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Geht es im SIGNAL um die U-Bahn, so erreicht derzeit keine andere
Berliner U-Bahn-Linie so viel Aufmerksamkeit wie die U5. Im folgenden
geht es aber ausnahmsweise mal nicht um Sinn oder Unsinn der geplanten
West-Verlängerung vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof und weiter
nach Moabit, sondern um den vorhandenen Ost-Abschnitt zwischen Alex
und Hönow - und hierbei ausschließlich um die Fahrgastinformation und
das Erscheinungsbild. Eine Reihe der im folgenden angesprochenen
Probleme, insbesondere hinsichtlich des Zustandes vieler baulicher Anlagen,
resultieren aus dem Erbe der DDR-Ära und sind nur sukzessive durch die
inzwischen begonnenen Sanierungsarbeiten zu beheben. Umso ärgerlicher
aber sind die vielen Unzulänglichkeiten, die eigentlich nur mit
Gleichgültigkeit der BVG gegenüber dem Informationsbedarf ihrer Fahrgäste
zu erklären sind und die es in diesem Umfang auf den U-Bahn-Linien im
Westen Berlins nicht gibt.
Der Fahrzeugpark
Durch die Entscheidung der BVG, ausgerechnet auf der U5, bei der der ganz
überwiegende Teil der Fahrzeuge nachts im Freien aufgestellt wird, die
ältesten U-Bahn-Fahrzeuge des Gesamtnetzes einzusetzen, schaffte man das
Problem, daß die Fahrgäste mehrere Winter morgens in eiskalte Züge
einsteigen mußten. Erst nach vehementen Fahrgastbeschwerden entschloß
man sich jetzt endlich zum nachträglichen Einbau von Vorheizanlagen
(vgl. SIGNAL 1/96 ).
Bezüglich der Fahrzeuge gibt es noch ein kleines Kuriosum: Auf den 1995
gefertigten Zugzielfilmen fehlen die U5-Zielbahnhöfe Friedrichsfelde
und Louis-Lewin-Straße. Beide sind seit der
Streckeneröffnung Endstationen im Berufsverkehr für Aussetzfahrten.
Dafür ist auf den Filmen die noch gar nicht existente Station Lehrter
Stadtbahnhof berücksichtigt worden. Hierbei wurde übersehen, daß die
alten U-Bahn-Züge bei Fertigstellung dieser Streckenverlängerung
sehr wahrscheinlich nicht mehr im Einsatz sind und der künftige
Zentralbahnhof sicher nicht Lehrter Stadtbahnhof heißen wird.
Die Fahrgastinformation
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Kleine Reminiszenz der BVG an den ehemaligen DDR-Verkehrsminister Erwin Kramer. Allerdings hat man die Straße bereits 1991 in Carola-Neher-Straße umbenannt. Foto: Jens Wieseke |
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Die Waldemar-Schmidt-straße heißt schon seit einigen Jahren Erich-Kästner-Straße, und der hat so manches zum Lachen geschrieben. Gar nicht zum Lachen wird allerdings den BVG-Fahrgästen sein, die zum Bus umsteigen wollen und denen von der BVG fälschlicherweise auch der Ausgang Grottkauer Straße empfohlen wird. Und noch eine „Kleinigkeit“ soll nicht unerwähnt bleiben: Der Ausgang führt zur „Neuen Grottkauer Straße“. Die alte „Grottkauer Straße“ beginnt erst in 600 m Entfernung von dem nach ihr benannten U-Bahnhof. Wer zur (alten) Grottkauer Straße will, findet dort die gleichnamige Bushaltestelle der Linie 199, ca. 1 km vom gleichnamigen U-Bahnhof entfernt. Noch Fragen? Foto: Jens Wieseke |
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Das auf der U5 vorhandene Kundeninformationssystem hat im großen und
ganzen bis jetzt allen Neuerungsversuchen beharrlich widerstanden.
Es gibt Schilder, die seit 6 1/2 Jahren, dem Zeitpunkt
der Streckenverlängerung nach Hönow, falsch sind.
Die auf den Bahnhöfen der U5 verwendeten Zugzielanzeiger können in
Richtung Hönow nicht alle sechs fahrplanmäßigen Ziele (Friedrichsfelde,
Tierpark,Biesdorf-Süd, Kaulsdorf-Nord, Louis-Lewin-Straße, Hönow) anzeigen.
Dazu kommen dann noch Ziele bei Bauarbeiten und Notfällen, z.B.
