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Nicht eine, nicht zwei, gleich drei neue offizielle Apps buhlen um die Gunst der Information suchenden Smartphone-Besitzer. Wir haben sie getestet in unserem Themenschwerpunkt. Foto: Marco Höfler |
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Diesen Weg der Kommunikation zum Fahrgast
nutzen seit März 2014 alle großen Verkehrsunternehmen
in Berlin sowie der VBB,
indem sie mit eigenen Apps in den zwei
großen Betriebssystemen Android und iOS
(iPhone) vertreten sind. Ein guter Anlass also,
diese Apps bezüglich ihres Umfangs und der
Handhabbarkeit unter die Lupe zu nehmen.
Hacon Einheitsbrei versus EOS Uptrade
Der überwiegende Teil der Fahrinfo-Apps
wurde nicht von Mitarbeitern der Verkehrsunternehmen,
sondern von der Firma Hacon
aus Hannover entwickelt. Daher gleichen
sich die Apps in einigen Menüpunkten wie
ein Ei dem anderen. Hier sticht die BVG-App
heraus, die von „EOS Uptrade“ entwickelt
wurde. Die Kosten der Entwicklung der
BVG-App wurden sogar in einer
Pressemeldung
genannt: 30 000 Euro – in etwa so
viel, wie ein Fahrkartenautomat kostet. Das
zeigt, dass die Entwicklungskosten relativ
niedrig sind. Es ist davon auszugehen, dass
Marktführer Hacon für die Entwicklung seiner
Apps den Verkehrsunternehmen höhere
Kosten in Rechnung stellt.
Dafür gibt´s doch ´ne App?
Was sollten diese Apps dem Kunden bieten?
Zu den wichtigsten Informationen, die der
Fahrgast vor und während der Reise benötigt,
gehören
- eine Fahrplanauskunft, idealerweise mit
Angabe eines Fahrpreises sowie
- aktuelle Informationen über Störungen
und Verspätungen (auch Aufzugsstörungen)
und
- Informationen zur Orientierung wie zum
Beispiel Pläne und Karten für Standorte
und Stadtpläne.
Diese Funktionen sind Pflicht. Zur Kür gehören
hilfreiche Informationen zum Gesamtverkehrsangebot
wie zum Beispiel
- Liniennetzpläne,
- Fahrplanänderungen,
- weiterführende Mobilitätsangebote (z. B.
Bike- oder Carsharing).
Im Folgenden werden die Apps der BVG (BVG
Fahrinfo), der S-Bahn Berlin GmbH (S-Bahn
Berlin) sowie des VBB (Bus&Bahn) daran gemessen,
ob und wie sie diese Pflichtanforderungen
umsetzen und welche zusätzlichen
Informationen sie dem Fahrgast bieten.
Von „Ab:” nach „An:”
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VBB |
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Bild 1 und 2: Während man beim VBB (links) jede Verbindung einzeln anwählen muss, um Details zur Fahrzeit zu erhalten, hat die BVG (rechts) eine übersichtliche grafische Darstellungsform gefunden. BVG |
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Die Fahrplanauskunft ist sicher die am häufigsten
genutzte Funktion in den Apps. Alle vier
Apps schlagen spätestens nach der Eingabe
des dritten Buchstaben mögliche Haltestellen
bzw. Adressen vor. Bei der BVG-App sind die
Haltestellen sogar offline hinterlegt, wodurch
die Eingabe noch flotter von der Hand geht, da
die Vorschlagsliste nicht online nachgeladen
werden muss. Des Weiteren bieten alle Apps
die Möglichkeit, nur bestimmte Verkehrsmittel
zu nutzen (hilfreich bei Streiks), die Umsteigegeschwindigkeit
vorzuwählen, sowie die Vorauswahl
umsteigefreier Verbindungen. Alle
bis auf die BVG-App bieten zudem noch das
Auswahlfeld an, dass die Fahrradmitnahme
möglich sein muss, sowie die Angabe von via-Haltestellen. Bei der VBB-App und der S-Bahn
App lässt sich zusätzlich noch die Barrierefreiheit
vorwählen.
Bei der Aufbereitung der Verbindungsergebnisse
nutzen die Hacon-Apps (VBB,
S-Bahn, DB) die
von den Web-
Fahrplanauskunften
gewohnte Zeilendarstellung.
Um herauszufinden,
wie lange mit
welcher Linien gefahren
wird, muss
man hier zunächst
die Detailansicht
öffnen (Bild 1). Positiv
sticht hier die
BVG-App heraus,
die mit einer grafischen
Darstellung
mit Farbbalken
arbeitet. Das heißt,
der Fahrgast kann
auf einen Blick
Fahrtdauer, Umsteigedauer
und
benutzte Linien
erkennen.
