Die berlinfernen Regionen Brandenburgs
haben unter einem Dauerproblem zu leiden.
Sie haben viel Landschaft, Abwanderung,
Überalterung, Kaufkraftverlust, und es fehlen
Arbeitsplätze, Schul- und Kindergartenplätze,
Einkaufsmöglichkeiten sowie ein verlässliches
Bahn- und Busangebot. Eigentlich
sollten die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin
so viel Aufmerksamkeit wie nur
denkbar von der Brandenburger Landespolitik
erhalten. Seit vielen Jahren wird hier,
ganz unkonventionell, ein Verkehrsmodell
gelebt, was Vorbild für ähnliche Regionen
sein kann. Konkurrenz von Bus- und Bahnunternehmen
gibt es nicht. Je nach Auslastung
und Bedarf wird das passende Verkehrsmittel
angeboten. Bahnverkehr findet zu einem
Kostensatz statt, der nur unwesentlich über
dem beim Busverkehr liegt.
SEV-Gelder für Zugverkehr genutzt
Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013
war in Brandenburg alles klar: den Schienenpersonennahverkehr
(SPNV) bezahlt das Land, die Landkreise und kreisfreien Städte
kümmern sich als Aufgabenträger um den
„übrigen ÖPNV“, also den Bus- und Straßenbahnverkehr.
Nun hat das Land jedoch den
Geldhahn für die Prignitz zugedreht. Die
Gelder, aus denen der Bahnverkehr bisher
finanziert wurde, waren Gelder für Schienenersatzverkehr
(SEV) per Bus – und daher
von vornherein befristet. 2008, beim
letzten Kahlschlag durch großflächige Abbestellungen
von SPNV-Leistungen, hatten die Landkreise erreicht,
dass die über 6 Jahre zur Verfügung stehenden
SEV-Mittel auch weiterhin für Zugleistungen
ausgegeben werden können. Diese 6 Jahre
waren im Dezember 2013 vorbei.
Die Bedeutung der Bahnanbindung für
Wirtschaft und Menschen haben die Kommunalpolitiker
begriffen und kämpfen deshalb
um „ihre“ Schiene. Eine Bürgerinitiative
hatte sich 2012 gegründet, Unterschriften gesammelt und durch
zahlreiche öffentliche Auftritte auf sich aufmerksam
gemacht.
Da kommt es gelegen, dass in Brandenburg
2014 die Kommunal- und die Landtagswahl
stattfinden. Vor diesem Hintergrund
war eine komplette Abbestellung politisch
nicht möglich. Es ist zu hoffen, dass auch
nach den Wahlen eine neue Regierung zu
den Zusagen steht und das Konzept tatsächlich
umgesetzt wird.
Für den DBV und die Bürgerinitiative ist
wichtig, dass es verlässliche Angebote gibt
und endlich das jährliche Infragestellen des
gesamten Zugverkehrs aufhört. Außerdem
muss das Gesamtangebot, bestehend aus
Bahn- und Busverkehr, besser aufeinander
abgestimmt werden.
VBB-Gutachten schlägt Bahnerhalt vor
Auf der Strecke Neustadt—Pritzwalk—Meyenburg
sind täglich 100 bis 400 Fahrgäste
unterwegs.
Es gibt ein gemeinsames Gutachten vom
Land Brandenburg, den Landkreisen und
dem VBB, in dem verschiedene Varianten
untersucht wurden. Land und Landkreise
sollen sich die Kosten des Betriebs teilen.
Der aktuelle Verkehrsvertrag mit der Eisenbahngesellschaft
Potsdam (EGP) läuft im
Dezember 2014 aus. Daran anschließend soll
eine Zwischenvergabe für ein Jahr erfolgen,
die das bisherige Bedienkonzept fortführt.
Währenddessen soll ein Verkehrsvertrag
auf Grundlage des Gutachtens verhandelt
werden, der dann ab Dezember 2015 für 10
Jahre laufen soll.
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Die Bahnstrecken in der Prignitz. Grafik: VBB |
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Es soll ein neuer Haltepunkt Kyritz Nord
(ca. 600 Meter nördlich des Bahnhofs Kyritz
am Bahnübergang Perleberger Straße)
gebaut werden, wo sich ein guter Verknüpfungspunkt
zum Busverkehr und eine P+R-Anlage
realisieren lassen. Die Infrastrukturkosten
der Strecke sollen gesenkt werden,
da diese entscheidend für den weiteren
Bahnbetrieb sind. Der bestehende Bahnhof
Kyritz soll als Zugangsstelle erhalten bleiben.
Gemäß VBB-Gutachten soll der Schienenverkehr
im bisherigen Umfang beibehalten
werden, wobei der Stundentakt Montag
bis Freitag von 5 bis 20 Uhr Neustadt (Dosse)—Wusterhausen—Kyritz
dann bis Kyritz
Nord angeboten wird, am Wochenende im
2-Stunden-Takt.
Zwischen Kyritz Nord und Pritzwalk werden
kaum Potenziale gesehen. Die Strecke
wird weiterhin für Überführungsfahrten
genutzt, die ggf. für den Fahrgastverkehr
freigegeben werden sollen. Bisher sind das
zwei Zugpaare pro Tag. Als Grundangebot
wird der Bus gesehen.
Der Abschnitt Pritzwalk—Meyenburg soll
wie bisher Montag bis Freitag im 2-Stunden-Takt bedient werden.
Am Wochenende sind drei durchgehende
Fahrtenpaare Neustadt—Pritzwalk—Meyenburg (ggf. weiter bis Plau am See)
im 4-Stunden-Takt geplant, die touristisch
ausgerichtet sind.
Die Strecke VGP 70/RB 70 Pritzwalk—Putlitz
wird zzt. vom Landkreis finanziert, das
Land hatte sich bereits vor Jahren zurückgezogen.
Daher wird diese Strecke im VBB-Gutachten
nicht betrachtet.
Projekt wegweisend
Unter einem Gesichtspunkt ist das Projekt
„Bahnerhalt Prignitz“ wegweisend. Die eindeutige
Zuständigkeit des Landes Brandenburg
für den SPNV-Verkehr wird deutlich
aufgeweicht. Die Landkreise Prignitz und
Ostprignitz-Ruppin würden sich, sofern die
Parlamente zustimmen, mit größeren Summen
an den Zugbestellungen beteiligen.
Wer zahlt, darf auch mitreden! Die scharfe
Trennung zwischen der Finanzierung und
Zuständigkeit des Landes für den SPNV einerseits
und dem Straßenbahn- und Busverkehr
gehört der Vergangenheit an – ein
wichtiger Schritt in die Realität. Die nächste
notwendige Konsequenz: An der Planung
des Verkehrsangebotes sind selbstverständlich
auch die Fahrgäste zu beteiligen.
Hier fordert der DBV seit vielen Jahren, die
unsägliche Geheimdiplomatie zugunsten
größtmöglicher Transparenz aufzugeben.
Die Bürgerinitiative Regionalbahnlinien
PE 73/74 ist erreichbar über Dr. Conraths in
Kyritz,
E-Mail: conraths@t-online.de,
www.kyritz.de/seite/145442/bi_regionalbahn.html
Der bisherige Betreiber der Strecke „Eisenbahngesellschaft
Potsdam” ist im Internet unter
www.eg-potsdam.de zu finden.
Deutscher Bahnkunden-Verband, Landesverband Berlin-Brandenburg
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