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Haltestelle "S-Bahnhof Bellevue", doch die S- Bahn soll hier erst 1996 wieder halten. Foto: Frank Lammers |
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Warten auf den S-Bahn-Ersatzverkehr am S-Bf Tiergarten. Foto: Frank Lammers |
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Hochverdichtet ist das Umfeld am S-Bf Bellevue. Am 29.10.94 wurden die Stationen Tiergarten und Bellevue stillgelegt, seit dem 31.10. verkehren die S-Bahn-Züge über die beiden Fernbahngleise. Weil die Bahn die Pläne, zumindest in Fahrtrichtung Osten Ersatzbahnsteige anzulegen, verwarf, haben Tausende von Einwohnern, Beschäftigten und Studenten im Umfeld der beiden S-Bahnhöfe für mindestens 16 Monate ihren attraktiven Schnellbahnanschluß verloren. Foto: Marc Heller |
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Foto: I. Schmidt |
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Bereits am 15.10.94 wurden die S-Bf Hackescher Markt und Jannowitzbrücke geschlossen. Während Jannowitzbrücke mit Umsteigen auf die U8 erreichbar ist, wäre am Hackeschen Markt der wichtigste Umsteigeknoten zwischen Stadtbahn und Tram entfallen. Deshalb hat die DB AG hier zumindest in Fahrtrichtung Osten einen Ersatzbahnsteig gebaut (Bild oben), allerdings auch erst nach massiver öffentlicher Kritik. Interessant war zu sehen, daß ein solches Provisorium von der Entscheidung über die Planung bis zur Realisierung in rund einem halben Jahr fertiggestellt werden kann. Am 17. Oktober um 4.23 Uhr hielt der erste Zug am neuen Behelfsbahnsteig (Bild hier). Foto: Marc Heller |
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Foto: Stefan Schnerr |
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Foto: Stefan Schnerr |
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Ersatzverkehr ist immer unattraktiv. Aber es wäre hilfreich gewesen, wenn die Bahn auf eine einheitliche Sprachregelung geachtet hätte. Foto: Frank Lammers |
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Foto: Marc Heller |
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Unattraktiv ist der Ersatzverkehr per Bus vor allem deshalb, weil die Busse tagsüber im Stau stehen (oben vormittags, hier nachmittags) und weil sie abends zu selten fahren. Foto: Stefan Schnerr |
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Wegen der Stadtbahnsanierung weichen viele auf die U2 aus. Deshalb sind 8- statt 6-Wagen-Züge erforderlich. Foto: Thomas Billik |
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Foto: Udo Dittfurth |
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Aufgrund der massiven öffentlichen Kritik an den Bahnhofsschließungen reagierte die Bahn sehr gereizt (Bild oben). Umso eher hätte man größte Sorgfalt bei der von der Bahn zu verantwortenden Fahrgastinformation erwarten dürfen. Doch zwei Wochen nach der Schließung des S- Bahnhofs Jannowitzbrücke schickte der DB-Computer die Fahrgäste noch immer per S-Bahn dorthin, allerdings mit einem Umweg über den Bahnhof Friedrichstraßei? |
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Foto: Marc Heller |
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Oben: Provisorischer S-Bf Hackescher Markt mit Pendelverkehr Alexanderplatz - Friedrichstraße. Nach den Auseinandersetzungen um geschlossene Stadtbahnhöfe und nach schwer gestörten Betriebsabläufen aufgrund anfänglicher Signalstörungen bescherte die Bahn ihren Fahrgästen auch noch diese zunächst nicht geplanten Pendelverkehre. Anlaß war ein Munitionsfund, infolgedessen die Sicherheitsanforderungen so hochgeschraubt wurden, daß während der Arbeiten im Schotter nur noch ein Gleis zur Verfügung stand. Hätte es wirklich keine andere Lösung gegeben? Denn nun durften die Fahrgäste in Alexanderplatz, Friedrichstraße, Lehrter Bahnhof und Zoologischer Garten umsteigen. Bei vier statt 18 Zügen pro Stunde kam es auf der Stadtbahn erneut zu chaotischen Zuständen (siehe unten). Foto: Frank Lammers |
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Vormittäglicher S-Bahn-Pendelverkehr auf der Stadtbahn. Blick auf den S-Bf Bellevue (hier) und in den S-Bf Alexanderplatz (unten). Foto: I. Schmidt |
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Foto: I. Schmidt |
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Völlig unverständlich ist, daß die Bahn auch die Potsdamer mit den Auswirkungen der Berliner Stadtbahnsanierung belastet. Aufgrund der überwiegend eingleisigen Strecke zwischen Wannsee und Potsdam Stadt funktioniert der S-Bahn-Verkehr hier nur bei stabilem Fahrplan. Weil aber die fahrplanmäßigen Züge nach Potsdam von der Stadtbahn kommen, wirken sich die Berliner Störungen unmittelbar auf Potsdam aus. Statt im 10-Minuten-Takt fuhren die Züge zeitweise nur alle 20 bis 30 Minuten nach Potsdam. Daß es auch anders geht, hatten DR und BVG längst bewiesen. Die S1 fuhr über Wannsee hinaus nach Potsdam (Bild vom März 1993). Foto: Bernhard Strowitzki |
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Natürlich soll die Stadtbahn saniert, modernisiert, elektrifiziert werden.