Frankfurter Allee und Lichtenberg. Zwischen Alexanderplatz und Tierpark
müssen sicherlich moderne Fallblattanzeiger verwendet werden, um alle
Möglichkeiten abzudecken. Auf einem Bahnhof wie Grottkauer Straße genügt
es auch, die vorhandenen freien Flächen an den vorhandenen Anzeigern zu
verwenden. Es sage keiner, die BVG habe kein Geld dafür: Notfalls sollte
man Geräte von solchen Bahnsteigen austauschen, wo sie überhaupt nicht
benötigt werden, z.B. Olympiastadion Ost in Richtung Ruhleben.
Darüber hinaus sind die Zugzielanzeiger auf den oberirdischen Bahnhöfen
bei ungünstigem Licht kaum zu lesen (falsche Typographie und schwarze
Schrift auf hellem Grund), und es gibt auf der Mehrzahl der Bahnhöfe zu
wenige. So befindet sich auf den meisten Bahnsteigen nur ein
Zugzielanzeiger je Richtung. Diesen kann man, wenn man gerade am anderen
Ende des Bahnsteigs steht, nicht mehr entziffern.
Die sonstige Ausschilderung der Bahnhöfe ist häufig unvollständig oder
fehlerhaft. Hinweise auf die Liniennummem anderer Verkehrsmittel fehlen
fast immer. Beim Bahnhof Cottbusser Platz hat niemand bemerkt, daß die
Bahnhofsschilder falsch montiert sind, und bei Grottkauer Straße, der
eigentlich "Neue Grottkauer Straße" heißen müßte, weist die BVG zu
Bushaltestellen am nördlichen Ausgang des U-Bahnhofs, die es nicht gibt.
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Quizfrage für Fahrgäste: Wie heißt dieser Bahnhof? Memeler Straße ist falsch. Foto: Jens Wieseke |
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U-Bf Cottbusser Platz. Eine ungemein hilfreiche Information. So bleibt den U5-Fahrgästen nur der Trost, daß dieser Unfug nicht nur auf ihrer Linie, sondern auch im Westteil der Stadt anzutreffen ist (siehe Kasten). Foto: Jens Wieseke |
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Im Jahre 1991 wurden einige Bahnhöfe umbenannt, so auch Rathaus
Friedrichshain und Weberwiese. Seit dieser Zeit sind die Bahnhofsschilder
auf diesen beiden Bahnhöfen nur provisorisch ersetzt. An einer Vielzahl
von Stellen sind nur Bohrlöcher geblieben, wo eigentlich mal
Bahnhofsschilder hingen und wo auch wieder welche hingehören.
Auch sonst scheint die BVG der Ausschilderung keine große Aufmerksamkeit
zu schenken. So sind eine Vielzahl nicht mehr vorhandener Straßennamen
wie Hans-Beimler-Straße, Bersarinstraße, Waldemar-Schmidt-Straße oder
Erwin-Kramer-Straße auf den Schildern der BVG noch existent. Im
Zugangstunnel des U-Bahnhofs Cottbusser Platz führt ein Wegweiser mit
dem Hinweis "Bus Marzahn" zur Bushaltestelle in Richtung Mahlsdorf - und
das seit 5 Jahren.
Geradezu exemplarisch ist die Ausschilderung des U-Bahnhofs Hellersdorf.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB zählte mindestens fünf falsche oder
fehlerhafte Ausschilderungen. Da wird auf eine Schwimmhalle und ein Rathaus
hingewiesen, die nie gebaut wurden. Die Ausschilderung "Rathaus" suggeriert
eine unmittelbare Nähe zum U-Bahnhof Hellersdorf, aber die Dienststellen
des Bezirksamtes Hellersdorf sind entweder am U-Bahnhof Cottbusser Platz
oder aber zwei Straßenbahnhaltestellen vom U-Bahnhof Hellersdorf entfernt.
Ein Schild ist völlig weiß, verziert mit einem weißen Aufkleber. An einer
Tafel ist der Hinweis zur Straßenbahn seit 1991 überklebt, dafür fährt die
Straßenbahn an anderer Stelle laut Schild schon nach Mahlsdorf, tatsächlich
aber - leider - nur bis zur Riesaer Straße in Hellersdorf.
Daß die sonst im Berliner U-Bahn-Netz auf Bahnhöfen obligatorischen
Stadtpläne auf der U5 fast gänzlich fehlen, kann kaum noch überraschen.