Angezeigt werden immer 4 oder 5 Verbindungen,
egal wie viel Patz durch Hoch- oder
Querformat zur Verfügung steht. Für frühere
oder spätere Verbindungen wurden beim
letzten Update oben und unten Schaltflächen
hinzugefügt. Ein horizontales Wischen
mit Generierung neuer Verbindungen wäre
hier wünschenswert. Ebenso ist das Einblenden
von Zwischenhalten bei der BVG-App
nicht möglich.
Hat man nun seine Verbindung ermittelt,
lässt sie sich bei allen Apps, außer der BVG-App,
auch im Kalender speichern.
Abfahrt!
Kurz vor der Abfahrt schnell checken, ob
die Bahn pünktlich ist? Das geht nur, wenn
man weiß, welche App welche Echtzeitdaten
darstellt. Zudem leidet an großen Umsteigepunkten
auch die Übersichtlichkeit
der Aufbereitung. Wann fährt am Alex die
nächste S-Bahn Richtung Zoo?
Wer das wissen will, muss sich zunächst
durch eine Menge Busabfahrten und Abfahrten
weiterer Züge scrollen (Bild 3) oder
manuell einen Filter auf „nur S-Bahn“ setzen.
Eine übersichtliche Darstellung nach
Verkehrsmitteln und Richtungen wäre hier
wünschenswert. Zumindest die Sortierung
wäre ohne großen Programmieraufwand
möglich.
Doch sind die angegeben Abfahrtzeiten
überhaupt Echtzeitdaten? Das zu erkennen,
ist leider nicht immer eindeutig möglich.
Bei der BVG-App ist es anscheinend
so, dass Echtzeitdaten im Format „in x min“
dargestellt werden und bei Solldaten die
Uhrzeit. Selbsterklärend ist dies aber nicht.
Die VBB-App schreibt unter die in schwarzer
Schriftfarbe dargestellte Sollfahrzeit in
einer anderen Schriftfarbe die prognostizierte
Echtzeitabfahrt. Die S-Bahn-App
erfordert Kopfrechnen und schreibt unter
die Sollabfahrtzeit eine Minutenangabe für
die Verspätung (z. B. „+3“ für 3 Minuten Verspätung).
Drei Apps – drei unterschiedliche
Darstellungen.
Ebenfalls wichtig ist die Funktion, ob alle
Verkehrsmittel der geplanten Reisekette
pünktlich sind. Auch hier kann keine App
verkehrsunternehmensübergreifend punkten.
Entweder fehlen die BVG-Echtzeitdaten,
oder es ist (fast) alles außer den Daten der
BVG vorhanden.
Wo bin ich?
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Bild 3. Die ungefiltere Abfahrtstafel hilft bei großen Bahnhöfen in allen Apps kaum weiter. Hier ist eine intelligente Sortierung gefragt. S-Bahn Berlin |
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Bild 4. Hier sind in der S-Bahn-App die Umgebungspläne versteckt. Doch die gehören auch in die Verbindungsansicht. S-Bahn Berlin |
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Kaum eine Verbindung kommt ohne Umsteigevorgänge
aus. Gerade auf großen
Bahnhöfen sind Umsteigewege lang und
unübersichtlich. Auf den großen farbigen
Bildschirmen der Smartphones könnten
die Apps hier Orientierung bringen. Doch
obwohl zu fast jedem S- und U-Bahnhof
übersichtliche Standortpläne existieren,
werden diese schlecht in die Apps eingebunden.
Dagegen wird meist unter dem
Begriff „Umgebungskarte“ ein Plan von
Google Maps dargestellt. Doch hier sind
keinerlei Linienverläufe eingezeichnet
und verschiedene Haltstellenstandorte
lassen sich nicht abrufen. Bei der Orientierung
an großen Bahnhöfen hilft das
nicht weiter.
Obwohl die BVG für alle Berliner Bahnhöfe
Standortpläne erstellt hat, stellt sie
diese nur für BVG-Bahnhöfe in der App
zur Verfügung. Reine S-Bahnhöfe sind
nicht zu finden. Diese (von der BVG erstellten)
erhält man wiederum nur in der
S-Bahn-App. Dort sind sie dann jedoch
gut versteckt unter Linien & Bahnhöfe ->
Bahnhöfe -> Bahnhof auswählen -> Umgebungsplan
-> Link. Man gelangt zu
einer Webseite, die mit einem Browser
geöffnet werden muss und anschließend
mit einem PDF-Programm betrachtet
werden kann. Komplizierter geht es nicht
(Bild 4). Stattdessen sollten diese prominent
in die Detailansicht der Fahrplanverbindungen
und die Abfahrtstafeln
integriert werden. Die Einbindung von
Google Maps ist dagegen recht nutzlos
und ohnehin auf den meisten Smartphones
vorinstalliert. Hier machen es sich der
Entwickler zu einfach!
