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Meinungen zum neuen S-Bahn-Zug

Anläßlich des 70-jährigen Bestehens der S-Bahn-Hauptwerkstatt Schöneweide (ehemals Reichsbahn-Ausbesserungswerk - RAW) veranstaltete die S-Bahn-GmbH zwei gut besuchte Festtage (11. und 12. Mai 1996), von denen der erste den Mitarbeitern der S-Bahn und deren Angehörigen Vorbehalten war. An beiden Tagen hatten die Besucher Gelegenheit, einen Zug der neuen S-Bahn-Baureihe 461 genauer „unter die Lupe zu nehmen“. Der Berliner Fahrgastverband war an beiden Tagen vor Ort und nutzte die Gelegenheit, die ersten Eindrücke des Publikums vom neuen Zug mittels Fragebögen zu erfassen.

Da eine erste allgemeine Beurteilung ohne Details erwünscht war, mußten die Teilnehmer an der Umfrage zu den verschiedenen Punkten lediglich Kreuze machen in den Spalten "Zustimmung", "Unentschieden", "Ablehnung" und "keine Meinung".

Gefragt wurde nach der Farbgebung außen, der Breite der Türen, Anzahl und Anordnung, der Aufteilung des Innenraumes, der Anordnung der Sitze, den Notruf- und Informationseinrichtungen, den Stellflächen für Gepäck usw., den Übergängen zwischen den Wagen und abschließend nach dem Gesamteindruck.

Der Rücklauf mit 137 auswertbaren Fragebögen gebietet zwar eine gewisse Zurückhaltung in der Interpretation der Ergebnisse, ist aber ausreichend, um Tendenzen ablesen zu können. Unterstützt wird dies, da zu keiner Frage die Nennung "keine Meinung" über 5% betrug, so daß dies vernachlässigt werden konnte. Bei der nachfolgenden Aufführung von Quotenpaaren steht die erste Zahl stets für die Meinung der Besucher des Mitarbeitertages, die zweite für die des Fahrgasttages.

Fahrzeughalle
Foto: Thomas Billik
Holzbank
Groß war der Andrang am Tag der offenen Tür in der S-Bahn Hauptwerkstatt in Schöneweide. Im Mittelpunkt des Interesses stand ein Zug der neuen Baureihe 481. Überrascht wurden die Besucher mit dem Modell einer Holzbank für den neuen Zug, das bei den meisten Besuchern große Zustimmung fand. Es ist dennoch zu befürchten, daß sich die S-Bahn GmbH nicht traut, ein solches vermeintlich antiquiertes Sitzmöbel in ihre neuen Züge einbauen zu lassen, nicht einmal probeweise. Foto: Marc Heller

1. Farbgebung

Nur die Hälfte der Antwortenden, 54% der Mitarbeiter der S-Bahn und 50% der Fahrgäste, befürworteten die neue Farbgebung des vorgestellten Zuges, während immerhin ein Drittel unentschieden war und 13% bzw. 16% dagegen waren. Hier zeigt sich wohl der starke (oder nostalgische?) Wunsch der Berliner nach Erhalt der klassischen Farbgebung der Berliner Verkehrsmittel.

2. Türen

Zu den Türen äußerten sich sowohl S-Bahn-Mitarbeiter (83%) als auch Fahrgäste (76%) überwiegend positiv, die Ablehnung lagjeweils unter 5%.

3. Innenraum

Hier waren die Meinungen eher "durchwachsen": Nur der Hälfte der S-Bahner und der Fahrgäste (53% bzw. 48%) gefiel die Innenraumaufteilung, über ein Drittel war unentschieden.

4. Anordnung der Sitze

Auch wenn die Zustimmung die Ablehnung überwog, nirgends war die Zurückhaltung so groß. In beiden Gruppen kreuzte die Hälfte unentschieden an (48% bzw. 46%).

5. Notruf- und Infonnationseinrichtungen

Hier gab es deutliche Unterschiede: Von den S-Bahnern äußerten sich 54% positiv und 26% negativ - die höchste Ablehnungsquote überhaupt! Bei den Fahrgästen war das Verhältnis dagegen 70% zu 3%. Es bleibt die Frage, warum sich die S-Bahn-Mitarbeiter so skeptisch äußerten. Fürchten sie einen häufigen Mißbrauch der Kommunikationseinrichtungen?

6. Stellflächen

Zu dieser Frage gab es mit 19% die stärkste Ablehnung der Fahrgäste, aber auch 14% der S-Bahner können sich mit dem "Freiflächenkonzept" des neuen Zuges nicht anfreunden. Gut ein Drittel war unentschieden.

7. Wagenübergänge

Ein einheitliches Bild: Deutliche Zustimmung sowohl bei den Betriebsangehörigen (72%) als auch bei den künftigen Nutzern (84%), die zu diesem Punkt ihre stärkste Zustimmung äußerten.

8. Gesamteindruck

Den "Fahrern" gefällt der neue Zug mit 65% Zustimmung etwas besser als den "Gefahrenen", von denen sich 59% positiv äußerten. Fast alle anderen waren unentschieden.

Natürlich hätte die IGEB gern auch nach der Beurteilung der Holzsitze gefragt. Aber der Bau eines Modelles für Holzsitze in den neuen Zügen war ein gut gehütetes Geheimnis, mit dem die Mitarbeiter der Hauptwerkstatt die Kollegen und Fahrgäste - und wahrscheinlich auch die Fahrzeughersteller - überraschten. Eine Umfrage der S-Bahn GmbH zu den Holzsitzen brachte jedoch eine bemerkenswert hohe Zustimmung.

Hoffentlich ist dies für die Verantwortlichen Motivation genug, zunächst einmal für den vorhandenen Wagenpark die überfällige Entscheidung "pro Holz" zu treffen, denn einerseits werden die Holzbänke verschrotteter Züge der BR 475 nicht mehr weggegeben, sondern für den Einbau in die BR 476 eingelagert, andererseits fehlt noch immer die Entscheidung, die schrecklichen Kunststoffsitze nun endlich auch durch diese Holzbänke zu ersetzen. Jeder, der diese Entscheidung verzögert, sollte an einem heißen Sommertag mal eine Stunde "Plaste-Klasse" fahren

IGEB

aus SIGNAL 5/1996 (Juli 1996), Seite 2

 

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