Nahverkehr

Längere Umsteigewege am S-Bf Charlottenburg

Antwort des Bezirksamtes Charlottenburg vom 22. Juli 1994 auf die Kleine Anfrage Nr. 437 des Bezirksverordneten Joachim Schmitt (Bündnis 90/Die Grünen) über die Bushaltestelle Kantstraße/Kaiser-Friedrich-Straße:

1. Trifft es zu, daß die Bushaltestelle des 149ers in Richtung Zoo dauerhaft hinter die Kreuzung Kaiser-Friedrich-Straße (vor Aldi) verlegt wurde?

Ja.

2a. Mit welcher Begründung wurde die Haltestelle dorthin verlegt?

Karte
Der Kartenausschnitt im Maßstab 1:4000 zeigt die bisherige (links) und die heutige Lage der Bushaltestelle des 149ers. Kartengrundlage: Bezirksamt Charlottenburg, Vermessungsamt

Für die Beschleunigung des ÖPNV in der Kantstraße stellt die dauerhafte Verlegung von der Kaiser-Friedrich-Straße hinter den Kreuzungsbereich eine äußerst effektive Maßnahme dar. Durch diese Lage wird der Busverkehrsablauf optimal auf die Koordinierung der Lichtsignalanlagen abgestimmt, so daß auch hier Signalverlustzeiten und somit unwirtschaftliche Zeitverluste für den ÖPNV entfallen.

2 b. Wer hat diese Haltestellenverlegung gewünscht und veranlaßt?

Die BVG - in Absprache mit dem Tiefbauamt Charlottenburg, der Straßenverkehrsbehörde und der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe.

3. Wieviele Umsteigevorgänge gibt es werktäglich jeweils zwischen dem Bus 149 und den anderen dort verkehrenden Buslinien 109, 110, 204 sowie dem S-Bf Charlottenburg?

Eine genaue Anzahl der Umsteigevorgänge am S-Bf Charlottenburg wurde nicht ermittelt, da sich zwischenzeitlich die Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn Südring am S-Bf Witzleben und S-Bf Savignyplatz verbessert bzw. verteilt haben. Darüber hinaus ist vorgesehen - in Absprache mit dem bezirklichen Tiefbauamt - ein Haltestellenpaar für die Omnibuslinien 109 und 110 in der Lewishamstraße Höhe Gervinusstraße am S-Bf Charlottenburg einzurichten.

4a. Wie beurteilen die BVG und das Bezirksamt die Auswirkung der Haltestellenverlegung auf die in 3. genannten Umsteigebeziehungen?

Durch die dauerhafte Verlegung der Haltestelle wurde eine Optimierung der Umsteigebeziehungen zur Omnibuslinie 109 durch kürzere Fußwege erreicht.

4b. Wie beurteilen die BVG und das Bezirksamt die Auswirkung der Haltestellenverlegung auf die gewünschte Beschleunigung und Bevorrechtigung des Busverkehrs in der Kantstraße?

Siehe 2b

5. Welche Kosten sind durch die Haltestellenverlegung incl. Anlage des Betonfeldes entstanden, und wer hatte diese Kosten zu tragen?

Dem Bezirksamt sind nach Entsperrung der Mittel durch die Senatsverwaltung für Finanzen Kosten in Höhe von 26.462,71 DM entstanden.

****

Kreuzung
Foto: I. Schmidt
Kreuzung
Dort, wo jetzt Autos parken dürfen (Bild oben), war früher die Bushaltestelle an der Kant- Ecke Kaiser-Friedrich-Straße. Nun hält der Bus hinter der Kreuzung (Bild rechts), so daß umsteigende Fahrgäste einen deutlich längeren Fußweg zum S-Bf Charlottenburg haben - einschließlich einer zusätzlichen Straßenüberquerung. Foto: I. Schmidt

[IGEB] Rund um den Bf. Charlottenburg scheint sich der geballte Sachverstand der Berliner Verkehrsexperten zu konzentrieren. Anscheinend mit vereinten Kräften haben BVG, Bezirksamt und Senatsverkehrsverwaltung die wichtige Umsteigebeziehung zwischen dem Bus 149 und allen auf der Stadtbahn verkehrenden S-Bahn-Linien noch um eine weitere Straßenüberquerung verlängert. Dies auch noch mit einer Beschleunigung des ÖPNV zu begründen, ist gerade auf diesem mangels Busspur chaotischen Abschnitt der Kantstraße zynisch.

Und wie sehr sich die Experten im öffentlichen Verkehrsnetz auskennen, belegen auch die weiteren krampfhaften Versuche, diese Fehlentscheidung (in teilweise schwer verständlichem Deutsch) zu begründen: Kein Fahrgast des 149ers steigt am S-Bf Witzleben aus, um seine Fahrtziele entlang der Stadtbahn zu erreichen. Und wenn man nach der (in der Regel Schrittempo-) Fahrt mit dem 149er den Savignyplatz erreicht hat, ist der Fußweg zur S-Bahn dort genauso lang. Und von einer Optimierung der Umsteigewege zwischen 149er und 109er kann schon gar keine Rede sein. Für zwei wichtige Umsteigerelationen zwischen diesen beiden Buslinien sind die Wege länger geworden, und außerdem wird auch noch das Umsteigen zum 110er durch einen längeren Weg inklusive unnötiger Fahrbahnüberquerung bestraft.

Also, liebe Verkehrsexperten: Statt atemberaubender Begründungen für diese eklatante Fehlentscheidung zu erfinden, sollte alle Energie für die Rückverlegung der Haltestelle auf die bewährte Position eingesetzt werden, dort wo jetzt das Dauerparken möglich ist...

aus SIGNAL 7/1994 (September 1994), Seite 14

 

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