BVG Fahrinfo
Die BVG-App
kommt in gediegenen
Grau-Gelb-Schattierungen
daher und wirkt
sehr spartanisch.
Sie ist auf ihre wesentlichen
drei
Grundfunktionen
beschränkt: Verbindungsauskunft,
Abfahrten und Ticketkauf.
Auf der
Karte (Menüpunkt
„Umgebung“) können
auch Mietautos
von Car2go
eingeblendet werden.
Unter dem
Menüpunkt „Karten“
lassen sich nur
wenige Liniennetze
herunterladen.
Warum nicht auch
das Nachtnetz oder
die oben erwähnten von der BVG erstellten
Standortpläne? Hier ist noch viel Luft nach
oben. Bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung
fortgesetzt wird.
S-Bahn Berlin
Bei der App der S-Bahn Berlin bekommt man
den Eindruck, dass hier versucht wurde, alle
Informationen der Webseite in die App einzubinden.
Zur Not als Link auf die Webseite.
Dies macht die App an einigen Stellen unübersichtlich.
Andererseits können geübte
Nutzer hier defintiv alle Informationen abrufen:
Fahrplanänderungen, Aufzugstörungen,
wo ist die nächste Toilette, Störungen, sogar,
wie viele Fahrkartenentwerter auf dem Bahnhof
vorhanden sind. Hier wäre weniger mehr
gewesen. Das heißt, Informationen, die der
Fahrgast tatsächlich braucht, sollten an prominenteren
Stellen untergebracht werden.
Ein Beispiel hierfür wurde oben genannt.
Das Design ist auf den ersten Blick etwas
überfrachtet. Sehr viele Menüpunkte, die
aber häufig zum selben Titel führen.
Bus & Bahn (VBB-App)
Mit der Möglichkeit, nun auch Handytickets
direkt aus einer Verbindung heraus zu kaufen,
erhielt die App des VBB im Januar ein
Redesign. Besonderes Merkmal dieser App
ist, dass es die Möglichkeit gibt, für eine
Verbindung einen Alarm einzurichten. Hier
lässt sich einstellen, an welchen Tagen wöchentlich
geprüft wird, ob eine Verbindung
voraussichtlich pünktlich durchführbar ist.
Des Weiteren bietet die App den Ticketkauf
direkt aus der Fahrplanauskunft.
Alternativen
Doch es gibt auch Alternativen, beispielsweise
die bekannte App Öffi von Andreas
Schildbach oder auch den Citymapper. Hier
lohnt sich ein Ausprobieren, denn beide
bieten interessante Funktionen, die eine Bereicherung
für die hier untersuchten wären.
Fazit
Vom Minimalismusdesign (BVG) bis zur überladenen
Darstellung aller Informationen der
Webseite (S-Bahn) ist die Auswahl an Apps derzeit
groß und wird voraussichtlich noch größer.
Den perfekten Reisebegleiter als App gibt es
jedoch noch nicht. Jede hat einige Stärken und
diverse Schwächen. Zu den problematischsten
gehört die Darstellung von Abfahrtstafeln in
übersichtlicher und umfassender Art und Weise.
Eine Ursache hierfür liegt darin, dass noch
keine offenen Schnittstellen zur Verbreitung
der Echtzeitdaten existieren. Eine weitere
Ursache ist, dass zur übersichtlichen Darstellung
auch etwas Handarbeit notwendig ist.
Hier sollten die Unternehmen zur Einsicht
kommen, dass man beispielsweise Studenten
nicht nur zum Verteilen von Kundenzeitungen
einsetzen kann, sondern auch zur Pflege von
änderlichen Daten. Des Weiteren sind der Besteller
des Nahverkehrs oder eine bundesweite
Institution in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass
endlich Echtzeitdaten von allen für alle zur
Verfügung stehen. Der Ansatz des zentralen
Sammelns und Verteilens funktioniert nicht.
Ebenso lässt eine an die Bedürfnisse von
Fahrgästen angepasste Darstellung von
Stadtplänen stark zu wünschen übrig. In
diesen fehlen Linienverläufe und detaillierte
Haltestellenstandorte. Das Zurückgreifen
auf Google Maps ist kein Ersatz.
Das Design der offiziellen Apps der Verkehrsunternehmen
ist stark vom Marktführer
in der Entwicklung – Hacon – geprägt. Hier
zeigen andere Apps wie Öffi und Moovel, wie
Inhalte ebenfalls aufbereitet werden können.
Doch weiß der Fahrgast unter Umständen gar
nicht, welche Datenquelle da gerade verwendet
wird und ob die hinterlegten Solldaten
vielleicht bereits veraltet sind. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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