Das ist im Sinne der Reisenden und Fahrgäste. Dafür nehmen sie auch
vorübergehende Unannehmlichkeiten und Einschränkungen in Kauf. Das Verständnis
endet allerdings dort, wo offensichtlich wird, daß die Bahn ihren Fahrgästen
Belastungen zumutet, die vermeidbar wären. Zu nennen sind hier vor allem die
Schließung der S-Bahnhöfe Jannowitzbrücke, Hackescher Markt, Bellevue und
Tiergarten. Der Berliner Fahrgastverband hat mehrfach aufgezeigt, daß es
möglich ist, Behelfsbahnsteige zu bauen. In Fahrtrichtung Osten wäre dies
ohne jede Einschränkung möglich gewesen, wie am einzigen realisierten
Behelfsbahnsteig Hakkescher Markt zu sehen ist. Behelfsbahnsteige in
Fahrtrichtung Westen hätten die Bauarbeiten der Bahn zwar verteuert und
verlängert, aber der große Gewinn für tausende täglicher Fahrgäste hätte das
nach IGEB-Auffassung gerechtfertigt, zumal
die Verteuerungen sich in der Größenordnung der Kosten für den
Schienenersatzverkehr per Bus bewegt hätten. Auch gibt es bei solchen
Bauprojekten (zumal in Berlin) ohnehin immer Verzögerungen. Ein Verzug von
einem Monat, bedingt vor allem durch einen Munitionsfund, ist bereits
eingetreten.
Daß es wenigstens am Hackeschen Markt, dem wichtigsten Umsteigeknoten
zwischen Stadtbahn und Tram, einen einseitigen Behelfsbahnsteig gibt, ist
erst nach massivem öffentlichem Druck erreicht worden. Ursprünglich waren
auch am S-Bf Tiergarten und am S-Bf Bellevue Bahnsteige für die Züge in
Richtung Osten geplant worden, die dann mit Zustimmung der
Senatsverkehrsverwaltung zugunsten des bedeutenderen Bahnhofs "geopfert"
wurden. Dabei war insbesondere "Tiergarten" bis zur Schließung keineswegs
schlecht frequentiert. Tausende nutzten täglich
diese Station in einer ansonsten schlecht erschlossenen Gegend, um zur TU,
zu den vielen Arbeitsplätzen beiderseits des Landwehrkanals, ins Wohnquartier
zwischen Bachstraße und Spree oder auch zum beliebten Flohmarkt auf der
Straße des 17. Juni zu fahren. Fast ebenso viele Arbeitsplätze und noch mehr
Anwohner (darunter der Bundespräsident) sind im Einzugsbereich des S-Bfs
Bellevue zu finden. Deshalb bemühten sich der Berliner Fahrgastverband und
der Bezirk Tiergarten intensiv um eine akzeptable Lösung. Doch die Bahn
zeigte sich völlig unflexibel.
Geboten wird den Fahrgästen seither als Ersatz für "Tiergarten" und
Bellevue" lediglich ein Schienenersatzverkehr per Bus. Tagsüber wird zwar
in annehmbarem Takt gefahren, aber mangels Busspuren sind die Fahrzeuge
langsamer als nötig. Hierfür liegt die Verantwortung natürlich nicht bei
der Bahn, sondern bei Berlins (Auto-)
Verkehrssenator. Daß die Busse ab ca. 21 Uhr nur noch im 20-Minuten-Takt
(oder richtiger: mit 20-minütigen Lücken) verkehren, ist aber allein eine
Sache der Bahn.
