10 bzw. 3,50) und der geplante Tarif (3,70) sind hoch genug, so daß der Ausschluß von 5-DM-Münzen ein großes Ärgernis für Barzahler ist. Foto: Marc Heller |
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Eingebunden in diesen unerfreulichen Rahmen soll es jedoch nach den
Vorstellungen der BVG eine Reihe struktureller Verbesserungen geben, für die
sich der Berliner Fahrgastverband IGEB e.V. seit Jahren energisch eingesetzt
hatte. Das Angebot für Familien soll durch eine Mitnahmeregelung an
Wochenenden auf der Umweltkarte verbessert werden. Die Gültigkeit der
Tageskarte will die BVG auf 30 h erweitern. Sie würde damit praktisch
eine Zwei-Tages-Karte, ebenfalls mit großzügiger Mitnahmeregelung an
Wochenenden. Die Wochenkarte gibt es 1995 - bei Zustimmung der
VBB-Partner - endlich mit flexiblem Geltungszeitraum, was noch einige
Tage vor dem Bekanntwerden der BVG-Pläne vom Absatzvorstand Konrad
Lorenzen mit dem abenteuerlichen Hinweis auf "Umstellungskosten in
Millionenhöhe" abgelehnt worden war.
Ebenfalls akzeptabel ist der Verzicht auf nach Ost und West differenzierte
Preise bei Einzelfahrscheinen. Der Berliner Fahrgastverband IGEB hatte diesen
Vorschlag als ersten Schritt einer Tarifangleichung selbst in die Diskussion
gebracht. Angesichts einer 80%-Mehrheit von Kunden mit Zeitkarten ist diese
Angleichung vertretbar und zur Lichtung des Tarifdschungels unerläßlich.
Viel Wind machten dieselben Politiker, die der BVG ohne Nachdenken jährlich
Hunderte von Millionen aus dem Etat streichen, angesichts der geplanten
Streichung der verbilligten Seniorenkarte.
Die IGEB hält eine "9-Uhr-Sparkarte", die für jedermann erhältlich ist
und gegenüber der normalen Umweltkarte deutlich billiger ist, für
einen geeigneten Ersatz.
Unverändert bleibt der Kurzstreckentarif. Spätestens bei Inkrafttreten
des Verbundes sollte aber auch dieser in einen Zeitfahrschein,
z.B. 30 Minuten, umgewandelt werden. IGEB
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