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Zwei Ausgänge mit denselben Zielen am U-Bf Cottbusser Platz? Nein! Die Auflösung ist verblüffend einfach: Was auf der einen Seite zu viel ist,... Foto: Jens Wieseke |
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... fehlt auf der Rückseite. Eine falsche Montage, die bisher keiner bemerkt hat. Foto: Jens Wieseke |
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Für Überraschungen sorgte die BVG auch am U-Bf Hellersdorf. Auf dem Bahnsteig wird den Fahrgästen der Umsteigehinweis zur Straßenbahn vorenthalten, ... Foto: Jens Wieseke |
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... um ihnen dann 50 m weiter (im Zugangsbauwerk) eine Straßenbahn anzuzeigen, die noch gar nicht fährt. So wünschenswert die Verlängerung der Straßenbahn nach Mahlsdorf auch wäre, jetzt und bis auf weiteres enden die Züge in Hellersdorf an der Riesaer Straße. Fahrgäste, die nach Mahlsdorf wollen, sollten besser den Ausgang zur Bushaltestelle des 195ers nehmen. Foto: Jens Wieseke |
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Während die vorhandenen Zielbahnhöfe Friedrichsfelde und Louis-Lewin-Straße auf den Zielfilmen fehlen, hat die BVG die Verlängerung der U5 nach Westen berücksichtigt, obwohl schon vor der jetzigen Zurückstellung der U5-Verlängerung klar war, daß die alten Züge der Baureihe D den Lehrter Stadtbahnhof wohl nicht mehr erreichen werden. Und selbst wenn sie ihn erreichen würden, dann hieße Berlins Zentralbahnhof mit Sicherheit nicht Lehrter Stadtbahnhof. Foto: Jens Wieseke |
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Fahrgastservice auf dem U-Bf Kaulsdorf-Nord: 110 m Bahnsteig - aber nur ein Zugzielanzeiger. Foto: Jens Wieseke |
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Eine Selbstverständlichkeit sollte es sein, daß die BVG auf all den
Bahnhöfen, wo es noch besetzte Schalter gibt - z.B. Cottbusser Platz und
Rathaus Friedrichshain, auch verbindliche Öffnungszeiten aushängt und
diese auch einhält.
Und noch etwas zum Thema Fahrgastinformation: Der Fahrplan sollte auf
Bahnhöfen wie Alexanderplatz keine "dichte Zugfolge" im Berufsverkehr
vortäuschen. Bekanntermaßen fährt nur jeder zweite Zug über Kaulsdorf
Nord hinaus. Und das ist wohl keine dichte Zugfolge.
Das allgemeine Erscheinungsbild
Bei der BVG scheint sich keiner für das Äußere der U5 zu interessieren.
Wie sind sonst die vielfältigen Spuren allgemeiner Verwahrlosung zu erklären?
Auf dem Bahnhof Weberwiese ist seit bald zwei Jahren der Name
"Memeler Straße" an einer Wand zu erkennen, weil alte Fliesen abfielen
und darunter der Bahnhofsname aus der Zeit zwischen 1930 und 1950 zum
Vorschein kam. Anfangs empfanden die meisten das als kurios, nach so
langer Zeit ist es aber nur noch ärgerlich und verwirrend.
Die aktuelle, durchaus gelungene BVG-Werbung "Wir haben den
Lichtschutzfaktor verdoppelt" muß bei fast allen unterirdischen Bahnhöfen
der U5 als Verhöhnung der Fahrgäste empfunden werden. So wurde bei
einer Reihe von Bahnhöfen genau die Hälfte der Leuchtstofflampen außer
Betrieb gesetzt. Das ist besonders bei Bahnhöfen
mit dunklen Wandfliesen, z.B. Weberwiese, fatal.
Auf manchen Bahnhöfen regnet es seit Jahren durch, z.B. auf Frankfurter
Allee. Dort wurde zwar ein edler Übergang zum Ringcenter geschaffen,
aber zu der in wenigen Metern Entfernung notwendigen Tunnelabdichtung
hat es nicht gereicht.
Die Sauberkeit der Züge, die in Hönow gekehrt werden, ist häufig
unzureichend. Natürlich kann in Hönow keine Grundreinigung erfolgen.
Aber leere Bierdosen und alte Zeitungen kann man sehr wohl entfernen.
Und auch die oberirdischen Streckenabschnitte werden viel zu selten
gereinigt. Auf einem Bahnhof wie Kaulsdorf-Nord seinen Blick über die
Gleise schweifen zu lassen, sollte man unterlassen. Man könnte meinen,
auf einer Müllkippe zu stehen.
Zuversicht und Forderung
Die Fahrgäste erwarten keine Wunder, aber der Berliner Fahrgastverband
IGEB hat noch die Hoffnung, daß viele der baulichen Unzulänglichkeiten durch
die bevorstehende Streckensanierungbeseitigt werden. Bezüglich der
katastrophalen Fahrgastinfomation aber ist unverzügliches Handeln
angesagt. Das jetzt vermittelte Bild, daß der west-geprägten BVG die
Ost-Berliner U-Bahn-Linie 5 vollkommen gleichgültig ist, muß umgehend
korrigiert werden.
IGEB
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