Attraktiver als der SEV ist das Angebot am geschlossenen S-Bf Jannowitzbrücke.
Die Fahrgäste werden hier auf die ab Alexanderplatz parallel verkehrende U8
verwiesen. Allerdings ist das Umsteigen am Alex unbequemer, und kurz nach
Mitternacht fahren auf der U8 bereits die letzten Züge, dann gibt es auch
hier SEV per Bus.
Immerhin ist wenigstens das Bemühen um hinreichende Kundeninformation zu
erkennen. Die rechtzeitige Bereitstellung von Hinweisschildern, Info-Material
und digitalen Sprachspeichern für die Bahnsteigaufsichten hat (überwiegend)
geklappt. Ärgerlich sind aber die Darstellungen auf dem Berliner
Schnellbahn-Liniennetz. So sind geschlossenen S-Bahnhöfe zwar durch
Schwärzung besonders hervorgehoben worden, aber es gibt weder grafische noch
textliche Hinweise, wie man sie erreichen kann. (Anmerkung des Autors:
Liebe Bahn, so schlecht ist euer Schienenersatzverkehr doch nun auch wieder
nicht, als daß er völlig verschwiegen werden müßte.) Aber auch die knappe
Erklärung "Halt nur in Pfeilrichtung" für die Fahrgäste von und zum
Hackeschen Markt ist wenig kundenfreundlich.
Wie weitreichend die Auswirkungen der Stadtbahnsanierung sind, zeigt sich am
S-Bahn-Verkehr nach Potsdam. Da die Strecke zwischen Berlin-Wannsee und
Potsdam Stadt überwiegend eingleisig ist und der 10-Minuten-Takt deshalb nur
mit pünktlichen Zügen funktioniert, kommt der S-Bahn-Verkehr bei Bauarbeiten
auf der Stadtbahn regelmäßig durcheinander. Seit Oktober sind die Störungen
in Potsdam praktisch der Normalfall. Deshalb sollte die Bahn umgehend auf die
bereits früher erprobte Lösung zurückgreifen und die Stadtbahnzüge in
Wannsee enden lassen, während die Züge der Wannseebahn (S1) nach Potsdam
verlängert werden.
Zwei Monate nach Beginn der Stadtbahnsanierung ist unübersehbar, daß die
S-Bahn viele Fahrgäste verloren hat. Es wären noch mehr, wenn der Senat
die U-Bahn über die Oberbaumbrücke genauso zügig fertiggestellt hätte, wie
die Straße für den Autoverkehr. So aber müssen viele Fahrgäste noch bis
Ende 1995 warten, bevor sie in Warschauer Brücke von der S-Bahn auf die
Ul bzw. U15 umsteigen können, um damit die Stadtbahn zu meiden. Viele
Leidgeprüfte nutzen aber schon heute die Möglichkeit, am Alexanderplatz
von der Stadtbahn auf die U-Bahn zu fliehen. Die Züge der U2 von Alex
Richtung Zoo wurden in den letzten Wochen kontinuierlich voller.
Doch dieser Fahrgastzuwachs scheint einigen bei der BVG gar nicht zu
gefallen. So jedenfalls muß man denken, wenn man wieder mal eingequetscht
in einem überfüllten 6-Wagen-Zug steht, obwohl die BVG mit vermehrtem Einsatz
von GI-Zügen auf der U2 alle Umläufe bedarfsgerecht mit 8-Wagen-Zügen
verkehren lassen könnte. Aber dieses Thema (Stichwort "Gisela") ist
SIGNAL-Lesern ja bestens bekannt und braucht an dieser Stelle nicht noch
einmal ausgefuhrt zu werden.
Darüber hinaus wurde beim "kleinen Fahrplanwechsel" auf der U2 der Wechsel
vom 3- zum 5-Minuten-Takt von bisher 9 Uhr auf nun 8 Uhr vorgezogen
(gemäß der vom Senat verordneten Leitlinie "Weniger Angebot zu höheren
Fahrpreisen").
Bleibt zum Schluß noch die Frage: Schafft es die Bahn, wie angekündigt
bis Ende Januar 1996 die Bauarbeiten abzuschließen? Sicher nicht, denn
einen Monat Verzug hat sie bereits offiziell eingestanden. Wetten, daß
es noch mehr Verzögerungen geben wird? Wir würden diese Wette so gerne
verlieren!
IGEB
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